Pfarrei St. Marien zieht Schlussstrich

Bücherei in Delmenhorst schließt - Besucherschwund ist nur ein Grund

  • Die Katholische Öffentliche Bücherei Delmenhorst wurde am 2. Advent geschlossen.
  • Die Gemeinde fand zu wenig Ehrenamtliche für die Arbeit.
  • Wie die Bücherei-Fachstelle des Bistums die Lage von Katholischen öffentlichen Büchereien sieht.

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Aus für die Pfarrbücherei: Die Gemeinde St. Marien Delmenhorst hat dort jetzt den Schlüssel umgedreht und alle früheren und jetzigen Mitarbeiterinnen beim Ehrenamtlichenfest der Gemeinde verabschiedet. Künftig gibt es im niedersächsischen Bistumsteil nur noch 65 solcher Einrichtungen.

Als Gründe für die Schließung nennt Pfarrer Guido Wachtel das veränderte Leseverhalten durch E-Books sowie die Konkurrenz der nahen Stadtbücherei. Amtliche Zahlen belegen: Dort gibt es rund 60.000 Medien, in St. Marien zuletzt 3.000. Für Wachtel ist das ein Unterschied mit einer klaren Folge: „drastischer Besucherrückgang.“

Ehrenamtliche fehlen

Entscheidend, so der Pfarrer, sei aber gewesen: Es war kein ehrenamtliches Team mehr zu finden für den Betrieb der Bücherei.

Genau das hält Marion Hartmann für den wichtigsten Faktor. Die Bibliothekarin begleitet in der Fachstelle Büchereien des Bistums die oldenburgischen Einrichtungen. Ihre Erfahrung zeige: „Eine Bücherei funktioniert nur, wenn das Team aus Ehrenamtlichen funktioniert.“ Wenn es denn überhaupt eins gibt.

Aktiver Einsatz zahlt sich aus

Pfarrer Guido Wachtel, St. Marien Delmenhorst. | Foto: Michael Rottmann
Pfarrer Guido Wachtel, St. Marien Delmenhorst. | Foto: Michael Rottmann

Dann, so die Fachfrau, könne auch die Konkurrenz von größeren Stadtbüchereien ausgehebelt werden. Sie nennt als Beispiele die Büchereien in Christus König Wilhelmshaven und St. Christophorus Oldenburg. Dort hätten „sehr aktive Teams“ den Büchereien über Jahre einen festen Stamm an Nutzern gesichert. Für Hartmann auch ein Nachweis, dass die Lage in der Diaspora wie in Delmenhorst einer katholischen Bücherei nicht unbedingt schaden müsse.

Das Aus für katholische Büchereien sei an sich nichts Ungewöhnliches, sagt Hartmann. Die Pfarrgemeinde St. Marien in Friesoythe etwa habe vor Jahren nach einem Fusionsprozess fünf Büchereien in sechs Kirchorten gehabt. Heute gebe es noch eine. „Aber der Bestand an Medien, das Angebot, ist gleichgeblieben.“ Vor Ort hat man das einmal einen „positiv gestalteten Rückzug aus der Fläche“ genannt.

Kleine Büchereien oft mit Problemen

Auch ohne Fusionsprozess, so Hartmanns Erfahrung, hätten kleine Büchereien in kleinen Orten oft ein Problem: Sie könnten häufig nur selten öffnen, die Zahl der Nutzer und der Ausleihen sei dann niedrig. Mit Folgen für die Finanzierung: An diesen Zahlen orientiert sich nämlich der finanzielle Zuschuss des Bistums.

In Delmenhorst lagen die Ausleihzahlen regionalen Angaben zufolge schon länger auf sehr niedrigem Niveau. Auch schon vor der Corona-Pandemie, die für alle Büchereien einen harten Schlag bedeutete. Nach den ersten vorsichtigen Lockerungen habe sich das Büchereiwesen aber erholt, sagt Marion Hartmann. Möglich sei das nur gewesen durch den enormen Einsatz der freiwillig Engagierten.

Etwa 4.600 Ehrenamtliche

Einige Büchereien werden von hauptamtlichen Fachleuten geleitet. Sie werden aber begleitet von einem Team aus Ehrenamtlichen. Nach Bistumsangaben sind das rund 4.600 in den 349 Büchereien (Stand März 2022).

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