„Gefährliche Situation“ und „herber Rückschlag für die Integration“

Caritas kritisiert Unterbringung von Flüchtlingen in Corona-Zeiten

Die Caritas in NRW hat die Landesregierung aufgefordert, die Unterbringung von Flüchtlingen in Massenunterkünften zu beenden. Auch vom Diözesancaritasverband Münster kommt Kritik.

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Die Caritas in NRW hat einen Appell des Flüchtlingsrates unterschrieben, der die Landesregierung auffordert, die Unterbringung in Massenunterkünften zu beenden. Bisher sei es meistens noch gut gegangen, aber in vielen Zentralen Unterbringungseinheiten (ZUE) hätte das Corona-Virus leichtes Spiel, wenn es einmal den Weg hineinfände, betont der Flüchtlingsbeauftragte des Bistums Münster, Helmut Flötotto, in einer Mitteilung des Diözesancaritasverbands: "Es sind zu viele Menschen auf zu engem Raum – immer noch müssen sich teilweise bis zu fünf Flüchtlinge ein Zimmer mit Doppelstockbetten teilen.“

In Rheine bescheinigt Caritas-Fachdiensleiterin Elke Zeitner dem Betreiber Deutsches Rotes Kreuz, das Mögliche zu tun und gute Arbeit zu leisten. Aber die von Land und Bezirksregierung vorgegebenen Bedingungen passten nicht: 400 Plätze hat die ZUE, 280 Bewohner leben dort. Das bedeutet, dass sich mehrere Flüchtlinge ein Zimmer teilen müssen. Um zumindest tagsüber Abstand halten zu können, wird gruppenweise gegessen. Besucher von außen dürfen nicht mehr rein. Aber solange es keinen Infektionsfall gibt, dürfen die Flüchtlinge sich frei bewegen – Bedingungen, die auch anderen Orten gelten.

 

"Belegung entzerren"

 

Flötotto, der auch Referatsleiter Soziale Arbeit im Diözesancaritasverband Münster ist, wundert sich, "dass bis jetzt so wenig passiert ist". Notwendig wäre es aus seiner Sicht, die Belegung zu entzerren. Genügend andere Unterkünfte ständen leer oder hätten ausreichend freie Kapazitäten. Genutzt werden könnten dafür auch in größerem Umfang als bisher Jugendherbergen sowie Bildungsstätten oder Inklusionshotels. Aber dafür würde mehr Personal in der Betreuung benötigt. Nicht ins Stocken geraten sind dagegen die Verwaltungsvorgänge, so Flötotto. Urteile würden wieder zugestellt und Ablehnungsbescheide gingen ein, auch wenn derzeit abgeschoben nicht abgeschoben werde.

Allerdings sieht Flötotto nicht nur die gesundheitlichen Risiken. Insgesamt bedeute die Corona-Pandemie einen herben Rückschlag für die Integration. Das bestätigt auch Marijan Renić für den Fachdienst für Integration und Migration der Caritas Borken. Seit Wochen gebe es keine offenen Sprechstunden mehr, gleichzeitig löse die Krise in Verbindung mit Isolation und Verunsicherung Ängste bei den Menschen aus. Persönliche Beratung bleibe derzeit aber die Ausnahme, in der Regel laufe sie über E-Mail, Chats und Videotelefonie. Der Deutsche Caritasverband hat dafür die Migrationsberatung aktuell als 17. Fachbereich in seine Onlineberatung aufgenommen.

 

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