Gast-Kommentar von Philipp Ebert zum Synodalen Weg

Bitte mehr Wertschätzung – auch im Streit

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Nicht erst der Synodale Weg zeigt, wie verbreitet Forderungen nach Reformen in der Kirche sind - und wie erbittert sie von einigen bekämpft werden. Dabei wird der Debatten-Ton zu oft zu rau, mahnt der Journalist Philipp Ebert.

Laienbeteiligung bei der Bischofswahl, Sexualmoral, Arbeitsrecht und Frauenweihe: Der Synodale Weg geht voran und bahnt innerkirchlichen Reformen den Weg. Wenn das Dialogformat wie geplant in einem Jahr zu Ende geht, dürfte nicht jeder Reformantrag angenommen werden – von der Aufnahme in Rom ganz zu schweigen.

Trotzdem: Vieles von dem, was der Mainstream des deutschen Katholizismus fordert, lässt sich mit Blick auf Theologie, Tradition und Schrift rechtfertigen – wenn es nicht sogar geboten erscheint.

Nachhaltige Verwerfungen drohen

Der Autor:
Philipp Ebert (34) stammt gebürtig aus Oelde. Der promovierte His­toriker arbeitet als Politikreporter bei der OM-Mediengruppe Vechta und Cloppenburg. Er lebt mit Frau und drei Kindern in Vechta.

Dennoch besteht die Gefahr, dass der Synodale Weg nachhaltig zu innerkirchlichen Verwerfungen führt, die sich kaum mehr glattbügeln lassen. Der Ton wird rau in der katholischen Debatte, gelegentlich zu rau.

Da ist die eine Seite, die sich gerne bemüht, Konservative wie den Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer bewusst misszuverstehen. In Frankfurt wurde ihm etwa vorgeworfen, er relativiere sexuellen Missbrauch. Dabei hatte er nur eine unsägliche Position aus den 1970er Jahren referiert – um sich von ihr zu distanzieren.

Rhetorische Abrüstung ist angesagt

Auf der anderen Seite stehen Aktivisten etwa von der Initiative „Maria 1.0“, die dem reformwilligen Mainstream der deutschen Katholiken vorwerfen, ihre Beschlüsse könne man „kaum noch katholisch“ nennen. Eine Synodale malte in einem Zeitungskommentar jüngst gar das Schreckensbild eines Schismas an die Wand.

Rhetorische Abrüstung ist daher dringend angebracht; und zwar auf allen Seiten. Das mag schwer fallen, schließlich geht es für alle, denen die Kirche noch am Herzen liegt, um einen zentralen Teil ihrer Identität. Aber wie dringend Mäßigung geboten ist, zeigt auch der Umstand, dass das Präsidium des Synodalen Weges kürzlich einen Leitfaden für den wertschätzenden Umgang miteinander vorlegen musste. Offenbar genügen gute Kinderstube und christliche Wertschätzung des Gegenübers nicht. Ein Armutszeugnis.

Gute Kinderstube genügt nicht mehr?

Wie passend, dass ein Synodaler in Frankfurt daher an den Heiligen Ignatius von Loyola erinnerte. Der hatte Christen in seinen geistlichen Übungen zu Beginn des 16. Jahrhunderts dazu aufgerufen, „bereitwilliger“ zu sein, „die Aussage des Nächsten zu retten, als sie zu verurteilen“. Und wer eine Aussage nicht verstehe, der müsse nachfragen.

Mit gutem Willen auf den Nächsten zugehen – selbst wenn um fundamentale kirchenpolitische Fragen gerungen wird. So einfach könnte sein, was in der Realität wahnsinnig schwer zu sein scheint.

In unseren Gast-Kommentaren schildern die Autor:innen ihre persönliche Meinung zu einem selbst gewählten Thema. Sie sind Teil der Kultur von Meinungsvielfalt in unserem Medium und ein Beitrag zu einer Kirche, deren Anliegen es ist, die Zeichen der Zeit zu erkennen.

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