PFLEGE

Caritas zählt Pflegekassen an: Hohe Belastung für Angehörige und Träger

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Die Caritas fordert seit Monaten den Abbau des Bearbeitungsstaus bei Pflegekassen. Eine schwere Situation für Angehörige und Einrichtungen.

Von cpm

Kein Ende in Sicht! Der Bearbeitungsstau bei den Entgeltverhandlungen für Pflegeleistungen wird nicht kürzer. Im Gegenteil: Obwohl die Caritas für das Bistum Münster schon seit Monaten mit Nachdruck die fehlende Sicherheit für Einrichtungen, Bewohner und Angehörigen bei der Finanzierung von Pflegeleistungen kritisiert, gibt es weiterhin massiver Verzögerungen bei der Verhandlung von Pflegesätzen durch die zuständigen Kassen und den Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL).

Die Folgen sind immer wieder Nachforderungen, zum Teil für Zeiträume von mehreren Monaten. Den Einrichtungen, aber auch den betroffenen Familien fehlt jede Planungssicherheit, heißt es in einer Mitteilung der Caritas. „Die Halbwertzeit geltender Zahlen ist extrem kurz“, sagt Thorsten Dütsch, der bei der Caritas für die Stadt Münster im Referat Leistungsabrechnung arbeitet. „Meine Kollegen und ich wissen manchmal, dass die Rechnungen, die wir gerade rausschicken, schon bald wieder neu geschrieben werden müssen, weil laufende Verhandlungen mit den Kassen neue Zahlen festlegen werden.“

Für Angehörige teils schwer belastend

Der Aufwand ist enorm. Und treibt für Dütsch Stilblüten: Als er vor einigen Wochen einen Stapel von etwa 3.000 neu kalkulierten Rechnungen rausschicken wollte, ging der Drucker an seinem Arbeitsplatz in die Knie. „Er war überlastet, wollte einfach nicht mehr.“ Dütsch zog in ein Büro in einer anderen Caritas-Einrichtung in Münster um, damit die restlichen Briefe noch rausgehen konnten. Wohl wissend, dass die Zahlen in diesen Schreiben schon bald überholt sein könnten. „Ich habe jetzt für eine Altenhilfe-Einrichtung eine Neuberechnung der Vergütungssätze für die Investitionskosten rückwirkend zum 1. Januar 2023 erhalten – das muss ich jetzt wieder alles stornieren und nacharbeiten.“

Was die Pflege-Einrichtungen wirtschaftlich gefährdet und den zentralen Abrechnungsstellen einen enormen Aufwand beschert, ist für Pflegebedürftige und ihre Angehörigen bisweilen tragisch. „Wenn es plötzlich Nachforderungen von mehreren tausend Euro gibt, kommen sie an Grenzen.“ Dütsch führt dann nicht selten Anrufe mit verzweifelten und erbosten Angehörigen. Besonders traurig stimmen ihn dabei Gespräche mit Angehörigen mittlerweile verstorbener Menschen. „Sie können mit dem Tod etwa ihrer geliebten Mutter gar nicht abschließen, weil ihnen immer wieder neue Rechnungen ins Haus flattern.“

Caritas mahnt Pflegekassen erneut an

Die Forderungen der Caritas haben an Deutlichkeit deshalb nichts verloren. „Die Pflegekassen müssen endlich in die Pötte kommen und rechtzeitig neue Verhandlungen aufnehmen – vier bis fünf Wochen, bevor die alten Preise abgelaufen sind“, sagt Dütsch. „Wenn wir eine Rechnung rausschicken, muss sicher sein, dass die Zahlen auch wirklich gelten und nicht nach Monaten wieder umgeschrieben werden müssen.“ 

Der Bearbeitungsstau bei den Pflegekassen und dem LWL muss dafür schnellstmöglich aufgelöst werden, so der Caritasmitarbeiter. „Damit Pflegebedürftige ihre Versorgung verlässlich planen und die Einrichtungen ihre Kosten verbindlich kommunizieren können.“

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