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In der Pflege ist der Fachkräftemangel deutlich zu spüren. Der Diözesancaritasverband Münster möchte deshalb in Indien angehende Pflegekräfte für eine Ausbildung in Deutschland gewinnen.
Der Fachkräftemangel in der Pflege beschäftigt auch den Diözesancaritasverband Münster. Eine Gegenmaßnahme ist die Anwerbung angehender Pflegekräfte aus Indien für eine Ausbildung in Deutschland. Um deren Ankunft am neuen Wohn- und Arbeitsort zu erleichtern, ist eine Delegation des Verbandes in das asiatische Land gereist, wie es in einer Pressemitteilung heißt.
Caritas-Expertinnen unterwegs in Südindien
Zwei Wochen lang waren Anne Eckert und Christiane Kröger im südindischen Kerala, um dort angehende Pflegekräfte auf ihre Ausbildungszeit in Deutschland vorzubereiten. Der kulturelle Sprung der jungen Inderinnen und Inder nach Deutschland sei groß, heißt es weiter.
Eckert und Kröger erinnern sich an einen jungen Mann, der in einer Übungseinheit den Blutdruck von Eckert messen sollte. „Die Rolle von Frau und Mann, Distanz und Nähe sind in der indischen Gesellschaft anders definiert als bei uns“, sagt die Leiterin des Bereichs Altenhilfe im Diözesancaritasverband und Mitinitiatorin des Projektes. „Er wollte die Messung machen, ohne meinen Arm zu berühren.“ Doch auch beim Einkaufen, Kochen oder Busfahren könne es zu alltäglichen Herausforderungen kommen. Ziel der Reise war deshalb, einen Kulturschock für die jungen Menschen aus Indien abzumildern.
Große Unsicherheit vor Reise nach Deutschland
Die erforderlichen Sprachkenntnisse haben die Nachwuchskräfte in einem einjährigen Deutschkurs erworben. Der Pflege-Alltag wird trotzdem noch viele Herausforderungen bereithalten, erklären die Expertinnen. In vielen Gesprächen wurde deutlich, dass es bei den indischen Auszubildenden große Unsicherheiten gibt. „Die jungen Inder mussten sich erst einmal trauen, uns gegenüber deutlich zu machen, welche Fragen und Vorstellungen sie haben“, sagt Kröger.
Der Abschied von ihrer Heimat sei kein leichter. Viele reisten das erste Mal ins Ausland, ließen ihre Großfamilien zurück, kämen mit großem Respekt etwa vor Klima, fremdem Essen und Gewohnheiten. In Indien gebe es oft keine Perspektive für sie. Die Arbeitslosigkeit sei groß, Lehr- und Studienplätze müssten teuer bezahlt werden, so die Caritas.
Beide Seiten profitieren
Die Zusammenarbeit mit den indischen Auszubildenden sei auch für die Caritas-Einrichtungen in Deutschland gewinnbringend. Denn das Projekt schaffe die Möglichkeit, mehr Auszubildende in der Altenhilfe zu beschäftigen. Aus den Einrichtungen kämen durchweg positive Rückmeldungen. Dort würden sich die Mitarbeitenden auf die indischen Kolleginnen und Kollegen vorbereiten, viele Ideen für die Integration entwickeln und ihnen in der Ausbildung hilfreich zur Seite stehen.
2020 hatten ein indischer Pfarrer einer deutschsprachigen Gemeinde in Indien und Caritas India die Initiative angestoßen. Im Oktober kommen bereits die nächsten Inderinnen und Inder nach Deutschland. Insgesamt werden dann 80 Auszubildende aus Indien in deutschen Caritas-Einrichtungen arbeiten. Der Diözesancaritasverband Münster unterstützt das Projekt finanziell und arbeitet eng mit den Caritas-Ortsverbänden, Einrichtungen und Pflegeschulen im Bistum Münster zusammen.