Evas Apfel und andere Missverständnisse erklärt an 22 Beispielen

Buch-Tipp: Fake-News in der Bibel

Anzeige

Für Aha-Momente sorgt das neue Buch des Aachener Bibelwissenschaftlers Simone Paganini. Er stellt darin Missverständnisse in der Bibel vor. Aber nicht etwa, um die Geschichten zu entwerten.

Da ist etwa die Sache mit der verbotenen Frucht. Von der hat bekanntlich Eva im Paradies gekostet und sie anschließend dem Adam gereicht. Gefragt, was genau sie denn da wohl vom Baum der Erkenntnis gepflückt hat, werden die meis­ten wohl mit „einen Apfel“ antworten. Dabei ist in der Bibel davon überhaupt nicht die Rede. – Ach so?

Nur ein Beispiel für das, was Simone Paganini in „Von Evas Apfel bis Noahs Stechmücken“ als biblische „Fake News“ vorstellt: beabsichtigte und unbeabsichtigte.

 

Von einem Apfel ist in der Bibel nirgendwo die Rede

 

Die Sache mit dem Apfel fasst er dabei unter die Rubrik der „Irrealen Fake News“. Das bedeutet: Davon steht gar nichts in der Bibel, sie wurden meist erst später hineininterpretiert. Und dennoch sind sie tief in der Vorstellung der Menschen verwurzelt.

Zum Beispiel, weil Künstler die Eva über Jahrhunderte mit einem Apfel in der Hand dargestellt haben. Vielleicht, weil „malus“, das lateinische Wort für Apfel, so ähnlich klingt wie „malum“, das Böse. So genau weiß das niemand.

 

Auch zu Moses gibt es „Fake News“ in der Bibel

 

Für Fachleute sind die Beispiele im aktuellen Buch des Aachener Professors für Biblische Theologie natürlich nichts Neues. Aber für sie sind die 22 zumeist leicht und unterhaltsam zu lesenden Kapitel auch nicht gedacht. Allen anderen jedoch will Paganini neue und ungewohnte Sichtweisen auf das Buch der Bücher vorstellen.

Sein Buch kann sich dabei auch als eine Art Quiz für Christen lesen lassen, nach dem Motto: Hätten Sie es gewusst? Zum Beispiel, dass bei der Errettung des kleinen Mose in der Bibel nicht etwa von einem Binsenkörbchen, sondern von einer „kleinen Arche“ die Rede ist? Oder dass in keinem der vier Evangelien von einem Ochsen und einem Esel oder von einem Kometen mit Sternenschweif über der Krippe in Betlehem die Rede ist?

 

Neuer Blick auf Bibel-Geschichten

 

Und da ist die Sache mit dem Bogen, den Gott nach der Sintflut am Himmel erscheinen ließ. „Meinen Bogen stelle ich in die Wolken“, so heißt es im ersten Buch Mose. Seit Jahrhunderten setzen Interpreten diesen Bogen gleich mit einem Regenbogen. Zu Unrecht – so der Autor. Denn: Mit „Bogen“ sei im hebräischen Urtext eindeutig eine Waffe gemeint.

Und das führe zu einem völlig neuen Verständnis. Denn eigentlich ist es etwa so gemeint: Gott hat seinen Streitbogen in den Wolken abgelegt, ähnlich dem Kriegsbeil, das Indianer zu begraben pflegen.

 

Überraschungseffekte in der Bibel

 

Paganini setzt auf Überraschungseffekte, es geht ihm aber nicht um Effekthascherei. Der Begriff „Fake News“ im Untertitel und Kapitel-Überschriften wie „Die Wanne, in der Batseba badete“, „Die Hure Maria Magdalena“ oder „Die Katzen im Haus des Pharaos“ zielen zwar publikumswirksam auf die Neugierde der Leser. Hinter jedem Titel verbirgt sich aber eine fundierte und gleichzeitig kompakte und für die meisten Bibel-Laien verständliche Erklärung, Aha-Erlebnisse garantiert.

Der Bibelwissenschaftler will Licht in Hintergründe bringen, entwerten will er die biblischen Texte damit aber nicht. Im Gegenteil. Wenn man die "Fake News" in den alten Texten identifizieren und einordnen könne, so sein Ansatz, „kommen auch ihr Reichtum und ihre Schönheit zum Vorschein.“ Und das sei wohl der Hauptgrund dafür, dass sie – Fakes hin oder her – auch heute noch gelesen würden.

 

Simone Paganini: „Von Evas Apfel bis Noahs Stechmücken – Fake News in der Bibel“, 156 Seiten, 14 Euro, Verlag Herder. Das Buch können Sie  hier bequem bestellen.

Anzeige