„Offenbar will man einen Stachel im Fleisch weghaben“

Bischof Genn beklagt fehlendes Verständnis für den Zölibat

Bischof Felix Genn aus Münster hat ein fehlendes Verständnis für die Lebensform des Zölibats beklagt. Ihn schmerze es sehr, dass diese ständig unter „Beschuss“ gerate, sagte er im „Kirche+Leben“-Interview.

 

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Bischof Felix Genn aus Münster hat ein fehlendes Verständnis für die Lebensform des Zölibats beklagt. In einem Interview mit der Bistumszeitung „Kirche+Leben“ aus Münster sagte Genn: „Wir haben in unserer westlichen Kultur den Sinn für dieses innere Geheimnis eines Lebens in der Nachfolge Jesu verloren.“ Ihn schmerze es sehr, dass dies ständig unter „Beschuss“ gerate. Genn leitet innerhalb der Deutschen Bischofskonferenz die Kommission IV für geistliche Berufe und kirchliche Dienste. Der Bischof äußerte sich zum katholischen Weltgebetstag um geistliche Berufe, der jeweils am vierten Ostersonntag und damit in diesem Jahr am 12. Mai begangen wird. Der Zölibat ist die Pflicht zur Ehelosigkeit für katholische Priester.

„Die generelle Forderung nach der Abschaffung dieser Lebensform, der Lebensform Christi, ist auch ein ständiger Angriff auf gelebte Lebensformen“, sagte der Bischof. Offenbar wolle man „einen Stachel im Fleisch weghaben“, so Genn, „denn der Zölibat ist ja ein Stachel im Fleisch“. Weiter stellte  der Bischof fest: „Die zölibatäre Lebensform wird geradezu als zugespitzter Ausdruck einer vermeintlich durchweg negativ-pessimistischen Auffassung der Kirche von der menschlichen Sexualität verstanden.“

 

„Unsere jüngeren Priester sind sehr aufgeschlossen“

 

„Sehr froh“ zeigte sich Genn über die jüngeren Priester, die er in den vergangenen zehn Jahren geweiht hat. „Sie machen überhaupt nicht den Eindruck eines konservativen Clubs, sondern sind sehr aufgeschlossen.“ Mit Blick auf Männer, die Priester werden könnten, sagte Genn: „Die Vereinigten Staaten sind da viel kreativer als wir.“ So gebe es in den USA Initiativen, bei denen Priester junge Männer ansprechen, von denen sie den Eindruck haben, der Priesterberuf könne ein Lebensweg für sie sein.

„Der Priesterberuf konnte in einer geschlossenen katholischen Welt viel leichter wachsen, weil er dazu gehörte und eine gewisse gesellschaftliche Stellung versprach“, sagte der Bischof. „Das ist vorbei.“ Es brauche eine jahrelange Begleitung, „damit sich herauskristallisieren kann, wo das hingeht“. Genn war von 1997 bis 1999 zuständig für die Priesterausbildung im Studienhaus St. Lambert in Lantershofen zwischen Bonn und Koblenz, wo es für sogenannte Spätberufene die Möglichkeit des Zugangs zum Theologiestudium ohne Abitur gibt.

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