Team ist für Sorgen bedürftiger Menschen da

Caritas-Angebot „Offenes Ohr“: Mehr als nur ein Lebensmittel-Gutschein

  • Das Caritas-Angebot „Offenes Ohr“ an der Herz-Jesu-Kirche in Münster unterstützt bedürftige Menschen.
  • Das ehrenamtliche Team vergibt Lebensmittelgutscheine und berät die Menschen.
  • Auch in Münster spiele laut Team Geldnot eine größer werdende Rolle. 

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Rund zehn Hilfesuchende waren auch an diesem Mittwoch da und hofften auf das „Offene Ohr“, das ihnen Gehör und einen kleinen Lichtblick im zumeist schweren Alltag schenken würde. Und auch an diesem Tag hofften sie nicht vergebens, denn das Team des Caritas-Angebotes am Kirchort Herz Jesu der Pfarrei St. Mauritz in Münster schickt niemanden ungehört fort. Nach der Sprechstunde berichten einige Mitglieder im Gespräch aus ihrer Praxis.

Seit 2001 existiert das „Offene Ohr“, ins Leben gerufen von engagierten Frauen und Männern der damals gerade frisch fusionierten Gemeinde Herz Jesu und St. Elisabeth und ist rasch zu einer Institution geworden. „Auch heute noch ist die Spendenbereitschaft hier am Kirchort groß“, freut sich die Organisatorin des Kreises, Eva-Maria Niehues, denn: „Wir können ja nur mit dem Geld Menschen unterstützen, das uns zur Verfügung gestellt wird“. Und das waren in 2022 immerhin runde 18.000 Euro aus Kollekten, Nachlässen und vor allem aus der jährlichen Caritas-Sammlung.

Menschen können Anliegen immer vorbringen

Seit gut zwei Jahren ist Niehues beim Team, das sich nach und nach verjüngt hat, aber dankbar ist für die Weitergabe von Erfahrung und Rat des einstigen Mitgründers und langjährigen Sprechers des Gremiums, Rudolf Driesch. Fünf Frauen und fünf Männer gehören zum „Offenen Ohr“, je ein gemischtes Team steht mittwochs für eine Stunde zu Beratung und Ausgabe von Lebensmittelgutscheinen zur Verfügung.

„Die Menschen, die nachweislich berechtigt sind, einen solchen Gutschein einmal im Monat abzuholen, stehen dann geduldig vor der Tür und warten, bis sie hereingebeten werden“, so Eva-Maria Niehues. Viel Zeit bleibt da nicht für die Einzelnen, aber wer mehr möchte als den bescheidenen Gutschein, der kann seine Anliegen immer vorbringen. Übrigens ist katholisch sein kein Kriterium, um hier Unterstützung zu bekommen – die Hilfesuchenden müssen allerdings auf dem ehemaligen Pfarrgebiet von Herz-Jesu und St. Elisabeth wohnen.

Sorgen sind oft zwischen den Zeilen zu hören

Auch von Sorgen hören die Diensthabenden, oft allerdings nur zwischen den Zeilen: die gestiegenen Lebensmittel- und Energiepreise, der kaputte Gasherd, dessen Reparaturkosten die Mittel übersteigen, oder der defekte Abfluss. Und hin und wieder packt dann auch mal ein Team-Mitglied praktisch an, wenn es die eigenen Fähigkeiten hergeben. „Viele Alleinerziehende, auch viele Menschen mit Migrationshintergrund kommen zu uns“, so Eva-Maria Niehues.

Manches Mal hilft die Kartei mit wichtigen Adressen, Rufnummern oder Kontakten weiter – „wir geben gerne Hinweise zum Beispiel auf Kleiderkammern oder auch auf Gruppen der Pfarrei, in denen man Anschluss finden kann“. Obwohl: Dass sie einsam sind, sagen nur sehr, sehr wenige Besucherinnen und Besucher. „Da braucht man etwas Fingerspitzengefühl und vor allem gespitzte Ohren, um das herauszuhören“. Geht es um rechtliche oder um grundsätzliche soziale oder finanzielle Fragen, verweisen die Aktiven an die Profis bei der allgemeinen Sozialberatung der Pfarrei St. Mauritz, zu der der Kirchort Herz Jesu gehört.

Geldnot spielt auch in Münster eine Rolle

Regelmäßig trifft sich das Team, tauscht sich zu Erfahrungen, neu auftauchenden Fragen und vor allem zu Ideen aus, wie man bedürftige Menschen erreichen und unterstützen kann. „Wir alle spüren zwar viel Dankbarkeit bei denen, die zu uns kommen, aber wir wissen auch von der Scham, die viele andere daran hindert“, so stellen alle fest. Trotz des Stichworts Altersarmut kommen übrigens nur wenige Rentnerinnen und Rentner.

So sammeln die Mitarbeitenden inzwischen Vorschläge, wie man niederschwellig Kontakte und Hilfe anbieten kann. „Man spürt deutlich, dass sich die Zeiten geändert haben und Geldnot auch in unserem Viertel eine große Rolle spielt“. Warum sie sich engagieren? „Eine Kirche, die nicht dient, dient zu nichts“, erinnert einer aus der Runde an die Caritas als eine der wichtigen Säulen, auf denen Kirche ruht. Dazu nicken dann alle ernsthaft. Eine andere Antwort braucht es offenbar für sie nicht.

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