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Der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer sieht Chancen auf Veränderungen in der Kirche. „Es wird vielleicht länger dauern, als es dem einen oder anderen lieb ist, aber ich bin zuversichtlich“, sagte er der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Vom „synodalen Weg“, den die deutschen Bischöfe zur Erneuerung der Kirche einschlagen wollen, erhoffe er sich „eine neue Art und Weise des Denkens“.
Der Ordensmann kritisierte die hierarchischen Strukturen und die männliche Prägung der katholischen Kirche. „Um das zu ändern brauchen wir eine Diskussionskultur, in der alle mitreden dürfen: Frauen, Männer, Ordensleute“, forderte er. Vor allem bei der Frage nach der Rolle der Frau nehme er große Spannungen unter den Katholiken wahr.
Frauen-Weihe und Zölibat
Zur Frage, ob Frauen zu Priesterinnen geweiht werden sollten, sagte Wilmer: „Ich finde nicht, dass dies ein Thema ist, über das man nicht reden darf.“ Weiter forderte er „ein Gespräch darüber, inwieweit der Pflichtzölibat angebracht ist“. Er beobachte, dass viele Priester, die alleine leben, vereinsamten.
Seine vielkritisierte Aussage, der Missbrauch von Macht stecke „in der DNA der Kirche“, bekräftigte Wilmer. Er stehe „auf jeden Fall“ zu dieser Formulierung: „Solange es die Kirche gibt, gab es auch immer gewisse Strukturen, die nicht gut sind.“
„Kirche selbst ist sündig“
Er habe nicht sagen wollen, die Kirche sei ein Sündenpfuhl: „Sie ist einerseits heilig, von Gott her. Aber sie ist andererseits auch sündig, von den Menschen her. Nicht nur der einzelne Mensch ist sündig, sondern die Kirche qua Institution.“
Die Frage, wie die Kirche nach den Missbrauchsfällen Glaubwürdigkeit wiedererlangen könne, ist aus Sicht des 58-Jährigen „viel zu selbstbezogen“. Die eigentliche Frage müsse lauten, wie die Kirche näher bei den Schwachen und Bedrängten sein könne.