"Einrichtungen für Religion nicht haftbar machen für Politik des Staates Israel"

Bischof Neymeyr kritisiert Anti-Israel-Proteste vor Synagogen

  • Der Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz für die Beziehungen zum Judentum, Bischof Ulrich Neymeyr, kritisiert Vorfälle bei antiisraelischen Protesten.
  • Man könne Einrichtungen für Religion der Juden in Deutschland nicht haftbar machen für die Politik des Staates Israel.
  • Neymeyr leitet die Unterkommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum der Bischofskonferenz.

Anzeige

Der Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz für die Beziehungen zum Judentum, Bischof Ulrich Neymeyr, kritisiert Vorfälle bei antiisraelischen Protesten. "Es ist in Deutschland verboten, Flaggen dieses Staates zu verbrennen - aus gutem Grund", sagte der Erfurter Bischof dem Kölner "Domradio". Man könne gegen die Politik eines Staates aber demonstrieren und auf andere Weise seinen Unmut äußern: "Üblicherweise geschieht dies vor der Botschaft oder einem Konsulat dieses Landes."

Aber es dürfe nicht vor Synagogen geschehen. "Denn das erweckt ja den Eindruck, als seien die Synagogen in Deutschland Einrichtungen des Staates Israel. Das übersieht völlig, dass die große Mehrheit der Juden, die in Deutschland leben, deutsche Staatsbürger sind", betonte der Bischof. Sie lebten in einem anderen Staat und man könne ihre Einrichtungen für Religion nicht haftbar machen für die Politik des Staates Israel.

 

Ausschreitungen und Angriffe

 

In den vergangenen Tagen war es an mehreren Orten in Deutschland, darunter vor der Synagoge in Münster, zu Ausschreitungen bei antiisraelischen Demonstrationen anlässlich der Gewalt im Nahost-Konflikt gekommen. Zudem gab es Angriffe auf jüdische Einrichtungen.

Neymeyr erklärte, Deutschland habe eine besondere Verpflichtung, Antijudaismus zu bekämpfen. "Das ist ganz klar, weil wir gesehen haben, welch grausame Folgen das haben kann." Deshalb müsse man allen anderen Menschen, die keine Christen sind, sagen, "dass wir in Deutschland diese religiöse Pluralität wollen und dass für uns als erstes der Mensch zählt, der da ist und nicht, welche Hautfarbe er hat oder welche Religion oder welches Geschlecht oder ob er Migrant ist oder Flüchtling".

 

Bischof: Juden nach wie vor Bundesvolk Gottes

 

Neymeyr unterstrich das Engagement der katholischen Kirche in Deutschland gegen Antisemitismus. Die Bischofskonferenz sei zudem in guten Gesprächen mit den deutschen Rabbinerkonferenzen. "Wir sehen natürlich, dass der Antisemitismus, den es leider Gottes immer noch gibt, auch christliche Wurzeln hat. Das kann man gar nicht übersehen, dem müssen wir uns stellen, wir müssen uns unserer Geschichte stellen", sagte der Leiter der Unterkommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum der Bischofskonferenz.

Alle Katholiken müssten wissen: "Für uns als katholische Kirche sind die Juden nach wie vor ein Bundesvolk Gottes. Gott hat den Bund mit dem Volk Israel niemals aufgekündigt", sagte der Erfurter Bischof.

Anzeige