Mainzer Bischof: Nur ein Konzil der Weltkirche könnte etwas ändern

Bischof Kohlgraf hält Weihe von Frauen für unrealistisch

Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf rechnet in absehbarer Zeit nicht mit einer Zulassung von Frauen zu kirchlichen Weiheämtern wie etwa dem Priesteramt. Das schreibt er in einer am Dienstag in Mainz veröffentlichten Stellungnahme.

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Der Mainzer katholische Bischof Peter Kohlgraf rechnet in absehbarer Zeit nicht mit einer Zulassung von Frauen zu kirchlichen Weiheämtern wie etwa dem Priesteramt. „Ich sehe in dieser Frage derzeit keine realistische Perspektive der Veränderung“, schreibt Kohlgraf in einer am Dienstag in Mainz veröffentlichten Stellungnahme.

Nur ein „Konzil der Weltkirche“ könnte sich nach seiner Ansicht überhaupt neu mit dieser Frage befassen, betont Kohlgraf. Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) sowie Teilnehmer der Aktion Maria 2.0 hatten zuletzt massiv eine Zulassung von Frauen zu allen kirchlichen Ämtern gefordert, also auch zum Priesteramt.

 

„Johannes Paul II. hat Dynamik unterschätzt“

 

Kohlgraf verwies darauf, dass Papst Johannes Paul II. die Zulassung der Frauen zu kirchlichen Ämtern „mit hoher lehramtlicher Autorität ausgeschlossen“ habe. Johannes Paul II. hatte 1994 in einem lehramtlichen Schreiben betont, dass die katholische Kirche „keinerlei Vollmacht“ habe, „Frauen die Priesterweihe zu spenden“.

Johannes Paul II. habe damit versucht, „die Diskussion um die Zulassung von Frauen zu den Weiheämtern ein für alle Mal zu beenden“, so Kohlgraf. Es zeige sich aber, dass der damalige Papst „die Dynamik unterschätzt hat, und gleichzeitig massiv unterschätzt hat, welches Gefühl von Ungerechtigkeit und Diskriminierung die kirchliche Praxis und Lehre bei vielen Gläubigen auslöst“. Kohlgraf: „So kann man eine Debatte nicht (mehr) unterdrücken, und sie wird ja in zunehmender Heftigkeit geführt.“

 

Kohlgraf glaubt nicht an regionale Lösungen

 

Als Bischof nehme er „jedoch auch eine andere Seite wahr“, die er nicht einfach ignorieren könnne, so Kohlgraf. „Und ich gebe zu, dass die Unvereinbarkeit der Sichtweisen mich auch ratlos macht.“ Papst Johannes Paul II. habe sich auf den Willen Jesu berufen und damit die endgültige Unmöglichkeit einer Veränderung der kirchlichen Praxis betont. Das bedeute, dass kein Papst einfach diese Entscheidung kippen könne. Papst Franziskus habe ebenfalls davon gesprochen, dass „diese Tür geschlossen“ sei.

Da der Ausschluss der Frauen von Weiheämtern „quasi als Glaubenssatz verkündet“ worden sei, werde es „auch keine regionalen Sonderlösungen geben können“, schreibt der Mainzer Bischof. Man dürfe zudem „den Einfluss einer Bischofskonferenz, die hier natürlich auch nicht einheitlich votieren wird“, nicht überschätzen. Im Blick auf die gesamte Weltkirche werde es hier „keine Mehrheit geben“, so Kohlgraf.

 

„Erhebliches Spaltungspotenzial“

 

Es sei zudem offenkundig, dass die Frage der Zulassung von Frauen zu kirchlichen Weiheämtern „erhebliches Spaltungspotenzial“ habe. Die bei Maria 2.0 vertretenen Positionen zur Rolle der Frau würden nicht von allen geteilt. Die lauten und nicht selten verletzenden Stimmen von beiden Seiten führten ihn selbst an persönliche Grenzen und auch „an die Grenzen meines bischöflichen Dienstes an der Einheit der Kirche“, schreibt Kohlgraf.

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