Aus 200 Pfarreien könnten 50 pastorale Räume entstehen

Bistum Münster eröffnet Diskussion über neue pastorale Strukturen

  • In einer gemeinsamen Sitzung des Diözesanrats und Kirchensteuerrats hat die Leitung des Bistums Münster Pläne für neue pastorale Strukturen vorgestellt.
  • Verbunden ist die Entwicklung mit einem Sparprozess. Dieser sieht den Abbau des strukturellen Defizits von 32,7 Millionen Euro im nordrhein-westfälischen Teil des Bistums Münster bis 2025 vor.
  • Alle Pfarreien und viele weitere Gremien sind in den pastoralen Strukturprozess eingebunden, der ab Ende September in allen Kreisdekanaten vorgestellt wird.

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Die massiven demografischen Veränderungen und der deutliche Rückgang kirchlichen Lebens zwingen das Bistum Münster, seine pastoralen Strukturen neu zu ordnen. „Die Austrittszahlen schnellen in die Höhe, der Kirchenbesuch nimmt rapide ab, die Zahl der Priester im aktiven Dienst wird in den nächsten Jahren deutlich abnehmen“, schilderte Generalvikar Klaus Winterkamp die Situation im Bistum Münster, die nahezu parallel verläuft zur Gesamtlage der katholischen Kirche in Deutschland.

Im Rahmen einer gemeinsamen Tagung von Kirchensteuer- und Diözesanrat in der Akademie Franz-Hitze-Haus in Münster erläuterte Winterkamp den Prozess für die Entwicklung neuer pastoraler Strukturen im Bistum Münster: „Wir gestalten den Prozess offen, mit viel Kommunikation und einer Reihe von Veranstaltungen, an denen neben den hauptamtlich Mitarbeitenden alle Engagierten in den Pfarreien und Verbänden beteiligt sein sollen.“

 

Jedes Jahr 20.000 Katholiken weniger

 

Mit einem Zahlenwerk verdeutlichte der Generalvikar die Herausforderung, in den nächsten Jahren auf die massiven Veränderungsprozesse einzugehen: Die Zahl der Katholiken im Bistum Münster wird von derzeit 1,8 Millionen auf 1,6 Millionen in 2030 zurückgehen. Für 2040 rechnet das Bistum mit nur noch 1,38 Millionen Katholiken. Mehr als halbiert hat sich die Zahl der Gottesdienstmitfeiernden im Zeitraum von 2000 bis 2019 auf 147.000. Im Jahr 2000 zählte das Bistum noch 344.000 Kirchenbesucher.

Deutlich wird auch der Rückgang der Seelsorgenden ausfallen. „Heute sind 380 Priester im aktiven Dienst, 2030 vielleicht nur noch 200, weitere zehn Jahre später sind es dann vielleicht 100“, erläuterte Winterkamp die Prognose. Wenn alle Mitarbeitenden bis zum 75. Lebensjahr „durchhielten“, sähen die Zahlen besser aus, aber das dürfe man nicht voraussetzen.

 

Jede Pfarrei bleibt selbstständig

 

Angesichts dieser Entwicklungen wolle das Bistum die Pfarreien ermutigen, größere pastorale Räume zu bilden. Diese werden die Pfarreien nicht ersetzen, betonte der Generalvikar: „Jede Pfarrei bleibt selbstständig, auch in ihrer Vermögensverwaltung. Jetzt geht es darum, pastorale Teams zu bilden, die pfarrübergreifend tätig sein sollen.“

Konkret könnten so in den nächsten zehn oder 15 Jahren im gesamten Bistum Münster mit seinen derzeit rund 200 Pfarreien 40 bis 50 pastorale Räume entstehen. Das pastorale Team eines künftigen pastoralen Raums wird in der Regel und je nach Größe höchstens acht hauptamtliche Mitarbeitende umfassen.

 

Diskussionen statt Verordnungen

 

Zu Beginn der Sitzung machte Bischof Felix Genn deutlich, dass es keine verordneten Zusammenlegungen von Pfarreien geben wird. „Wir müssen die pastoralen Strukturen so gestalten, dass die Verkündigung des Evangeliums unter in Zukunft deutlich veränderten Rahmenbedingungen weiter gut möglich sein wird“, betonte der Bischof.

Die Bistumsleitung, so versicherte Winterkamp, unterbreite mit der Entwicklung neuer pastoraler Strukturen Vorschläge und keine Verordnungen: „Kooperationen und Teamarbeit zwischen Hauptamtlichen und freiwillig Engagierten werden ein größeres Gewicht gewinnen. Das gilt auch für das Engagement der Ehrenamtlichen insgesamt.“ Dies eröffne viele Chancen und Möglichkeiten.

 

Pastoral bleibt vor Ort

 

Die Leiterin der Hauptabteilung Seelsorge im Bischöflichen Generalvikariat, Maria Bubenitschek, versprach, bei dem Prozess alle Beteiligten einbinden zu wollen. „Es ist eine Gemeinschaftsleistung. Ein pastoraler Raum belässt die Verantwortung für die Entwicklung der Pastoral vor Ort. Das ist gut.“

Eingebunden ist die künftige pastorale Entwicklung in einen Sparprozess, der aufgrund sinkender Kirchensteuereinnahmen notwendig ist. Wie der Finanzchef des Bistums, Ulrich Hörsting, erklärte, arbeite die Verwaltung im nordrhein-westfälischen Teil des Bistums Münster am Abbau des strukturellen Defizits von 32,7 Millionen Euro bis 2025.

 

Ende der Beratungen bis Frühjahr 2023

 

Der Haushaltsplan für 2022 sieht Aufwendungen von 695,2 Millionen Euro vor, die Erträge werden mit 692,3 Millionen Euro beziffert. „Der Sparkurs ist notwendig. Derzeit müssen wir aufgrund der gestiegenen Baukosten mit höheren Aufwendungen bei Renovierungen rechnen“, sagte Hörsting. Hinzu komme eine Steigerung der Versorgungsaufwendungen.

Um die Diskussionen über die neuen pastoralen Strukturen in Gang zu bringen, ist eine Reihe von Veranstaltungen geplant. Vorgesehen ist, dass die Beratungs- und Entscheidungsphase des Strukturprozesses bis zum Frühjahr 2023 abgeschlossen werden kann.

Termine für Infoabende in allen Kreisdekanaten, Münster und Oldenburg:
Neben Veranstaltungen für diözesane Gremien, Räte und Berufsgruppen plant die Bistumsleitung Termine in den Kreisdekanaten, im Stadtdekanat Münster und im Offizialatsbezirk Oldenburg. Im Offizialatsbezirk wird es ab November 2021 Auftaktveranstaltungen in den Dekanaten geben. Im nordrhein-westfälischen Teil des Bistums Münster finden Informationsveranstaltungen von Ende September bis Anfang November statt: Montag, 27. September, Kreisdekanat Coesfeld; Dienstag, 28. September, Kreisdekanat Borken; 29. September, Kreisdekanat Warendorf; Montag, 25. Oktober, Kreisdekanat Kleve; Dienstag, 26. Oktober, Kreisdekanat Steinfurt; Mittwoch, 27. Oktober, Kreisdekanat Wesel; Donnerstag, 28. Oktober, Stadtdekanat Münster und Dienstag, 2. November, Kreisdekanat Recklinghausen. Für jedes Kreisdekanat und für das Stadtdekanat Münster gibt es so genannte Regional-Teams. Diese sind die ersten Ansprechpartner für Fragen in der jeweiligen Region. Zudem gibt es einen Beirat, der die unterschiedlichen pastoralen Akteure im Bistum abbildet.

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