Happe sieht Aufnahmelager für Flüchtlinge in Afrika kritisch

Bischof von Mauretanien vermisst „echte“ EU-Einwanderungspolitik

Kritik an der EU-Flüchtlingspolitik hat der katholische Bischof von Nouakchott in Mauretanien, Martin Happe, geübt. Der seit 1973 in Afrika lebende gebürtige Münsterländer vermisst eine echte Einwanderungspolitik.

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Der Bischof von Mauretanien, Martin Happe, vermisst auch nach dem jüngsten EU-Gipfel eine echte Einwanderungspolitik für zeitlich begrenzte und dauerhafte Aufenthalte von Nicht-Europäern. Zu Kirche-und-Leben.de sagte Happe: „Solange ich nur als Asylbewerber oder Fußball-Star in Deutschland eine Aufenthaltsgenehmigung bekommen kann, wenn ich Afrikaner bin, stimmt etwas nicht.“ Die meisten Menschen, die nach Europa aufbrechen würden, um Geld für sich und ihre Familien zu verdienen, hätten keineswegs die Absicht, sich in Europa zu etablieren. „Sie sind mit ihrer Heimat und ihren Familien eng verbunden.“

 Bischof Martin Happe lebt seit 1973 in Afrika. | Foto: Jens Joest
Bischof Martin Happe lebt seit 1973 in Afrika. | Foto: Jens Joest

Kritisch äußerte sich der Bischof auch zu Überlegungen der EU, Aufnahmelager für Flüchtlinge in Nordafrika einzurichten. „Es würde mich wundern, wenn ein nordafrikanisches Land bereit wäre, solche Aufnahmelager bei sich zu dulden“, so Happe. „Sieht so echte Partnerschaft aus?“, fragte der Bischof. Abschottungsversuche hätten noch nie geklappt – weder die „Große Mauer“ in China noch der Limes, der Barbaren davon abhalten sollte, ins Römische Reich einzudringen.

 

„Echte Partnerschaft ist schwierig“

 

Zur Äußerung von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), sie wolle mit Afrika eine echte Partnerschaft, erklärte Happe: „Es bleibt zu hoffen, dass es sich hier nicht um einen frommen Wunsch handelt.“ Es sei schwierig, echte Partnerschaft zu üben, wenn einer der Partner wirtschaftlich abhängig sei. In der mauretanischen Hauptstadt Nouakchott finde gerade ein Gipfel der Staatschefs der Mitglieder der Afrikanischen Union statt.

Über die 40 Teilnehmer werde aber nur global gesprochen. Dagegen höre man seit Wochen den Namen des französischen Präsidenten Emmanuel Macron, der für einen Kurzbesuch erwartet werde. „Käme Angela Merkel, wäre das Bild das gleiche“, erklärte Happe.

 

Ausbildung in Mauretanien für Migranten

 

Happe stammt aus Sendenhorst im Kreis Warendorf. Er wurde 1995 in Münster zum Bischof von Nouakchott in Mauretanien geweiht und gehört dem Orden der Weißen Väter an. Er lebt seit 1973 in Afrika, davon 22 Jahre in Mali und 23 Jahre in Mauretanien.

Der Bischof setzt sich nach eigenen Worten seit Jahrzehnten dafür ein, dass Bauern und Viehzüchter in ihrer gewohnten Umgebung ein menschenwürdiges Leben führen können. In Mauretanien gebe es auch eine Ausbildungsstätte für Migranten. Dort lernen sie nach Angaben Happes Sprachen und können eine berufliche Qualifizierung erwerben.

Außerdem bekämen sie Rechtsberatung und Informationen zur prekären Lage von Migranten in Europa. Etliche wollten mit der Qualifizierung in ihre Heimat zurückkehren, andere trotzdem das Risiko einer abenteuerlichen und gefährlichen Weiterreise nach Europa auf sich nehmen. „Wir können sie nicht davon abhalten“, erklärte Happe.

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