Pflegende und Sozialarbeitende zeigen Gesicht für mehr Wertschätzung

Caritas Ahaus-Vreden startet Werbekampagne für die „Corona-Helden“

Sie sind die Helden der vergangenen Monate: die Krankenschwestern, die Altenpfleger, die, die in der Zeit der Corona-Krise gebraucht wurden. Sie alle wünschen sich mehr Wertschätzung. Die Caritas in Ahaus-Vreden hat daher eine Kampagne gestartet.

Anzeige

In diesen Tagen werden in den Städten und Gemeinden des Dekanats Ahaus-Vreden große Plakate des dortigen Caritasverbands zu sehen sein. Sie zeigen Menschen, die im Pflegebereich, in der Behindertenhilfe und in sozialen Diensten dieser westmünsterländischen Region tätig sind und ein Statement über ihre Arbeit geben. Die Werbekampagne steht unter dem Leitthema „Für mehr Wertschätzung“.

„Ich bin keine Heldin. Aber ich werde von den Bewohnern gebraucht.“ Für diese Aussage steht Hanna Schwartenbeck. Die 24-jährige Heilerziehungspflegerin aus Legden arbeitet in einer Außenwohngruppe für behinderte Menschen in Ahaus. Ihre Hauptaufgabe ist es, mit den Bewohnern den Alltag zu verbringen. Aktuell betreut sie 16 Menschen mit unterschiedlichen Einschränkungen und individuellem Hilfebedarf.

 

Mehr Zeit für menschliche Zuwendung

 

Über die Zeit der Kontaktbeschränkungen während der Corona-Pandemie sagt Hanna Schwartenbeck: „Die letzten Wochen waren echt heftig. Die Bewohner durften ja zunächst keinen Besuch empfangen und brauchten einfach mehr Zuwendung.“ Gleichzeitig fiel die Arbeit in den Werkstätten für behinderte Menschen aus, was das Leben in der Außenwohngruppe erschwerte. „Wir mussten auch die zusätzlichen behördlichen Auflagen umsetzen, und das kostet einfach Zeit und Energie.“

Bei der Caritas-Aktion mitzumachen, ist für die Mitarbeiterin im Jürgen-Westphal-Haus des Caritasverbands selbstverständlich: „Meine Arbeit macht mir grundsätzlich viel Freude. Ich wünsche mir aber mehr Akzeptanz und Wertschätzung für meinen Beruf als Heilerziehungspflegerin.“ In den vergangenen Wochen hätten viele Politiker mehr Wertschätzung für die Pflegeberufe eingefordert. Konkret passiere aber wenig, um diese Berufe attraktiver zu gestalten, sagt Hanna Schwartenbeck.

 

Flüchtlingshilfe braucht mehr Anerkennung

 

Auch Annegret Lemken von der Caritas-Beratungsstelle Integration und Migration in Gronau unterstützt die Kampagne. Durch die Corona-bedingten Kontaktbeschränkungen war es für sie eine große Herausforderung, den Kontakt zu Klienten und Kooperationspartnern zu halten und schwierige Themen zu klären. „Alles ging nur digital, und der direkte Austausch fehlte lange Zeit.“

Die Arbeit mit den Migranten, von denen viele in prekären Verhältnissen leben, empfindet die 58-Jährige als bereichernd: „Von den ratsuchenden Zuwanderern und vom Arbeitgeber bekomme ich viel Wertschätzung. Aber in der Öffentlichkeit erlebe ich leider oft Geringschätzung, weil viele die Hilfe für Migranten und die Dienste der Integration für übertrieben halten“, sagt Annegret Lemken. Soziale Arbeit brauche daher mehr gesellschaftliche Anerkennung.

 

Politische Rückendeckung erforderlich

 

Die Kampagne soll die Öffentlichkeit und Politik erreichen, sagt Caritas-Vorstand Peter Schwack. „Im täglichen Kontakt mit Patienten, Bewohnern, Klienten und Angehörigen erfahren unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter derzeit großen Dank, Wertschätzung und Anerkennung für unsere Arbeit.“

Viele Berufsgruppen im Pflege- und Gesundheitswesen sowie in den sozialen Diensten seien gerade jetzt für diejenigen da, die durch die Corona-Pandemie besonders betroffen und bedroht seien. „So großartig die Leistung ist, die die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Sozial- und Pflegeberufen erbringen, so schwierig sind leider oft die begleitenden Rahmenbedingungen“, sagt Schwack.

 

Gerechte Entlohnung der Beschäftigten

 

Viele Bereiche seien personell unterbesetzt und nicht ausreichend refinanziert. Wichtig seien andere Rahmenbedingungen wie verbesserte Personalschlüssel. Es brauche beispielsweise mehr Zeit für die Zuwendung zum Patienten, damit Pflege und Betreuung menschenwürdig bleibe und auch in Zukunft ausreichend Personal da sei, meint Peter Schwack. „Ein Danke reicht auf Dauer nicht aus.“ Die Arbeit mit und für Menschen brauche eine gesellschaftlich größere Anerkennung.

Für den Caritasverband Ahaus-Vreden sei es wichtig zu zeigen, „was unsere Mitarbeiter leisten, was oft nicht gesehen wird“, sagt Schwack. Die erste Resonanz auf die Plakat-Kampagne sei positiv. Der Verband unterstütze darüber hinaus eine Online-Petition kirchlicher Sozialorganisationen und der Sozialwirtschaft „mehr-wert-als-ein-danke.de“.

 

Online-Petition sozialer Einrichtungen

 

Gefordert wird in der Petition eine gerechte Entlohnung der Arbeit, zum Beispiel die Durchsetzung von Tarifbindungen in der gesamten Sozialwirtschaft, eine deutliche Anhebung des Mindestlohns und eine grundsätzliche Erhöhung der Tarife in der Sozialwirtschaft.

Videos, Hintergründe und weitere Informationen zur Kampagne des Caritasverbands Ahaus Vreden: www.fuer-mehr-wertschaetzung.de.

Anzeige