Sozialbischof über Grundrechte, Impfreihenfolge und die eigene Impfung

Bischof Overbeck: Für Geimpfte entfallen Einschränkungsgründe

  • Franz-Josef Overbeck, Sozialbischof der Deutschen Bischofskonferenz, hält es nicht für vertretbar, Geimpften weiter Grundrechte vorzuenthalten.
  • „Die Grundrechte mussten deshalb teilweise eingeschränkt werden, weil der Gesundheitsschutz das geboten hat“, sagte der Essener Bischof.
  • „Wenn Geimpfte das Virus allerdings nicht mehr übertragen können, dann entfällt dieser Einschränkungsgrund schlicht.“

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Franz-Josef Overbeck, Sozialbischof der Deutschen Bischofskonferenz, hält es nicht für vertretbar, Geimpften weiter Grundrechte vorzuenthalten. „Die Grundrechte mussten deshalb teilweise eingeschränkt werden, weil der Gesundheitsschutz das geboten hat“, sagte der Essener Bischof der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). „Wenn Geimpfte das Virus allerdings nicht mehr übertragen können, dann entfällt dieser Einschränkungsgrund schlicht.“

Das könne vielleicht auf den ersten Blick ungerecht erscheinen. „Ich hielte es aber für absolut falsch, Grundrechtseinschränkungen nur deshalb aufrechtzuerhalten, weil noch nicht allen Menschen ein Impfangebot gemacht werden konnte oder noch keine Herdenimmunität herrscht.“ Das seien keine belastbaren Gründe, die sicherlich auch vor Gericht keinen Bestand hätten.

 

„Alle sollten sich impfen lassen - aus Solidarität“

 

Overbeck rief alle Bürger auf, sich impfen zu lassen, sofern keine guten Gründe dagegensprechen. Impfen führe zu weniger Neuinfektionen und rette Menschenleben, wie in Ländern mit hoher Impfquote zu sehen sei. Die Impfungen schützten nicht nur die Geimpften selbst, sondern auch alle anderen. Denn mit hoher Wahrscheinlichkeit verbreiteten Geimpfte das Virus nicht weiter. „Impfen ist darum ein Gebot der Solidarität und der einzige Weg, um die Covid-19-Krise langfristig unter Kontrolle zu bekommen“, betonte der Bischof.

Zur Impfreihenfolge sagte Overbeck, der Deutsche Ethikrat habe für die Priorisierung gute und überzeugende Gründe angeführt. Sie gälten auch jetzt noch. Vor dem Hintergrund steigender Infektionszahlen und schwerer Krankheitsverläufe bei der jüngeren Bevölkerung könne er aber den Wunsch vieler Menschen sehr gut nachvollziehen, möglichst bald ein Impfangebot zu bekommen. „Darum halte ich es für klug, dass die Bundeskanzlerin angesichts zunehmender Impfstofflieferungen mit dem Monat Juni eine klare Perspektive für eine Aufhebung benennt.“

 

Gegen Impfnationalismus

 

Nach Worten von Overbeck, der auch für das katholische Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat zuständig ist, muss beim Thema Impfen auch global gedacht werden. „Ein Impfnationalismus von einigen wohlhabenderen Staaten wäre nicht nur unsolidarisch, sondern mit Blick auf mögliche Mutationen auch eine Gefahr für alle Menschen.“

Overbeck hat nach eigenen Angaben noch keine Corona-Impfung erhalten. Er habe aber bereits einen Impftermin vereinbaren können, „den ich mit Sicherheit auch wahrnehmen werde“.

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