Durch anonyme Geldgeber konnten fehlende Erlöse von Benefizveranstaltungen abgefangen werden

Bocholter spenden 33.400 Euro für Krankenhaus in Äthiopien

  • Hohe Einzelspenden von anonymen Geldgebern verzeichnet das Eine-Welt-Projekt St. Paul in Bocholt.
  • Unterstützt wird seit 25 Jahren die Krankenhausarbeit von Schwester Rita Schiffer in Äthiopien.
  • Dort erschweren die hohen Preise für Medikamente die Arbeit der Schwestern.

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Auch ein Corona-Jahr kann der Spendenbereitschaft in Bocholt keinen Abbruch tun. Mehr als 33.400 Euro wird das Eine-Welt-Projekt der Gemeinde St. Paul in der Bocholter Pfarrei Liebfrauen an die Missionsärztlichen Schwestern als Träger des Krankenhausprojekts von Schwester Rita Schiffer in Äthiopien überweisen. „Diese Summe hat mich erstaunt. Zwei anonyme Spender haben beachtliche Beträge überwiesen“, sagt Hans-Georg Bruckmann vom Eine-Welt-Projekt.

Der Bocholter hatte bei der Sichtung der Spendenkonten das Jahresergebnis zusammengefasst. Überwältigt von der Großzügigkeit sagt Bruckmann: „Die meisten Spender kennen wir ja. Nun dieses tolle Ergebnis. Danke an alle bekannten Förderer und an die beiden anonymen Geldgeber.“

 

Außergewöhnliches Zeichen der Solidarität

 

Zahlreiche Veranstaltungen in der Pfarrei mussten 2020 Corona-bedingt abgesagt werden. Auch die traditionellen Benefizveranstaltungen in St. Paul zugunsten des Projektes von Schwester Rita Schiffer in Attat/Äthiopien fielen fast ausnahmslos der Pandemie zum Opfer. Dazu zählten das Gemeindefest, der traditionelle Basar, die Benefizkonzerte, das Sonntagscafé und die Solidaritätsaktion „Einfach Essen“.

„Mit diesen Veranstaltungen konnten wir 2019 Spendengelder von 16.000 Euro einnehmen“, informiert Bruckmann. Das Spendenergebnis 2020 sei in Anbetracht der schwierigen Ausnahmesituation in Deutschland und der Welt ein herausragendes Ergebnis und ein außergewöhnliches Zeichen der Solidarität mit den hilfsbedürftigen Menschen in Äthiopien.

 

Persönliche Kontakte zu Schwester Rita Schiffer

 

Schwester Rita Schiffer.
Schwester Rita Schiffer beim Verpflegungseinkauf für ihr Krankenhaus. | Foto: privat

Aus dem Umfeld des Gemeindeausschusses St. Paul und der Pfarrei Liebfrauen unterstützen viele Förderer das Krankenhausprojekt von Schwester Rita, die vielen Bocholtern durch Besuche persönlich bekannt ist. Als Älteste von sieben Geschwistern in Sonsbeck am Niederrhein geboren, begann Rita Schiffer nach der Schule ein Medizinstudium und trat mit 21 Jahren in den Orden der Missionsärztlichen Schwestern in Essen ein. Sie arbeitete als Noviziatsleiterin ihres Ordens, machte eine Facharztausbildung in Gynäkologie und kam nach einem Einsatz in Ghana 1997 nach Äthiopien, um im Attat-Hospital zu arbeiten.

Das Krankenhaus liegt etwa 170 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Addis Abeba im Gurageland, das zu den ärmsten Regionen des Landes zählt. Das Krankenhaus ist in einem Einzugsradius von etwa 100 Kilometern Anlaufstelle für rund eine Million Menschen. Das Attat-Hospital gehört der katholischen Kirche Äthiopiens. Die Missionsärztlichen Schwestern mit Sitz in Essen gründeten das Krankenhaus 1969 und leiten es seitdem.

 

Unzureichende medizinische Versorgung

 

„Was Schwester Rita als Medizinische Direktorin des Krankenhauses leistet, ist bewundernswert. Wir unterstützen das Krankenhaus gern. Die medizinische Versorgung in dieser Region von Äthiopien wäre sonst gleich null“, sagt Bruckmann.

Im Eine-Welt-Projekt St. Paul ist Bruckmann seit mehr als 25 Jahren aktiv. Ziel des Vereins ist es, Vorhaben zu fördern, die sich für eine gerechtere Welt engagieren. „Um eine nachhaltige und langfristig angelegte Hilfe zu ermöglichen, konzentrieren wir uns auf wenige Schwerpunktprojekte“, sagt Bruckmann. Von Beginn gebe es eine Kooperation mit den Missionsärztlichen Schwestern. Der 1925 gegründeten internationalen Ordensgemeinschaft gehören 625 Frauen an.

 

Heimatbesuch von Missionsärztin im Sommer

 

Auf einen Heimatbesuch der 63-jährigen Schwester Rita Schiffer im Sommer freut sich Bruckmann. „Sie wird auch in Bocholt zu Gast sein und hoffentlich dann in einem größeren Kreis von ihrer Arbeit berichten.“ Sprechen wird die Missionsärztin sicher auch über die medizinische Versorgung in Äthiopien.

In einem Brief an die Förderer in Bocholt schrieb sie unlängst: „Unsere Zielgruppe sind vor allem Menschen, die sich keine privaten Praxen leisten können. Die Situation auf dem Gesundheitssektor wird auch in unserer Gegend komplexer.“ Die Versorgung mit Medikamenten werde immer schwieriger und teurer.

 

Sorge um ethnische Konflikte

 

„Vom zentralen Medikamentenlager der Regierung waren letzte Woche von 81 angeforderten Medikamenten nur ein Viertel lieferbar. Unser Apotheker hat dann bei privaten Importeuren noch 13 Artikel für teures Geld organisieren können. Das ist schwierig für eine vernünftige Versorgung. Die ethnischen Konflikte im Land werden die Lage sicher noch verschärfen“, schildert Schwester Rita die derzeitige Lage in Äthiopien.

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