Osnabrücker Bischof plant umfassende Aufarbeitung von Missbrauch

Bode will Kirchen-Reformen notfalls auch im Alleingang

Falls nicht alle deutschen Bistümer Reformen der Kirche angehen, will Osnabrücks Bischof Franz-Josef Bode auch einen Alleingang wagen. Zu einer umfassenden Aufarbeitung des Missbrauchsskandals seien etwa grundsätzlicher Diskussionen moralischer Themen nötig.

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Osnabrücks Bischof Franz-Josef Bode hat eine umfassende Aufarbeitung der Missbrauchsfälle in seinem Bistum angekündigt. Neben Fakten zu Opfern und Tätern werde es auch darum gehen, sich grundsätzlich mit Positionen der Moral und Ethik in der Kirche zu befassen, sagte er am Sonntag beim Neujahrsempfang des Bistum in Osnabrück. Das werde auch zu „ganz neuen Handlungsgrundsätzen“ führen, so der Bischof.

Dabei kündigte er an, notfalls auch einen Alleingang zu wagen zusammen mit den Nachbarbistümern Hamburg und Hildesheim, falls nicht alle deutschen Bistümer diesen Weg genauso schnell und umfassend gehen wollten.

 

Vier Themenblöcke für die Aufarbeitung

 

Bode nannte vier Blöcke, die eine solche Aufarbeitung umfassen müsse. Zum einen sollte die Präventionsarbeit zur Vermeidung von Missbrauch in kirchlichen Strukturen verstärkt werden. Hier sei man durch Schulungen, Vorschriften und Beratungen bereits auf einem guten Weg. Fortschritte gegeben habe es auch in Sachen Intervention, also beim Eingreifen in konkreten Fällen.

Notwendig sei aber drittens auch eine „Begleitung irritierter Systeme“, so der Bischof. Als Beispiele nannte er auseinanderdriftende Gemeinden, in denen es zu Fällen von Missbrauch durch Geistliche gekommen ist, die Spaltung von Familien durch solche Vorkommnisse sowie divergierende Meinungen zum Priesterbild.

Als vierten Block nannte Bode die innerkirchliche Befassung mit der Sexualmoral und dem Problem des Klerikalismus sowie dem Umgang mit Macht in der Kirche. „Dem müssen wir uns stellen“, sagte er vor rund 200 Gästen aus Kirche, Politik, Wirtschaft und Kultur.

 

Bistum will mehr Laien in Leitung einbinden

 

2019 werde das Bistum Osnabrück zudem weitergehen auf dem Weg einer Kirche der Beteiligung. Angesichts des Priestermangels werde es darauf ankommen, möglichst viele Laien einzubinden. Die ersten Erfahrungen in einer von einem Pfarrbeauftragten geführten Gemeinde mit einem moderierenden Priester an der Seite machten Mut. Bode beteuerte nochmals, es werde keine Fusionen zu Großgemeinden im Bistum Osnabrück geben. Vielmehr werde es bei den derzeitigen 72 Einheiten bleiben.

In Bistum Osnabrück hatte erstmals im November ein hauptamtlicher Laienmitarbeiter die Leitung einer Pfarrgemeinde übernommen. Das Kirchenrecht ermögliche diesen Schritt, wenn es nicht genügend Priester für diese Aufgabe gebe, hieß es. Dem Pfarrbeauftragten Michael Göcking in Wellingholzhausen/Gesmold steht ein moderierender Priester zur Seite, der nicht vor Ort lebt.

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