Kritik am 7-Punkte-Plan der Deutschen Bischofskonferenz

Bundes-Kommission fordert unabhängige Missbrauchs-Aufarbeitung

Die Unabhängige Kommission des Bundes zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs ist enttäuscht über die Reaktion der deutschen Bischöfe auf die Missbrauchsstudie. Die Ankündigungen der Bischofskonferenz kritisierte sie als halbherzig, vage und unkonkret.

Anzeige

Die Unabhängige Kommission des Bundes zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs äußert sich enttäuscht über die Reaktion der katholischen deutschen Bischöfe auf die Ergebnisse der Missbrauchsstudie. In einer am Donnerstag in Berlin veröffentlichten Stellungnahme kritisiert sie die Ankündigungen der Deutschen Bischofskonferenz als halbherzig, vage und unkonkret. „Den von sexueller Gewalt betroffenen Menschen wird erneut viel Geduld abverlangt“, schreiben die Kommissionsmitglieder. Sie appellierten an die katholische Kirche, „endlich Verantwortung zu übernehmen und eine umfassende und unabhängige Aufarbeitung zu beginnen“.

Die Kommission arbeitet seit 2016 und wurde vom Bundestag beauftragt, zunächst bis 2019 sämtliche Formen von sexuellem Kindesmissbrauch in Deutschland und der ehemaligen DDR zu untersuchen. Ende September hatten Wissenschaftler auf der Herbstvollversammlung der Bischofskonferenz in Fulda eine Studie zum tausendfachen sexuellen Missbrauch durch katholische Amtsträger zwischen 1946 und 2014 veröffentlicht. Demnach wurden 3.677 Minderjährige Opfer sexuellen Missbrauchs, 1.670 Kleriker sind der Taten beschuldigt. Die Wissenschaftler schätzen die Zahl der nicht aktenkundigen oder bekannten Fälle jedoch wesentlich höher ein.

 

Kommission: Viele offene Fragen

 

Mit einem 7-Punkte-Plan wollen die Bischöfe die Aufarbeitung voranbringen. Dieser sieht unter anderem die Einbeziehung von Betroffenen und externen Fachleuten bei der Aufarbeitung vor. Zudem sollen die kirchlichen Personalakten standardisiert werden. Die bislang erfolgten Anerkennungsleistungen an Missbrauchsopfer müssten überprüft werden.

Die Unabhängige Kommission sieht noch viele offene Fragen, die sie in der Stellungnahme formuliert, etwa wie das Verfahren zur konkreten Anerkennung des Unrechts aussehen solle. Außerdem sei unklar, wie die Anlaufstelle für betroffene Menschen arbeiten soll und mit welchen finanziellen und personellen Ressourcen sie ausgestattet wird. Ferner fragt die Kommission, wie sichergestellt wird, dass sämtliche Bistümer eine unabhängige Aufarbeitung auf den Weg bringen, und wie diejenigen Kleriker ermittelt werden, die Täter geschützt haben.

Anzeige