Die Lage in der Landwirtschaft (2) - Hühner- und Schweinehof Kock

Bunte Bentheimer zu leasen - das besondere Angebot eines Junglandwirts

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Die Folgen von Corona, Ukraine-Krieg und Dürre setzen den Bauern zu – dabei hatten sie schon zuvor genug Sorgen. Wir fragen in dieser Woche: Wie ist die Lage in der Landwirtschaft? Heute stellen wir den Hühner- und Schweinehof Kock vor, der ein ungewöhnliches Leasingangebot betreibt.

Ihre Nasen wühlen abwechselnd im Stroh-Hackschnitzel-Gemisch und schnuppern dann wieder in Richtung Mensch: Die 17 Bunten Bentheimer Schweine sind die Neugier in Person. Denn wenn sich Fynn Kock, der 19-jährige Landwirt und „Chef“ der Bande, nähert, heißt das entweder Futter oder Kraulen. Für beides sind die Sauen höchst empfänglich. Dass derzeit sieben von ihnen gar nicht dem jungen Mann gehören, sondern „verleast“ und damit nur in Kost, Logis und familiärer Betreuung auf dem Hühner- und Schweinehof Kock leben, das macht dieses landwirtschaftliche Projekt in Ostbevern zu etwas Besonderem.

Eigentlich ist der Bauernhof der Familie gar keiner mehr: Die Schweinehaltung des Großvaters ist längst Vergangenheit, erzählt Fynns Mutter Heike, die ihren Sohn – wie Bruder und Vater – in seiner gleichermaßen ehrgeizigen wie innovativen Idee unterstützt. „Er wollte als Kind unbedingt Hühner als Haustiere haben“, erinnert sie sich an die Anfänge, die inzwischen in eine solide landwirtschaftliche Ausbildung mündeten. „Der vom Aussterben bedrohten Rasse der Bentheimer hier durch artgerechte Haltung ein vernünftiges Leben zu ermöglichen und so zum Erhalt beizutragen, hat mich fasziniert“, gibt der junge Landwirt gerne zu. Bisher betreibt er die Schweinehaltung als Nebenerwerb. Kaufen kann man auf dem Hof übrigens auch Fleisch, wenn man kein eigenes Schwein dort stehen hat.

Am Schweineleben beteiligt sein

Im in langwieriger Handarbeit vom Betonboden befreiten ehemaligen Schweinestall des Opas herrschen inzwischen beste Bedingungen für die borstigen Vierbeiner: Sie können jederzeit an die frische Luft und den Bodenbelag mit Wonne umgraben – so manches Mal hat Fynn Kock Mais, Eicheln, Fallobst, Kartoffeln oder Rasenschnitt darin „versteckt“. Ist es zu heiß, sorgt eine Dusche für Abkühlung; ansonsten spenden die uralten Bäume des Hofgeländes, das seit 1834 der Familie gehört, Schatten. Nicht zuletzt steht der Stall mit frischem Stroh, Wasser und Futter jederzeit offen.

Was aber hat es mit dem „Verleasen“ des Borstenviehs auf sich? Fynn Kocks Idee: Warum nicht Menschen am Leben eines „eigenen“ Schweins transparent teilhaben lassen, sein gesundes Aufwachsen zu verfolgen und später genau zu wissen, woher das Fleisch dieses Nutztieres stammt? „Das wachsende Interesse an der Herkunft von Lebensmitteln und eine viel höhere Wertschätzung für solches Fleisch sind die Triebfedern hinter diesem Projekt“, so Fynn Kock. Der Erhalt der Rasse eben durch den Verzehr ist für ihn logisches und nachhaltiges Programm, das zunehmend Interessierte anspricht. Für den Ferkelkauf werden übrigens 100 Euro fällig, monatlich bezahlt man 60 Euro für Kost und Logis.

Fotos und Videos für die Schweinebesitzer

Weitere Informationen finden Sie auf der Webseite des Hühner- und Schweinehofes Kock.

Von der aktuellen Bentheimer „Saubande“, die mit etwa sechs bis acht Wochen vom Züchter angekauft wird, gehören sieben sowohl Familien als auch Einzelpersonen. Die können „ihr“ Schwein regelmäßig besuchen und sogar bürsten, bekommen Fotos, WhatsApp-Nachrichten und kleine Videos aus seinem Leben zugeschickt. Darum kümmert sich Mutter Heike gerne, um ihren Sohn zu entlasten, der neben seiner Arbeit auf einem anderen Hof täglich gut ein bis zwei Stunden mit den Bentheimern verbringt. Plus Wochenend-Ausmisten, aber auch inklusiv liebevoller Beobachtung der Tiere, „das ist durchaus meditativ und hilft beim Entspannen!“

Die Vorteile des Leasens liegen für den jungen Landwirt klar auf der Hand: Er kann besser planen und ist sicher, dass das Schwein am Ende komplett verwertet werden wird. Die „Adoptiv“-Eltern des jeweiligen Tieres wissen ganz genau, woher das Fleisch kommt, das sie am Ende aus der Schlachterei erhalten. Beeindruckt hat ihn die Antwort einer jungen Frau, die mit ihrer Familie ein solches Borstenvieh ihr Eigen nannte, auf die Frage, warum sie ein Schwein essen könne, dem sie sogar einen Namen gegeben habe. „Sie stellte die Gegenfrage, wie man denn ein Schwein essen könne, dessen Lebensumstände man eben nicht gekannt habe“. Genau das steht hinter der Philosophie des jungen Landwirtes, und das macht ihn zuversichtlich auf die Zukunft hin.

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