Hostienbäckerei in Dülmen-Rorup wird privat weiterbetrieben

Bistum Münster verkauft ehemaliges Benediktinerinnenkloster Hamicolt

  • Das dem Bistum Münster gehörende Kloster Hamicolt in Dülmen-Rorup soll an einen Investor veräußert werden.
  • Bis 2008 lebten dort Benediktinerinnen, seitdem ist das Kloster Heimat einer geistlichen Gemeinschaft. 
  • Die Hostienbäckerei am Kloster Hamicolt wird dagegen privat weitergeführt.

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Das Bistum Münster wird das Kloster Hamicolt in Dülmen-Rorup im Kreis Coesfeld aufgeben und möchte das weiträumige Gelände verkaufen. „Eine lange Tradition des Gebets und des gemeinschaftlichen geistlichen Lebens geht zu Ende“, bestätigt Pfarrer Markus Trautmann von der Pfarrei St. Viktor in Dülmen das Ende des geistlichen Orts. Gottesdienste und Anbetungszeiten sollen bis auf Weiteres weitergeführt werden. „Wir stehen darüber in Kontakt mit der Bistumsleitung. Noch gibt es keinen Investor beziehungsweise Käufer“, betont Trautmann.

Von 1891 bis 2008 lebten dort Benediktinerinnen vom Heiligsten Sakrament. Von Hamicolt aus wurde 1898 das Kloster Vinnenberg wiederbelebt, das seit 2006 als ein "Sinn-Bildungshaus" betrieben wird. Auch die bis heute bestehende Abtei Varensell (Kreis Gütersloh) wurde von Hamicolt aus gegründet.

Kündigung des Überlassungsvertrags

In der Klosterkirche werden voraussichtlich so lange Gottesdienste gefeiert, bis die weitere Nutzung des Geländes durch einen Investor geklärt ist. | Foto: Johannes Bernard
In der Klosterkirche werden voraussichtlich so lange Gottesdienste gefeiert, bis die weitere Nutzung des Geländes durch einen Investor geklärt ist. | Foto: Johannes Bernard

Seit dem Auszug der Benediktinerinnen ist das Kloster Heimat der „Gemeinschaft des neuen Weges vom heiligen Franziskus“. Sie wird das Gebäude in einigen Wochen verlassen. „Vonseiten des Bistums wurde uns schon vor längerer Zeit mitgeteilt, dass der Überlassungsvertrag gekündigt wird. Dies ist jetzt fristgerecht geschehen. Natürlich sind wir traurig, dass es so weit ist. Aber wir mussten damit rechnen“, sagt Maria Lucas Kempchen von der Gemeinschaft.

Verehrt wird im Kloster Hamicolt eine handgemalte Kopie der Ikone „Mutter Gottes von der immerwährenden Hilfe“. | Foto: Johannes Bernard
Im Kloster Hamicolt wird eine handgemalte Kopie der Ikone „Mutter Gottes von der immerwährenden Hilfe“ verehrt. | Foto: Johannes Bernard

Bei der Gemeinschaft handelt es sich rechtlich um eine selbstständige sogenannte Fromme Vereinigung („pia unio“), eine kirchlich anerkannte Gemeinschaft von Gläubigen, die Bischof Lettmann damals für den diözesanen Bereich errichtet hat. Sie entstand, nachdem 2004 rund 80 Schwestern aus dem Franziskanerinnen-Kloster in Thuine im Emsland nach massiven Auseinandersetzungen über die spirituelle Ausrichtung der Ordensgemeinschaft ausgetreten waren, weil sie ein kontemplativeres Leben führen wollten. Der Schritt hatte damals für viel Wirbel um die etwa im Bistum Osnabrück umstrittene neue Gemeinschaft gesorgt. 

Was wird aus der Hostienbäckerei?

Die nicht zuletzt für Gemeinden auch außerhalb von Dülmen wichtige Hostienbäckerei wird unabhängig vom Verkauf des Klosters weiter betrieben. Bereits seit einigen Jahre wird sie privat von Norbert Sietmann geführt. Die Hostienbäckerei beliefert Pfarreien und Klöster im In- und Ausland. 1895 begannen die Benediktinerinnen der ewigen Anbetung mit dem Backen von Hostien im Kloster Hamicolt. Die Verehrung der Eucharistie in dem gewandelten Brot gehört wesentlich zur Spiritualität dieser 1653 gegründeten Ordensgemeinschaft.

Geschichte des Klosters
Maria Anna Schulze Hamicolt (1803 bis 1853) aus Senden vermacht um 1850 der Diözese Münster aus ihrem Erbe 25 Morgen Land für die Gründung eines Klosters. Auf Bitten des Bischofs von Münster eröffnen die Redemptoristen 1856 dort ihre erste Niederlassung in Westfalen. Mit großer Unterstützung der Bauern aus der Umgebung errichten sie das Kloster mit einer dreischiffigen Kirche. 1868 bringen die Patres eine der ersten handgemalten Kopien der Ikone „Mutter Gottes von der immerwährenden Hilfe“ aus Rom mit, die eigens von Papst Pius IX. für das Kloster gesegnet wird. In der Zeit des Kulturkampfes werden die Redemptoristen 1873 aus dem Kloster verbannt. Der Bischof übergibt später das leerstehende Kloster den „Benediktinerinnen von der ewigen Anbetung“. Sie betreiben eine Hostienbäckerei und eine Paramenten-Werkstatt. 1969 geben die Schwestern die Landwirtschaft auf und errichten 1975 anstelle der Wirtschaftsgebäude ein Gäste- und Exerzitienhaus. Aus Altersgründen ziehen die Benediktinerinnen 2008 in ein Altenpflegeheim in Rosendahl-Osterwick. 297 Benediktinerinnen lebten in über 116 Jahren im Kloster Hamicolt. 2008 übergibt Bischof Reinhard Lettmann das Klostergebäude der „Gemeinschaft des neuen Weges vom heiligen Franziskus“.

UPDATE 03.08.2023, 19.00 Uhr : Informationen über die „Gemeinschaft des neuen Weges vom heiligen Franziskus“ ergänzt / mn

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