Präsident Neher: Wir müssen Alternativen zum Suizid zu eröffnen

Caritas kritisiert Vorschlag zu Suizidbeihilfe in Heimen

  • Die Caritas kritisiert die Position prominenter protestantischer Theologen, Suizidbeihilfe in kirchlichen Einrichtungen zu ermöglichen.
  • „Die Aufgabe der Einrichtungen kann nicht darin bestehen, möglicherweise den Suizid von Bewohnern zu organisieren“, sagte der Präsident des Deutschen Caritasverbandes, Peter Neher.
  • Es gehe darum, Menschen zu begleiten und Alternativen zum Suizid zu eröffnen.

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Der katholische Wohlfahrtsverband Caritas kritisiert die Position prominenter protestantischer Theologen, Suizidbeihilfe in kirchlichen Einrichtungen zu ermöglichen. „In katholischen Einrichtungen kann es kein solches Angebot geben. Die Aufgabe der Einrichtungen kann nicht darin bestehen, möglicherweise den Suizid von Bewohnern zu organisieren“, sagte der Präsident des Deutschen Caritasverbandes, Peter Neher, am Montag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Es gehe darum, Menschen zu begleiten und Alternativen zum Suizid zu eröffnen.

Mitarbeiter der Caritas, die sich aus ihrem christlichen Selbstverständnis heraus dem Schutz des Lebens verpflichten, müssten die Selbstbestimmung der Bewohner zwar akzeptieren, könnten aber „unmöglich selbst einen aktiven Part im (Selbst)tötungsprozess übernehmen“.

 

Neher: Aus meiner christlichen Grundüberzeugung heraus unvorstellbar

 

Protestantische Theologen plädieren in einem Gastbeitrag der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Montag) dafür, in Deutschland einen assistierten professionellen Suizid auch in kirchlichen Einrichtungen zu ermöglichen. Dies könne bedeuten, „abgesicherte Möglichkeiten eines assistierten Suizids in den eigenen Häusern anzubieten oder zumindest zuzulassen und zu begleiten“, schreiben unter anderen der Vorsitzende der Kammer für öffentliche Verantwortung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Reiner Anselm, und der Präsident des evangelischen Wohlfahrtsverband Diakonie, Ulrich Lilie.

Der Caritas-Präsident bemängelte, dass die Autoren ausschließlich Einrichtungen der Altenhilfe in den Blick nähmen. Das Bundesverfassungsgerichts-Urteil aus dem letzten Jahr beschränke sich aber längst nicht auf den Suizidwunsch betagter Menschen. „Was ist beispielsweise mit Menschen, die (offenkundig) in ihrem freien Willen eingeschränkt sind und nach einem assistierten Suizid verlangen? Aus meiner christlichen Grundüberzeugung heraus ist es unvorstellbar, dass zum Beispiel Einrichtungen für Menschen mit Behinderung, Dienste der ambulanten Pflege oder der Sozialpsychiatrie assistierten Suizid anbieten“, sagte er.

 

EKD distanzierte sich von Theologen-Position

 

Auch die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) distanzierte sich von der Position der Theologen. „Jede organisierte Hilfe zum Suizid, die dazu beiträgt, dass die Selbsttötung zur Option neben anderen wird, lehnt die Evangelische Kirche in Deutschland ausdrücklich ab“, teilte ein EKD-Sprecher mit.

Der Pressesprecher der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp, widersprach ebenfalls. Kirchliche Einrichtungen seien der christlichen Hoffnungsbotschaft und damit der Förderung des Lebens verpflichtet. Ein Angebot des assistierten Suizids sei damit unvereinbar.

Haben Sie Suizidgedanken? Hier gibt es Hilfe
Menschen mit Suizidgedanken können sich an die Telefonseelsorge wenden. Sie ist unter den Rufnummern 0800 / 111 0 111 und 0800 / 111 0 222 täglich rund um die Uhr erreichbar. Sie berät kostenfrei und anonym. Der Anruf findet sich weder auf der Telefonrechnung noch in der Übersicht der Telefonverbindungen wieder. Es gibt auch eine E-Mail-Beratung. Der Mailverkehr läuft über die Internetseite der Telefonseelsorge und ist daher nicht in Ihren digitalen Postfächern zu finden. Hier geht es zur Telefonseelsorge.

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