Wallfahrt mit den Werken des Aktionskünstlers Rainer Bonk

Blaue Schafe pilgern für den Frieden durch Kevelaer

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Die Friedenswallfahrt in Kevelaer sah in diesem Jahr „Blau“. Die Pilger trugen viele blaue Schafe des Aktionskünstlers Rainer Bonk vom Marienpark zur Basilika. Die Botschaft dahinter: Das Verbindende in den Religionen suchen, für Solidarität und Toleranz.

„Ewiger Friede, wo wohnst Du denn in unserer Welt“, klingt es über den Kevelaerer Kapellenplatz. Mit diesem Lied begrüßte der Familienchor der Basilika unter der künstlerischen Leitung von Romano Giefer die Pilger der vierten interreligiösen Friedenswallfahrt. Sie stand in diesem Jahr unter dem Motto „Hab keine Angst – Suche Frieden“.

Zahlreiche Frauen, Männer, Ordensfrauen und Geistliche hatten sich vom Marienpark auf den Weg in die Innenstadt gemacht, wo die verschiedenen Religionen musikalisch und anhand von religiösen Texten und Ansprachen für den Frieden warben. „Denn weltweiter Friede tut allen Menschen wohl“, sagte Michael Rubinstein, Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinden in Nordrhein-Westfalen.

 

Blaue Schafe geben Denkanstöße für Toleranz

 

Mit blauen Schafen auf den Händen waren sie über die Hauptstraße zur Basilika gezogen. Während im vergangenen Jahr „Engel der Kulturen“ die Friedenspilger der drei abrahamitischen Religionen zum Kapellenplatz begleiteten, war es in diesem Jahr die Blauschafherde aus Rheinberg, ein Projekt des Aktionskünstlers Rainer Bonk. Die blauen Schafe sind seit vielen Jahren in Deutschland und Europa mit der Botschaft von Toleranz, Solidarität und Frieden unterwegs. In Kevelaer verstärkten sie die Botschaft: Alle sind gleich – jeder ist wichtig. „Jenseits aller ethnologischen, religiösen oder kulturellen Unterschiede möchten die Blauschafe mit ihrem ganz speziellen Charme Denkanstöße geben und das Verbindende betonen“, meinte Rainer Bonk.

Bei der vierte interreligiöse Friedenswallfahrt warben die blauen Schafe für Toleranz. | Foto: Jürgen Kappel
Bei der vierte interreligiöse Friedenswallfahrt warben die blauen Schafe für Toleranz. | Foto: Jürgen Kappel

 

Angst und Unsicherheit der Menschen wachse

 

Zu Beginn der Wallfahrt hatte Angela Krumpen die Vertreter der Religionen bereits im Marienpark über ihre Ängste befragt. Michael Rubinstein, der Musiker Markus Zaja und Aaron Malinsky, Kantor der jüdischen Gemeinde in Düsseldorf, Samir Bouaissa, Landesvorsitzender des Zentralrats der Muslime in Deutschland (ZMD), Karin Dembeck, Pfarrerin der evangelischen Kirche, Pfarrer David Burau von der Baptistischen Gemeinde und Wallfahrtsrektor Gregor Kauling standen der Moderatorin Rede und Antwort.

Angesichts der Asyldebatte, des Ausländerhasses und der Islamphobie, so die Vertreter der Religionen, wachse die Angst und die Sorgen der Menschen. Die Unberechenbarkeit mache vielen Menschen Angst, sagte Kauling. So könne man schon nicht mehr unbekümmert an einem großen Konzert teilnehmen. Aber er habe die Hoffnung, dass die Angst die Menschen nicht blockiere.

 

Bürgermeister Pichler: Die Welt muss um Frieden beten

 

Auf den Stufen der Basilika übernahm Bürgermeister Dominik Pichler (SPD) den politischen Part. In stürmischen Zeiten müsse die Welt um den Frieden beten, sagte er. Die Gesellschaft sei von außen und innen gefährdet. Radikale bedrohten moderate Kräfte in der Politik und der Kirche. Heute seien radikale Positionen wieder gesellschaftsfähig. Das hätte man sich vor kurzem noch nicht vorstellen können. Wutgeschrei und Panikmache überlagerten das notwendige Gespräch über komplexe Themen. „Deshalb ist es umso wichtiger, dass die vierte Interreligiöse Friedenwallfahrt ein deutliches Zeichen für den Frieden setzt“, rief Pichler den Pilgern zu.

Vom Marienpark zur Basilika zogen die Pilger mit den blauen Schafen. | Foto: Jürgen Kappel
Vom Marienpark zur Basilika zogen die Pilger mit den blauen Schafen. | Foto: Jürgen Kappel

Musikalisch brachte das Spiritual „Nobody knows the trouble I have seen“, gesungen von Annja Rossmann, die Stimmung nach den Gebeten und Liedern auf den Stufen der Basilika sicher treffend zum Ausdruck.

Von den Stufen der Marienbasilika zog die Pilgerschar zur Gnadenkapelle und anschließend zur Friedenslichtstele.  In einer Friedensdeklaration warnten die Vertreter der Religion vor sich ausbreitender Angst. Angst vor allem Fremden. „Opportunismus, Populismus und Diskriminierung greifen um sich“ heißt es in dem Papier. Man stelle sich gegen menschenverachtende Intoleranz, fehlgelenkte Globalisierung und ausbeuterischen Kapitalismus und weitere Aufrüstung. Die Regierungen werden aufgefordert, Menschen in ihren Heimatländern Perspektiven und Chancen auf ein menschenwürdiges Leben zu geben. „Denn die Ehrfurcht vor dem Leben, der Friede ist heilig – nicht der Krieg“, lautet eine der Forderungen der Deklaration.

Hintergrund zur Friedenswallfahrt
Am 28. August 2015 hatte Rupert Neudeck die interreligiöse Wallfahrt in Kevelaer gemeinsam mit dem damaligen Wallfahrtsrektor und heutigen Regionalbischof für den Niederrhein, Rolf Lohmann, und Elke Kleuren-Schryvers, der Vorsitzenden der Stiftung Pro Humanität, initiiert. Denn am 28. August 1963 hatte Martin Luther King seine Worte „I have a dram“ gesprochen.

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