Flüchtlingsunterkünfte werden geschlossen

Caritas: NRW mit 700.000 Euro in der Kreide

Der Direktor der Caritas Dinslaken-Wesel ist stinksauer auf die Landesregierung: Zwei Flüchtlingsunterkünfte von Stadt und Caritas werden morgen geschlossen, weil das Land eigene Unterkünfte gabaut hat. 50 Mitarbeiter bangen um ihren Job.

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Stichtag bleibt der 30. September. An diesem Tag laufen die beiden Landesflüchtlingsunterkünfte im Dinslakener Hardtfeld und im Gewerbegebiet an der Voerder Grenzstraße aus. Beide Einrichtungen, die der Unterbringung von insgesamt 600 Flüchtlingen diente, werden dann geschlossen. Rund 50 Mitarbeiter, die der Caritasverband Dinslaken zur Betreuung der Flüchtlinge angestellt hatte, verlieren ihren Arbeitsplatz, wenn nicht andere Arbeitsmöglichkeiten für sie gefunden werden.

 

Im Stich gelassen

 

Michael van Meerbeck, Direktor des Caritasverbandes Dinslaken-Wesel, ist stinksauer auf die Landesregierung. Von ihr fühlt er sich im Stich gelassen. Er beklagt den wenig partnerschaftlichen Umgang mit dem Wohlfahrtsverband und die mangelnde Zahlungsmoral des Landes.

Van Meerbeck erinnert sich noch genau: Ende Juli 2015 erreichte die Stadt Dinslaken das Amtshilfeersuchen der Bezirksregierung. Der Stadt, die auf den plötzlich drastisch ansteigenden Flüchtlingsstrom nicht vorbereitet war, wurde mit einem Federstrich die Verantwortung für die Flüchtlinge übertragen. Um 13 Uhr wurde die Verwaltung telefonisch von der Bezirksregierung informiert, dass die ersten Flüchtlinge um 16 Uhr eintreffen würden. Per Zuruf habe man damals mit der Stadtverwaltung, an der Spitze Bürgermeister Michael Heidinger, zusammengearbeitet. Durch ein Gespräch erreichte man zunächst, dass die Flüchtlinge das Stadtgebiet später erreichten.

Stadt und Caritas einigten sich darauf, dass die Flüchtlinge nicht in Turnhallen untergebracht werden sollten. „Wir wollten die Bevölkerung nicht belasten und so die Willkommenskultur erhalten“, sagt van Meerbeck. Darüber hinaus würden Hallen den Menschen, die oft durch Krieg und Flucht traumatisch belastet seien, keine ausreichende intime Atmosphäre bieten, ergänzt er. Die Menschen, die nach Dinslaken kämen, sollten so gut wie möglich untergebracht werden.

Die Caritas stellte zunächst eigene Einrichtungen wie das Haus der Offenen Tür und eine Kindertagesstätte zur Verfügung. Parallel wurden die Gebäude der Erstaufnahmeeinrichtung im Hardtfeld, die der Stadt Dinslaken gehören, hergerichtet. Alle Arbeiten wurden auf der Basis mündlicher Absprachen zwischen dem Bürgermeister und dem Caritasdirektor verrichtet. „Um der Menschen willen, die ja zeitig und so menschenwürdig wie möglich untergebracht werden sollten“, sagt van Meerbeck.

 

Lösungen über Nacht

 

Über Nacht habe man Einrichtungsgegenstände eingekauft, mit Ärzten Möglichkeiten schneller erster Untersuchungen überlegt und Gelegenheiten diskutiert, die Registrierung der Flüchtlinge zu ermöglichen. „In 24 Stunden haben wir die zugesagten 120 Plätze zur Verfügung gestellt. Wenig später standen mit der Notunterkunft Hardtfeld 285 Plätze bereit“, sagt van Meerbeck. Man habe alle Unzulänglichkeiten der Behörde, die in der Regel durch eine immer größer werdende Bürokratie entstanden seien, aufgefangen. Wobei van Meerbeck auf die Mitarbeiter der Bezirksregierung vor Ort nichts kommen lässt. Sie hätten kooperativ und unbürokratisch geholfen.

Ende September werden die Einrichtungen in Dinslaken und Voerde auf Anweisung der Landesregierung geschlossen. Statt dessen werden eigene, neue Strukturen wie beispielsweise die Landeseinrichtungen in Rees und Kamp-Lintfort aufgebaut. „Nur, um sich mit niemandem abstimmen zu müssen“, vermutet der Caritasdirektor. „Warum baut das Land NRW Parallelstrukturen auf? Man hätte die bestehenden Einrichtungen in Dinslaken und Voerde weiter nutzen können“, sagt er. „So geht man nicht mit Kooperationspartnern und den Menschen, die betroffen sind, um.“

 

Sorge um Mitarbeiter

 

Dem NRW-Innenminister Ralf Jäger hat er bereits zwei Mal geschrieben, um ihm seine Verwunderung über das Handeln der Landesregierung darzulegen. Bis auf eine Eingangsbestätigung per Mail hat er noch keine Antwort bekommen. Auch die gezahlten Aufwendungen von 700.000 Euro seien bisher nicht bezahlt.

Für die Mitarbeiter versucht der Caritasdirektor andere Arbeitsmöglichkeiten zu finden. „Wir versuchen verdiente Mitarbeiter zu halten. Für alle ist das jedoch nicht möglich“.

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