Nennung der Täter-Namen soll Betroffene ermutigen, sich zu melden

Bisher anonyme Missbrauchstäter: Aachen will Namen veröffentlichen

  • Bisher anonyme Täter sexualisierter Gewalt sollen nach dem Willen des Bistums Aachen beim Namen genannt werden.
  • Experten sollen dazu bis zum Herbst ein Konzept veröffentlichen.
  • Die Nennung der Täter-Namen soll Betroffene ermutigen, sich zu melden.

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Das Bistum Aachen will die Namen von bisher anonym gebliebenen, mutmaßlichen Tätern sexualisierter Gewalt öffentlich nennen. Das sei nach intensiven Gesprächen mit einem Beraterstab beschlossen worden, teilt die Diözese mit. Auf diese Weise sollten bislang noch unbekannte Betroffene aufgerufen werden, sich zu melden.

"Betroffene müssen sich anvertrauen können und dürfen keine neuen Ohnmachtserfahrungen machen", sagte Bischof Helmut Dieser. "Gründlichkeit geht vor Schnelligkeit."

Konzept bis Herbst

Für die Namensnennung sollen Experten bis Herbst ein Konzept erarbeiten. Veröffentlicht werden sollen zum einen die Namen der Täter, die in einer 2020 veröffentlichten Missbrauchsstudie erfasst sind, aber auch weitere dem Bistum bekannte Namen. Als Täter würden diejenigen gelten, die entweder verurteilt wurden oder nach Überzeugung der Kirche im Bistum Aachen Täter waren oder sind, hieß es.

Im November 2020 hatten Rechtsanwälte ein Gutachten zu sexualisierter Gewalt im Bistum Aachen veröffentlicht. Darin wurden lediglich die Namen leitender Geistlicher genannt, denen Fehler im Umgang mit Missbrauchstätern vorgeworfen werden.

Inzwischen 98 beschuldigte Priester

Das Gutachten verzeichnet für die Jahre 1965 bis 2019 insgesamt 81 mutmaßliche Täter und 175 Betroffene. Das Bistum teilte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) mit, die Zahl der beschuldigten Priester, Ordensleute, Diakone und Priesteramtskandidaten liege inzwischen bei 98.

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