Mainzer Bischof: Hass und Rache – haben dann nicht die Verbrecher gewonnen?

Bischof Kohlgraf zu Ukraine-Krieg: „Nie mehr vergeben“ – das hilft nicht

  • Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf zeigt sich besorgt über einen zunehmenden Hass im Ukraine-Krieg.
  • Neben den Gräueltaten der russischen Angreifer sei zuletzt immer wieder von Menschen aus der Ukraine zu vernehmen gewesen: "Wir werden euch nie vergeben".
  • "Wollen wir uns unsere Zukunft durch Hass und den Gedanken der Rache vergiften lassen?", fragte Kohlgraf.

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Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf zeigt sich besorgt über einen zunehmenden Hass im Ukraine-Krieg. Neben den Gräueltaten der russischen Angreifer sei zuletzt immer wieder von Menschen aus der Ukraine zu vernehmen gewesen: "Wir werden euch nie vergeben", sagte Kohlgraf in einer Predigt in Worms. Ihn lasse "eine solche Aussage erschaudern", so der Präsident der Friedensbewegung Pax Christi Deutschland.

Zwar gebe es "keinen Anspruch auf Vergebung angesichts unbeschreiblicher Kriegsverbrechen" gegen die Zivilbevölkerung und die zivile Infrastruktur eines Landes. Doch müsse man auch fragen, wie mit einer unversöhnlichen Haltung die Welt in den nächsten Jahrzehnten gestaltet werden solle. "Wollen wir uns unsere Zukunft durch Hass und den Gedanken der Rache vergiften lassen?", fragte Kohlgraf. "Haben dann nicht die Verbrecher gewonnen?"

"Nicht von Rache und Hass bestimmen lassen"

Der Pax-Christi-Präsident prognostizierte: "Wir werden schwere Wege gehen." Angesichts zahlreicher Kriege könne überall auf der Welt das Motto "Wir werden euch nicht vergeben" gelten: "Die Lage ist mehr als ernst."

Es werde in Zukunft Menschen brauchen, "die sich nicht durch Rache und Hass bestimmen lassen, sondern durch das Bemühen um Gerechtigkeit und Versöhnung". Vom Evangelium her sei dauerhafter Frieden eine Folge von Gerechtigkeit.

"Vergeben heißt nicht vertuschen oder vergessen"

Vergebung heiße nicht, den Mantel des Schweigens über Verbrechen zu decken. "Es entspricht dem Evangelium, wenn Kriegsverbrecher Verantwortung übernehmen müssen für ihre Taten, wenn den Opfern größtmögliche Gerechtigkeit widerfährt, wenn eine internationale Gemeinschaft um die Einhaltung internationalen Rechts bemüht ist", sagte Kohlgraf. Vergebung bedeute nicht Vertuschung und nicht Ignoranz.

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