Erzbischof: Personalakten von mutmaßlichen Tätern wurden manipuliert

Burger sieht Fehler bei Zollitsch im Umgang mit Missbrauch

Erzbischof Stephan Burger sieht bei seinem Amtsvorgänger Robert Zollitsch Fehler im Umgang mit sexuellen Missbrauchstaten durch Priester. Burger verwies auf den Fall eines Pfarrers, der zwischen 1968 und 1991 zahlreiche Jugendliche missbraucht haben soll.

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Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger sieht bei seinem Amtsvorgänger Robert Zollitsch Fehler im Umgang mit sexuellen Missbrauchstaten durch Priester. Burger verwies auf den Fall Oberharmersbach im Ortenaukreis, wo ein Gemeindepfarrer zwischen 1968 und 1991 zahlreiche Jugendliche missbraucht haben soll. Vor einer Aufarbeitung nahm sich der Pfarrer das Leben.

„Ich muss davon ausgehen, dass mein Amtsvorgänger von diesen Vorgängen gewusst hat“, sagte Burger am Mittwoch der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Betroffene hofften heute darauf, dass sich Zollitsch zu seiner Rolle bekenne und öffentlich äußere. „Aber das ist natürlich seine Entscheidung, die ich ihm nicht abnehmen kann“, so Burger. Zollitsch leitete als Erzbischof von 2003 bis 2013 die Diözese; zuvor war er 20 Jahre lang Personalchef des Erzbistums. Von 2008 bis 2014 war Zollitsch Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz.

 

Vorsorge gegen Akten-Manipulation getroffen

 

Burger räumte ein, dass in der Vergangenheit Personalakten von mutmaßlichen Tätern manipuliert worden seien. Dies dürfe sich nicht wiederholen. „Dafür habe ich nun Vorsorge getroffen. Etwa indem alle Seiten in Personalakten durchnummeriert werden müssen. Dies war bislang nicht der Fall und machte es leichter, Dinge verschwinden zu lassen.“

Burger verwies auch auf die Arbeiten einer von ihm eingesetzten Fachgruppe. Diese sei beauftragt, Vorschläge zu erarbeiten, um Machtmissbrauch und Klerikalismus zu verhindern. „Aufgabe von Priestern und allen Kirchenmitarbeitern ist es, sich in den Dienst für andere zu stellen, und nicht Macht über sie auszuüben. Dies ist mir ein wichtiges Anliegen“, so der Erzbischof. Zugleich bleibe die Präventionsarbeit eine ständige Herausforderung. „Es geht darum, alle Mitarbeiter dauerhaft für dieses Thema zu sensibilisieren.“

 

Vorwürfe bereits im Oktober geäußert

 

Bereits Ende Oktober hatte sich Burger für das Verhalten seiner „Vorgänger und der Verantwortlichen in der Bistumsleitung“ im Umgang mit Missbrauch entschuldigt und Opfern ein Gespräch angeboten. „Ich weiß mittlerweile: Hilferufe wurden ignoriert, rechtzeitiges Handeln unterlassen, Maßnahmen zu spät ergriffen. Ich bekenne, dass die Institution Kirche unserer Erzdiözese auf diese Weise Schuld auf sich geladen hat. Hier haben Verantwortliche wie Täter versagt.“ Namen nannte Burger im Oktober allerdings nicht.

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