Genn: Unsere Verantwortung liegt beim Auftreten der Kirche

Bistum Münster: Gläubigenzahl und Finanzkraft 2060 halbiert

Im Bistum Münster werden sich die Zahl der Katholiken und die Erträge der Kirchensteuer bis 2060 halbieren. Die Zahlen einer bundesweiten Studie wurden dem Diözesanrat und dem Kirchensteuerrat erläutert.

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Im Bistum Münster werden sich die Zahl der Katholiken und die kaufkraftbereinigten Erträge der Kirchensteuer bis 2060 halbieren. Damit entwickelt sich das Bistum ähnlich wie in einer Anfang Mai vorgestellten bundesweiten Studie vorhergesagt. Die Ergebnisse für das Bistum wurden am Freitag dem Diözesanrat und dem Kirchensteuerrat erläutert.

David Gutmann vom Forschungszentrum „Generationenverträge“ der Universität Freiburg, das die Prognose erarbeitet hatte, sagte, schon 2035 werde es im Vergleich zu 2017 ein Fünftel weniger katholische Kirchenmitglieder im Bistum Münster geben. Dies treffe ein, wenn sich das Tauf-, Austritts- und Aufnahmeverhalten wie in den vergangenen Jahren fortsetze.

 

Kaufkraft stagnierender Einnahmen sinkt

 

Ein weiterer Grund ist die Bevölkerungsentwicklung: Es wird prognostiziert, dass die Zahl der Sterbefälle bei Katholiken die Zahl der Kinder übertrifft, die von katholischen Müttern geboren werden.

Der Mitgliederrückgang habe Folgen für die Finanzen: „Die sinkende Zahl an Kirchensteuerzahlen wird dazu führen, dass die Einnahmen nicht im gleichen Maße wachsen wie die Ausgaben“, sagte Gutmann. In absoluten Zahlen werde das Kirchensteueraufkommen „tendenziell stagnieren“. Die Forscher gehen davon aus, dass sich die Kaufkraft der Kirchensteuererträge – Stichwort Inflationsrate und allgemeine Preisentwicklung – in etwa halbiert.

 

Oldenburger Land verliert etwas weniger stark

 

Etwas günstiger fallen die Zahlen im niedersächsischen Teil des Bistums Münster aus. Dort kämen andere demografische Faktoren zum Tragen, teilt die Bischöfliche Pressestelle Vechta mit. Bis 2060 würden Mitgliederzahlen und Kirchensteuererträge im Oldenburger Land demnach nur um jeweils 40 Prozent zurückgehen.

Bischof Felix Genn sagte, bei allen Faktoren, die er nicht ändern könne, habe er doch Hoffnung. Er nannte nach Angaben der Bischöflichen Pressestelle Taufen, Kircheneintritte und Kirchenaustritte: „Hier liegt unsere Verantwortung und hier besteht die Notwendigkeit für Veränderungen.“

 

Genn dankt den tausenden Engagierten im Bistum

 

Es müsse „uns allen“ im Bistum gelingen, den Menschen zu vermitteln, dass der Glaube das Leben bereichere, dass die Kirche für die Menschen da sei und ihnen diene. Bei diesem Vorhaben, sagte der Bischof, fange er „selbstkritisch bei mir selbst an“. Er dankte den tausenden Haupt- und Ehrenamtlichen im Bistum, die bereits heute entsprechend Zeugnis in ihrem Leben geben würden.

Ulrich Hörsting, Leiter der Hauptabteilung Verwaltung im Bischöflichen Generalvikariat, sagte, die Studie bestätige „im Wesentlichen unsere eigenen Prognosen“. Er verwies darauf, dass Personal- und Versorgungsaufwendungen schon heute einen erheblichen Teil der Ausgaben ausmachten. Jetzt müsse die Kirche im Bistum überlegen, „welche Aufgaben wir in naher Zukunft noch mit welchem Personal leisten können und welche nicht mehr“.

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