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Ein neues Logo, ein neuer Werbeslogan, eine neue Marke und humorig gedachte Plakate: Mit dieser von Marketing-Experten entwickelten Kampagne will sich das Bistum Münster für die Zukunft aufstellen. Bischof Felix Genn bekannte zwar bei der Präsentation, dass ihm viele Begriffe aus der Werbewelt „noch ein wenig fremd sind“. Aber er machte auch klar: „Bei unserer Markenentwicklung geht es nicht in erster Linie um das neue Zeichen oder einen Spruch.“ Genn will mehr, nämlich „eine zumindest teilweise inhaltliche Neuaufstellung der katholischen Kirche im Bistum Münster.“
Die Internetseite zur neuen Kampagne.
Das scheint dringend geboten. Bischof Genn beschrieb die Situation nüchtern und ehrlich: erneute Missbrauchsskandale – „widerwärtige Verbrechen“; interne Streitigkeiten etwa über die Frage der Eucharistie in konfessionsverbindenden Ehen – „alles andere als beziehungsfördernd“; Verbote, Strenge und Vorschriften – „mit diesen Begriffen wird die katholische Kirche noch immer oft in Verbindung gebracht“. Und: Viele wüssten nicht, dass sich hinter manchem gern genutzten Angebot die katholische Kirche verbirgt.
Genn: Wir laufen nicht dem Zeitgeist hinterher
Für Genn ist klar: „Wir leben nicht auf einer Insel, sondern stehen mitten im Leben oder sollten es zumindest.“ Es sei notwendig, die Wirklichkeit ernst- und anzunehmen. „Damit laufen wir keineswegs dem Zeitgeist hinterher“, betonte der Bischof, und: „Das hebelt unsere Lehre nicht aus und relativiert sie nicht.“ Es gehe vielmehr darum, die Beziehungen zwischen Geistlichen und allen Getauften zu fördern.
Umso notwendiger sei der „Prozess einer inhaltlichen Selbstvergewisserung der eigenen Identität“, sagte Genn – und genau dazu diene die Entwicklung einer neuen Marke, dafür sei Marketing hilfreich.
Workshops mit Ehrenamtlern
Gemeinsam mit der Düsseldorfer Agentur Castenow wurde die neue Kampagne entwickelt – unterstützt von Workshops mit Haupt- und Ehrenamtlichen. Das Logo bildet künftig ein besonders gestaltetes rotes Kreuz. Weil viele den Begriff „Bistum“ nicht kennen, soll vor allem mit dem Begriff „Katholische Kirche“ und darunter kleiner mit „Bistum Münster“ geworben werden. Dazu kommt der Slogan „Für dein Leben gern“.
Dieser „Claim“ formuliere den Anspruch, „den wir an uns selbst haben“, erläuterte Generalvikar Norbert Köster: „Wir freuen uns, für die Menschen da sein zu dürfen. Mit allen Getauften wollen wir eine offene und zugewandte Kirche sein, die die Gläubigen, aber auch die Suchenden in den Mittelpunkt ihres Denkens und Schaffens stellt. Wir bejahen und schützen in jeder Form das Leben. Wir versuchen alles für das Leben und für ein erfülltes Leben zu tun.“
Das neue Logo
Das neue Logo des Bistums ist ein in Rotschattierungen gestaltetes Kreuz, dem ein Teil des rechten Querbalkens fehlt. Generalvikar Köster erklärt: „Das Kreuz ist nicht nur Zeichen der Auferstehung, sondern auch des Ernstnehmens des wahren Lebens mit all seinen Brüchen und Problemen. Im Zeichen des Kreuzes wollen wir den Menschen zeigen, dass unser Gott ein Gott der Liebe ist, der sein Leben am Kreuz gegeben hat, damit wir leben können.“
Köster betonte, er habe bei aller Kritik die Erfahrung gemacht, dass die meisten Menschen „keine Berührungsängste mit uns haben“. Katholisch zu sein und dazu zu stehen, sei „heute fast schon ein Kuriosum“. Der Generalvikar schlug vor: „Wenn wir offen und unverkrampft damit umgehen, ergeben sich oft zufällig viele Gelegenheiten für einen Beziehungsaufbau zu den Menschen.“
Erfolg wird wissenschaftlich kontrolliert
Für Tim Eberhardt, Marketing-Experte aus Münster, ist die Kampagne Teil eines „Changeprozesses“ (Änderungsprozesses). Sie solle „über die Potenziale und die Vielfalt der Angebote des Bistums Münster“ informieren, Kirchenmitarbeitern und Kirchenmitgliedern ein stärkeres „Wir-Gefühl“ ermöglichen und zugleich missionarisch „Engagement und Präsenz in der Gesellschaft“ zum Ausdruck bringen.
Die Marke soll laut Eberhardt „Zufriedenheit, Loyalität und Verhalten der Kirchenmitglieder“ verbessern, aber ebenso das Image der Kirche und Vertrauen in der breiten Öffentlichkeit verändern. Ob das durch die rund 480.000 Euro teure Kampagne erreicht wird, kontrollieren Wissenschaftler. Kurzfristige Ergebnisse seien jedoch nicht zu erwarten, warnte Eberhardt: „Der Erfolg des Changeprozesses kann erst nach längerfristiger Wirkung zuverlässig gemessen werden.“