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Unter anderem ein Lippenstift verbindet den Pfarrer von St. Agnes in Hamm mit dem Schauspieler Hape Kerkeling. Im Kino-Film „Der Junge muss an die frische Luft“ über die Kindheit des Komikers sagt Hape – im Leopardenmusterkleid, mit Zigarette in der Hand und knatschrot angemalten Lippen – locker-keck: „Ich nehm auch noch ein Eierlikörchen. Das Leben muss ja irgendwie weitergehen.“
Ganz so lockerflockig ist das Buch von Bernd Mönkebüscher, besagtem Pfarrer aus Hamm, nicht. Aber er bekennt, wie sehr er sich in diesem Film wiedererkennt: dass er als Kind ein Nachthemd haben wollte und wie sehr ihn der Lippenstift seiner Mutter faszinierte. „Für mich war es hart. Sehr hart“, schreibt Mönkebüscher. „Aber reden konnte ich darüber nicht. Es gehörte sich nicht. Also schämte ich mich und konnte doch nichts dafür.“
Pfarrer: Kirche soll leidenschaftlich an der Seite aller Liebenden sein
Buch-Tipp:
Bernd Mönkebüscher
„Unverschämt katholisch sein“
128 Seiten, 9,90 €,
Echter-Verlag,
ISBN 978-3-429-05413-7
Das, wofür er nichts konnte, offenbart Bernd Mönkebüscher explizit auf Seite 118 seines 128 Seiten umfassenden Büchleins: Er ist schwul. Als katholischer Priester. Erst im Februar war er mit diesem Bekenntnis rausgekommen – zunächst in einer Zeitung, auch „Kirche-und-Leben.de“ berichtete darüber.
Offenbar setzte dieses Outing ordentlich Energie frei. Denn seitdem weist er öffentlich – meist in den Sozialen Netzwerken – und mit reichlich Nachdruck darauf hin, wie weit die katholische Kirche von dem entfernt sei, wie sie Mönkebüschers Meinung nach sein sollte: „Die Kirchturmspitze wie ein Lippenstift: feuerrot. Leidenschaftlich an der Seite aller Liebenden, an der Seite aller Leidenden, an der Seite aller Menschen.“
Er will sein, wie er ist
Der Pfarrer hat keine Lust mehr, mit seiner Klage, seiner Wut und seinen Wunden hinterm Berg zu halten. Er will sagen, was er denkt – und was längst viele andere Menschen denken. Er will sein, wie er ist – und wie viele andere Menschen sind. Ohne Scham. Daher der Titel: „Unverschämt katholisch sein.“
Der 53-jährige Priester des Erzbistums Paderborn ist kein geborener Revoluzzer. Allein sieben spirituelle Bücher rund um Weihnachten, Fastenzeit und Ostern sind von ihm im Echter-Verlag erschienen.
Mönkebüscher: Man muss sagen dürfen, was man denkt
Doch nach Missbrauchsskandalen, Streit um die Kommunion für wiederverheiratete Geschiede und konfessionsverbindende Paare, nach immer lauter werdenden Reformforderungen in Sachen Zölibat und Homosexualität, Frauenweihe und Ämtermacht reicht es Mönkebüscher: „Wir haben keinen Maulkorb. Man muss sagen dürfen, was man denkt. Ich finde, man muss es nicht nur dürfen, es muss erwünscht und gewollt sein.“
Das Problem: „Es geschieht nichts. Es verpufft. Es findet kein Gehör. Es macht die Herren nicht betroffen. Sie spiritualisieren weiter herum.“
Pfarrer fordert von Kirche mehr Leben als Lehre
Damit meint er die Bischöfe. Auf sie komme es jetzt an, meint Mönkebüscher. Er will mehr Leben als Lehre, will eine Kirche, die sich nicht an Tradition und Macht, sondern an Jesus und den Menschen orientiert. Er will eine liebenswerte Kirche, die nicht nur duldet oder teils erlaubt, was früher verboten war, sondern die zeitgemäß authentisch ist – auch in Gebahren, Riten und Sprache – und sich für frühere Verletzungen entschuldigt.
Mönkebüscher will eine „Kirche als Vorreiterin, als Anwältin der Menschlichkeit“. Er will das alles mit großer Wucht. Mit der Wucht eines Menschen, der die Freiheit entdeckt hat. Endlich. Ansteckend!
Das vorgestellte Buch können Sie bequem bestellen beim Dialogversand in Münster Telefon: 0251/4839-210, Mail: service(at)dialogversand.de oder im Internet www.dialogversand.de