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Katholische und evangelische Kirche haben unterschiedlich auf das verlängerte Verbot öffentlicher Gottesdienste reagiert. Während die Deutsche Bischofskonferenz die Maßnahmen kritisieren, unterstützt die Evangelische Kirche die Entscheidung der Politik.
Katholische und evangelische Kirche haben unterschiedlich auf das verlängerte Verbot öffentlicher Gottesdienste reagiert. Die Deutsche Bischofskonferenz zeigte sich enttäuscht über die Ankündigung von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), während die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) ihre Unterstützung der Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie betonte. Beide Kirchen kündigten an, bei dem für Freitag geplanten Gespräch mit der Bundesregierung Lösungsvorschläge zur Religionsausübung unter Wahrung des Infektionsschutzes einbringen zu wollen.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, erklärte, angesichts von ersten Lockerungsmaßnahmen in anderen Bereichen des öffentlichen Lebens könne er das Verbot nicht nachvollziehen. Dies sei auch „nach der sehr deutlichen Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts“ schwer nachvollziehbar, sagte er am Mittwoch in Bonn. Das Gericht hatte erklärt, dass die Verbote einen schweren Eingriff in das Grundrecht auf Religionsfreiheit darstellen und deshalb fortlaufend überprüft werden sollten.
Bätzing: Wir können Hygiene-Standards einhalten
Weiter betonte der Limburger Bischof, die Ostertage hätten gezeigt, dass Gottesdienste vielen Millionen Menschen Orientierung und Halt unter den schwierigen Lebensbedingungen der Krise gäben. Das Verbot greife tief in das Recht der freien Religionsausübung ein. Der Tageszeitung „Welt“ (Donnerstag) sagte Bätzing zudem, für die katholische Kirche könne er sagen, dass diese durchaus in der Lage sei, die Hygiene-Standards und Abstandsregeln einzuhalten.
Auch der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, wünscht sich eine baldige Lockerung beim Gottesdienstverbot. „Wir erwarten, dass unter Berücksichtigung aller Schutzmaßnahmen, den Religionsgemeinschaften wieder Möglichkeiten eröffnet werden, unter Berücksichtigung strenger Regeln in eingeschränktem Maß wieder zu Gottesdiensten zusammenzukommen“, erklärte Sternberg am Donnerstag in Bonn. Die Ostertage hätten gezeigt, dass mediale Übertragungsformen eine Hilfe, aber kein Ersatz seien.
Zugleich bekräftigte Sternberg, dass er Verständnis für die grundsätzlichen Maßnahmen habe. „Der Schutz der Gesundheit der Menschen, insbesondere der besonders gefährdeten, muss auch weiterhin höchste Priorität haben.“
Evangelische Kirche glaubt an Einigung
Die Evangelische Kirche in Deutschland unterstütze „ausdrücklich die weiterhin notwendige gesamtgesellschaftliche Anstrengung, das Leid, das durch die Ausbreitung des Coronavirus entsteht, soweit irgend möglich zu begrenzen“, sagte der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm am Mittwochabend in Hannover. Merkel habe „ausdrücklich gewürdigt, dass die Kirchen am gerade zurückliegenden Osterfest vielfältige Wege gefunden haben, Gottesdienste zu feiern, ohne sich in den Kirchen zu versammeln und damit das Infektionsrisiko zu erhöhen“, so der Bayerische Landesbischof. „Dafür sind wir dankbar.“
Mit Blick auf die Gespräche mit der Bundesregierung zeigte er sich „zuversichtlich, dass das sehr bald zu einvernehmlichen Klärungen führt, die verantwortbare Formen des Gottesdienstes in unseren Kirchen wieder ermöglichen“.
UPDATE 16.04.2020, 12.50: Position Sternberg