Bischof Felix Genn äußert sich am Nachmittag zu Eklat um Missbrauchspredigt

Bistum Münster kündigt Konsequenzen für Pfarrer Zurkuhlen an

Nach dem Eklat um eine Predigt des emeritierten Pfarrers Ulrich Zurkuhlen über Missbrauch und Vergebung will das Bistum Münster reagieren. Bischof Felix Genn wird sich am Nachmittag zu Konsequenzen aus dem Fall äußern.

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Nach dem Eklat um eine Predigt des emeritierten Pfarrers Ulrich Zurkuhlen über Missbrauch und Vergebung will das Bistum Münster reagieren. Bischof Felix Genn wird sich am Nachmittag zu Konsequenzen aus dem Fall äußern. Zuvor hatten Mitglieder der Heilig-Geist-Gemeinde, in deren Kirche Zurkuhlen vorletztes Wochenende die umstrittene Predigt gehalten hatte, die Ablösung des Geistlichen aus dem Seelsorgeteam gefordert. Bischof Genn hatte dem 79-Jährigen zuvor schon aufgetragen, nicht mehr zu predigen.

Zurkuhlen hatte in seiner Predigt dafür geworben, einander vergeben zu können, und dies ausdrücklich auch auf Priester bezogen, die Minderjährige sexuell missbraucht haben. Zahlreiche Gottesdienstbesucher hatten daraufhin unter Protest die Kirche verlassen und beklagt, der Geistliche habe das Leid der Opfer mit keinem Wort erwähnt. Zudem habe er den Missbrauch auch dadurch verharmlost, indem er ihn in einem Zusammenhang erwähnt habe mit Frauen, die über ihre Männer lästern.

 

Zurkuhlen: Unverständnis für Missbrauchsopfer

 

In einem am Dienstagabend ausgestrahlten Gespräch mit der WDR-Lokalzeit Münsterland verteidigte Zurkuhlen erneut seine Predigt und betonte dabei, er wolle das Leid der Opfer keineswegs herunterspielen. Er äußerte aber auch Verwunderung darüber, warum sich viele Missbrauchsopfer erst so spät gemeldet hätten. Auch verstehe er nicht, warum Kinder, wenn sie so etwas Schreckliches erlebt hätten, immer wieder zu dem Täter gegangen seien. Das zeige doch, dass da auch ein „positives Verhältnis“ gewesen sei müsse.

Der Interventionsbeauftragte des Bistums Münster, Peter Frings, äußerte sich in derselben Sendung entsetzt über die Aussagen Zurkuhlens und betonte, das Bistum müsse Konsequenzen ziehen. Die Worte des Priesters konterkarierten alles, was das Bistum seit Jahren an Präventionsarbeit leiste. Frings verwies auf die Schulung tausender Mitarbeiter, darunter auch aller Geistlichen. Davon scheine nichts bei Zurkuhlen angekommen zu sein.

 

Pfarreirat fordert Konsequenzen

 

Der Pfarreirat der Kirchengemeinde St. Joseph Münster-Süd betonte in einer Erklärung, Zurkuhlens Äußerungen stünden im absoluten Widerspruch zu den Leitlinien des Institutionellen Schutzkonzepts der Pfarrei. Vor allem aber habe er mit seinen Worten die Opfer wiederholt schwer verletzt und ihre Rechte missachtet: „Unserer Meinung nach kann Herr Zurkuhlen weder in unserer Pfarrei noch an anderer Stelle weiter priesterliche Dienste ausüben. Für uns kann es keine Gottesdienstgemeinschaft mit Pfarrer Zurkuhlen mehr geben.“

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