Sechs von zwölf Pfarreien an Kooperation beteiligt

Caritas-Sozialarbeiter gehen in die Pfarreien in Münster

Der Caritasverband und die Kirchengemeinden in Münster rücken näher zusammen. In sechs der zwölf städtischen Pfarreien werden durch fünf Sozialarbeiterinnen und einem Sozialarbeiter Hilfen vor Ort angeboten.

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Das Prinzip ist einfach: „Die katholische Kirche macht etwas für Menschen vor Ort, die in Not sind. Unabhängig von der Konfession“, sagte Stadtdechant Jörg Hagemann am Donnerstag bei einer Pressekonferenz im Haus der Caritas in Münster. In sechs der zwölf Großpfarreien der Stadt werden zurzeit durch fünf Sozialarbeiterinnen und einen Sozialarbeiter vielfältige Hilfen und Beratungsangebote gemacht.

Die Kooperation firmiert unter dem Begriff „Allgemeine Sozialberatung“. Es gehe auch darum, das caritative Engagement der Ehrenamtlichen in den Gemeinden zu stützen und mit der professionellen Arbeit des Fachverbands zu verbinden. „Ich wünsche mir wertvolles Tun an den Hilfebedürftigen“, sagte Hagemann.

An dem auf zwei Jahre angelegten Projekt beteiligen sich die Pfrarreien St. Nikolaus, St. Clemens, Heilig Kreuz, St. Mauritz und St. Petronilla. Einen dreijährigen Vorlauf hatte die Kooperation bereits in St. Franziskus. Dort sei die Arbeit inzwischen verstetigt worden und aus dem Modellcharakter heraus, sagte Caritas-Vorstand Thomas Schlickum. Ab Januar 2018 soll auch die Gemeinde St. Josef und St. Marien ins Projekt einsteigen.

 

Finanzierung durch Caritas und Kirche

 

„Mit 210.000 Euro finanzieren der Caritasverband und die Kirchengemeinden zu gleichen Teilen das Projekt“, so Schlickum. „Die Sozialarbeiter arbeiten vergleichbar mit Allgemeinmedizinern“, sagte Caritas-Abteilungsleiter Bernhard Paßlick. „Sie helfen, wo sie können, und leiten weiter, wenn spezielle Hilfe notwendig wird, etwa zur Sucht- oder Schuldnerberatung.“

Durch die Anwesenheit der Sozialarbeiter in der Gemeinde und der Nähe zum Quartier würden Menschen am Rand der Gesellschaft leichter erreicht. „Im Modellversuch in St. Franziskus ist die Zufriedenheit mit der Zusammenarbeit sehr hoch“, sagte Paßlick. Die Kooperation von örtlicher Caritas und Kirchengemeinden sei in dieser Form einzigartig im Bistum Münster.

 

1.500 Beratungen in wenigen Monaten

 

Caritas-Mitarbeiterin Theresa Neunes stellte eine kurze Bilanz der bisherigen Arbeit vor. Allein in den ersten Monaten des Jahres 2017 seien im Kooperationsprojekt 1.500 Beratungen durchgeführt worden. 650 Menschen hätten sich an die sechs Sozialarbeiter gewandt, die jeweils mit einer halben Stelle vor Ort sind. 47 Prozent der Rat- und Hilfesuchenden seien Menschen ohne Migrationshintergrund. 60 Prozent seien Alleinerziehende oder Alleinstehende. Sie suchten Hilfe in ihrer wirtschaftlichen Situation, bei sozialrechtlichen Fragen, bei psychosozialen Problemen, bei Schulen und Wohnraumnot, Krankheit und Pflege.

„Viele Menschen in Münster sind abgehängt“, sagte Paßlick. Die Zahl der Hartz-IV-Empfänger in der Stadt sei seit Jahren mit 20.000 konstant, 7.000 Kinder gelten als arm. Sabrina Lejeune, Sozialarbeiterin in St. Clemens: „Die Sorgen reichen von Mietschulden, dass man nicht den Strom bezahlen kann oder Angst hat, dass das Jobcenter nicht zahlt.“

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