Erfurter Bischof tritt gegen populistische Stimmungsmache ein

Bundestagswahl: Bischof Neymeyr gegen Stimme für AfD

  • Der katholische Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr empfiehlt, bei der Bundestagswahl am Sonntag nicht die AfD zu wählen.
  • Er unterstütze die Erklärungen der beiden Rabbinerkonferenzen in Deutschland, so Neymeyr bei der Vollversammlung der Bischöfe in Fulda.
  • Die Orthodoxe Rabbinerkonferenz Deutschland und andere jüdische Verbände hatten appelliert, "die AfD aus dem Bundestag zu verbannen".

Anzeige

Der katholische Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr empfiehlt, bei der Bundestagswahl am Sonntag nicht die AfD zu wählen. "Ich fordere dazu auf, die Stimme einer Partei zu geben, die gegen Antisemitismus eintritt", sagte der Vorsitzende der Unterkommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum der Deutschen Bischofskonferenz am Mittwoch in Fulda. "Die Erklärungen der beiden Rabbinerkonferenzen in Deutschland unterstütze ich voll und ganz."

Die Orthodoxe Rabbinerkonferenz Deutschland und andere jüdische Verbände hatten appelliert, "die AfD aus dem Bundestag zu verbannen". In dieser Partei würden "Antisemitismus, Rassismus und Menschenfeindlichkeit ihren Nährboden finden". Der Bischof räumte bei dem Pressegespräch auf der Herbstvollversammlung der katholischen Deutschen Bischofskonferenz ein, dass die beiden großen Kirchen eine solche Wahlempfehlung vermieden hätten.

 

Populismus entgegentreten

 

In dem gemeinsamen Aufruf der Bischofskonferenz und der Evangelischen Kirche in Deutschland zur Beteiligung an der Bundestagswahl heißt es ohne Nennung einer Partei: "Populistischer Stimmungsmache und hetzerischer Rede muss klar und unmissverständlich entgegengetreten werden. Gegenüber extremistischem Gedankengut sind rote Linien zu ziehen."

Neymeyr betonte, seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil sei die Einsicht in der katholischen Kirche gereift, Christen und Juden stünden gemeinsam im Bund Gottes. Zwar seien Christentum und Judentum zwei Religionen mit wesentlichen Unterschieden, aber das Christentum habe sich aus dem Judentum entwickelt und sei ohne dieses nicht zu verstehen.

Der Heidelberger Historiker und Ignatz-Bubis-Stiftungsprofessor für europäisches Judentum, Johannes Heil, setzte kritisch dagegen: "Antisemitismus war kein Betriebsunfall der Theologie", sondern dieser sei strukturell eingefügt. Antisemitische und rassistische Äußerungen dürften im kirchlichen Leben keinen Platz haben, forderte er. Die Kirchen müssten dies deutlich markieren.

 

Kirchen müssen alte Denkmuster überwinden

 

Die Vorsitzende des Gesprächskreises "Juden und Christen" beim Zentralkomitee der deutschen Katholiken, Dagmar Mensink, bekräftigte, dass die Kirchen Denkmuster überwinden müssten, in denen "wir" und "die Juden" gegenübergestellt würden.

So habe Papst Franziskus die Karfreitagsbitte in der alten Messe, die Juden verletzt habe, abgesetzt. Auch in der Gesellschaft solle nicht mit der Rede von "jüdischen Mitbürgern" oder "Deutschen und Juden" Jüdinnen und Juden in Worten ausgesondert werden. Das gegenwärtige Festjahr 1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland sei eine riesige Chance, die reiche jüdische Geschichte und das gegenwärtige Leben von Jüdinnen und Juden in Deutschland kennenzulernen.

Anzeige