MACHTWECHSEL

„Caritas international“: Arbeit in Syrien auch unter Rebellen möglich

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„Caritas international“ rät Geflüchteten von einer Syrien-Rückkehr ab. Warum die Organisation angesichts des Machtwechsels trotzdem optimistisch ist.

Von KNA

Die deutsche Hilfsorganisation „Caritas international“ hat mit den Rebellengruppen in Syrien bislang gute Erfahrungen gemacht. In den von ihnen beherrschten Gebieten habe es alles in allem eine berechenbare Zusammenarbeit gegeben, sagt Hilfswerks-Leiter Oliver Müller dem NDR.

Die Caritas habe Hilfsgüter ins Land bringen und die wirklich Bedürftigen erreichen können. Dagegen habe der frühere Machthaber Baschar al-Assad versucht, Günstlinge auf die Hilfslisten zu setzen. Das habe der örtlichen Caritas sehr viel Widerstandskraft abverlangt.

HTS-Rebellen ließen Caritas-Arbeit zu

Müller äußert sich vorsichtig optimistisch, dass die Caritas in Aleppo und Damaskus weiter tätig sein kann. Darauf deute vieles hin.

So habe die Caritas in Idlib, wo die HTS-Miliz schon das Sagen gehabt habe, tätig sein können. „Aber es wird letztlich darauf ankommen, wer unter den Milizen sich jetzt durchsetzt.“

Caritas rät Geflüchteten von Rückkehr ab

Müller rät Geflüchteten, derzeit nicht nach Syrien zurückzukehren. „Die Lage ist unübersichtlich.“ Zudem seien die Lebensbedingungen schwierig. „Wir haben es ja mit einem Land zu tun, in dem bereits vor der Machtübernahme 90 Prozent der Bevölkerung an oder unterhalb der Armutsgrenze gelebt haben.“

Die Währung, das syrische Pfund, verliere dramatisch an Wert, was beträchtliche Preissteigerungen zur Folge habe. So seien die Preise für Brot seit Ende November um 900 Prozent gestiegen. Das könne die lokale Bevölkerung kaum auffangen.

Keine Hinweise zu Übergriffen auf Christen

Zudem ist laut Müller abzuwarten, ob sich die Situation unter den neuen Machthabern beruhigt und festigt. Die Frage sei, ob für alle Bevölkerungsgruppen und Rückkehrer, aber auch für ethnische und religiöse Minderheiten Sicherheit gewährleistet werden könne. Insbesondere Christen befürchteten Übergriffe. „Aber momentan deutet darauf nichts hin“, so Müller. „Das ist erstmal sehr positiv.“

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