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Die Ergebnisse der Bundestagswahl liegen vor. Was Bischöfe und Laien aus den großen Kirchen jetzt erwarten.
Spitzenvertreter der katholischen und evangelischen Kirche hoffen nach der Bundestagswahl auf eine zügige und verantwortungsvolle Regierungsbildung. Zugleich zeigten sie sich besorgt mit Blick auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Nun müssten die demokratischen Kräfte zum Wohl der Bürger zusammenarbeiten, forderte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Georg Bätzing, am Sonntagabend: „Das heißt zuhören, einander verstehen und konstruktiv um gerechte Lösungen ringen und zu Kompromissen bereit sein.“
Kirchen: Menschliche Würde ist zentral
Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischöfin Kirsten Fehrs, sagte: „Jetzt nach der Wahl stehen die Parteien der demokratischen Mitte vor der anspruchsvollen Aufgabe, mit diesem Wahlergebnis konstruktiv und verantwortungsvoll umzugehen.“ Sie hoffe, dass eine neue Regierung die politischen Rahmenbedingungen für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und ein weltoffenes Deutschland stärke, „ein Deutschland, in dem Menschenwürde und wechselseitiger Respekt zählen“.
„Hoffentlich bleiben wir gesellschaftlich beieinander und überwinden die Gräben, die sich in den letzten Wochen gezeigt haben“, sagte der Hamburger Erzbischof Stefan Heße. Er wünsche sich eine Regierung, die die Zukunftsthemen des Landes wie Wirtschaft, Umwelt und Leben in Würde mutig angehe. „Aus meiner christlichen Perspektive müssen soziale Gerechtigkeit und die Integration der Menschen, die zu uns kommen, einen festen Platz auf der politischen Agenda haben“, so Heße, der auch Sonderbeauftragter der DBK für Flüchtlingsfragen ist.
ZdK: Kanzler muss Land einen
Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) gratulierte CDU-Chef Friedrich Merz zum Wahlsieg. „In Zeiten einer besorgniserregenden Fragmentierung der Gesellschaft brauchen wir in Deutschland jetzt einen Kanzler, der eint. Der europäisch denkt. Und der einem vielfältigen Land mit großen Herausforderungen Hoffnung gibt“, sagte die Präsidentin des Laien-Dachverbands, Irme Stetter-Karp, auf Anfrage. Zugleich betonte sie: „Wer Zukunft will, darf in dieser Situation nicht zurück in die Vergangenheit. Nicht bei der Klimapolitik. Nicht bei der Wirtschafts- und auch nicht bei der Sozialpolitik.“
Ausdrücklich würdigten die Kirchenvertreter die stark gestiegene Wahlbeteiligung. Ersten Angaben zufolge lag sie bei über 80 Prozent. Die Landesbischöfin der evangelischen Nordkirche, Kristina Kühnbaum-Schmidt, sprach von einem ermutigenden Zeichen für eine lebendige Demokratie.
Zentralrat der Juden: AfD-Ergebnisse sind erschreckend
Jüdische Vertreter zeigten sich angesichts der Ergebnisse der AfD besorgt und erschrocken. Die Resultate müssten die Menschen wachrütteln, sagte der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster: „Es muss uns alle umtreiben, dass ein Fünftel der deutschen Wähler einer mindestens in Teilen rechtsextremistischen Partei ihre Stimme gibt, die sprachlich und ideologisch offen Verbindungen zum Rechtsradikalismus und Neo-Nazismus sucht, mit den Ängsten der Menschen spielt und ihnen nur scheinbare Lösungen anbietet.“
Vorläufiges Endergebnis
Laut dem in der Nacht bekannt gegebenem vorläufigen amtlichen Endergebnis kommt die Union auf 28,5 Prozent der Stimmen, gefolgt von der AfD mit 20,8 Prozent, dahinter die SPD (16,4 Prozent), Grüne (11,6 Prozent) und Linke (8,8 Prozent). Das BSW (4,97 Prozent) scheiterte knapp an der Fünf-Prozent-Hürde, die FDP deutlich (4,3 Prozent).
Update 24. Februar, 9 Uhr: Ergebnis aktualisiert