Verkündigungsbeiträge auf der WDR-Welle „1LIVE“

Buch-Tipp: „Stille Wörtchen“ von Florian Sobetzko

Auch im Alltag finden sich Spuren Gottes. Ein neues Buch von Florian Sobetzko hilft mit kurzen Geschichten bei der Suche. Sie spielen da, wo man sie nicht vermutet.

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Natürlich darf diese Geschichte in so einem Buch nicht fehlen! „Christlich aufs Klo“ hat Florian Sobetzko die vier Absätze überschrieben. Es geht zum einen um Hygiene und Nächstenliebe im Wortsinn. Also darum, wie man das stille Örtchen so wieder verlässt, dass auch der „Nächste“ sich wohl fühlen kann.

Der Autor belässt es aber in diesem kurzen Stück nicht beim vordergründigen Thema, sondern dreht es mit zwei, drei kurzen Sätzen weiter. Wie wichtig es sei, dass man nicht vorne heraus auf guter Freund oder Kollege machen sollte, um dann – Verzeihung! – hinten die Sau rauszulassen.

 

Beiträge für 1live

 

Wortwitz und Hintersinn. In jedem der gut 50 Texte in dem Sammelband „Stille Wörtchen – Von Null auf Gott in 90 Sekunden“ ist die Kunstfertigkeit des Radiomachers zu spüren, der über alles reden darf, aber eben nicht über anderthalb Minuten.

Florian Sobetzko hat seine Texte ursprünglich als kirchliche Beiträge für den WDR-Sender 1Live geschrieben. Das bedeutet: möglichst mit Bezug zum Alltag, möglichst auf den Punkt und möglichst so, dass der Hörer neugierig bleibt – und nicht abschaltet. Um es gleich vorweg zu sagen: Das gelingt auch der gedruckten Form vorzüglich.

 

Im Taxi, bei Ikea, im Parkhaus

 

Der Autor nimmt seine Leser von den ersten Sätzen an mitten hinein ins ganz normale Leben ganz normaler Menschen. Entführt sie in die Warteschlange vor der Aldi-Kasse, auf den Beifahrersitz eines Taxis, an den Frühstückstisch, den Fahrradkeller in einer Tiefgarage. Oder in die Situation vor einem Autokauf, mitten in ein Bewerbungsverfahren, in den Kassenbereich von Ikea.

Dazu ein Gedanke, eine Frage, eine Beobachtung in freundlichem Ton – und schon hat Florian Sobetzko einen in seine Geschichte hineingezogen. Zum Beispiel, indem er Gefühle und menschliche Reaktionen infrage stellt. Etwa die Ungeduld, die sich an der Supermarktkasse einstellt, wenn ein älterer Kunde vorne in der Schlange mühselig seine Münzen zählt, um sich das Geld am Ende doch von der Kassiererin aus der Börse suchen zu lassen.

 

Sätze, die jeder kennt

 

„Ich muss dran denken, dass das mein Opa sein könnte oder demnächst auch meine Eltern oder irgendwann ich selbst“, heißt es in dieser Geschichte. Und weiter: „Jetzt könnte ich die Kassiererin umarmen. Ein Hoch auf alle Kassiererinnen und Kassierer, die so etwas machen. Ein Hoch!“

Florian Sobetzko hat Geschichten aufgeschrieben oder sich Gedanken über den tieferen Sinn alltäglicher Dinge gemacht. Sätze die jeder kennt, wie der mit dem Hinweis bei einer Internet-Bestellung: „Die Lieferzeit beträgt voraussichtlich drei bis vier Tage“. Und dann werden es fünf oder sechs.

 

Botschaften ohne Holzhammer

 

Ähnlich sei es bei Gott. Auch er sei nicht besonders präzise mit seinen Lieferzeiten. Sein Erscheinen sei einfach nicht nachvollziehbar terminiert. „Und, die Härte: Wenn er liefert, gibt es noch nicht mal eine Nachricht.“

Buchtipp:
Florian Sobetzko
„Stille Wörtchen. Von Null auf Gott in 90 Sekunden“
144 Seiten, 12 €
Verlag Herder, Freiburg
ISBN 978-3-451-37730-3

Kein Holzhammer. Die Botschaften hinter den Geschichten kommen mit gezielter Beiläufigkeit. Man rechnet mit nichts Frommem und sieht sich plötzlich dem Bekenntnis eines modernen Menschen gegenüber. Das passende Buch für alle, die sich gerne einen Moment für geistreiche und überraschende Texte nehmen möchten.