Reaktionen weiterer Bischöfe auf das Münchener Missbrauchsgutachten

Burger sieht "besondere Brisanz durch die Beteiligung von Benedikt XVI.“

  • Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger hofft auf einen „umfassenden kirchlichen Kulturwandel“.
  • Erzbischof Ludwig Schick schließt einen Rücktritt nicht aus, falls er selbst Fehler im Zusammenhang mit dem Missbrauchsskandal begangen habe.
  • Erzbischof Heiner Koch kündigt an, eine Kommission ins Leben zu rufen, um Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche in Berlin aufzuarbeiten.

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Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger hat sich erschüttert gezeigt über die Ergebnisse des jüngsten Missbrauchsgutachtens im Erzbistum München und Freising. "Ein weiteres Mal wird die Dimension dessen sichtbar, was Missbrauch in der katholischen Kirche angerichtet hat und was es für die Gläubigen auslöst und an Vertrauensverlust mit sich bringt", sagte er der "Badischen Zeitung". Durch die Beteiligung des emeritierten Papstes Benedikt XVI. bekomme die Angelegenheit besondere Brisanz.

Burger schloss sich der Forderung des Ständigen Rates der Deutschen Bischofskonferenz nach einem "umfassenden kirchlichen Kulturwandel" an. Die Kirche habe durch die Diskriminierung Homosexueller "Schuld auf sich geladen" und müsse ihr Arbeitsrecht überarbeiten. Um die Kirche für die Zukunft aufzustellen, brauche er das Gespräch mit Gläubigen und Mitarbeitenden, so Burger weiter. Die christliche Botschaft sei für ihn "stärker als alles, was an Versagen und Fehlern und Sünde in der Kirche geschieht". Das Freiburger Missbrauchsgutachten werde vermutlich noch im ersten Halbjahr 2022 veröffentlicht.

Schick: „Die ganze Wahrheit auf den Tisch“

Auch der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick hat massive Veränderungen in der katholischen Kirche fordert gefordert. Im Interview mit dem "Fränkischen Tag" schloss er einen Rücktritt nicht aus, falls er Fehler im Zusammenhang mit dem Missbrauchsskandal begangen habe.

Zur Diskussion um den emeritierten Papst Benedikt XVI. sagte Schick, dass die ganze Wahrheit "auf den Tisch" müsse. Benedikt habe als Präfekt der Glaubenskongregation und später als Papst viele gute Initiativen für die Aufklärung von sexuellem Missbrauch ins Leben gerufen. "Als Erzbischof von München und Freising und auch nach dieser Zeit hat er Fehler begangen und Schuld auf sich geladen", so der Erzbischof. Der emeritierte Papst solle "zu den Fehlern, dem Versagen und der Schuld stehen", dürfe jedoch "auf seine guten Initiativen und Leistungen" hinweisen.

Koch: „Leitungsämter nur auf Zeit vergeben“

Schick forderte systemische Veränderungen in der Kirche, auch im Vatikan. "Die Leitungsämter in der Kirche von Bischöfen, Pfarrern und Seelsorgern sowie in den Pfarreiverwaltungen und Ordinariaten sollten auf Zeit vergeben werden, zum Beispiel sieben Jahre", sagte er. Begleitet und kontrolliert werden sollten sie von Beratungs- und Aufsichtsgremien, die auch "entscheidend mitreden" sollten, ob die Amtszeit um eine weitere Periode verlängert wird.

Der Berliner katholische Erzbischof Heiner Koch erwartet vom früheren Papstes Benedikt XVI, „dass wenn er sagt, das habe ich so nicht mehr im Blick oder das habe ich falsch gesehen, dass er das auch sagt und um Entschuldigung bittet." Das sagte Koch am Freitag dem rbb. Außerdem kündigte er an, dass in den kommenden Wochen eine Kommission ins Leben gerufen werde, um Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche in Berlin aufzuarbeiten.

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