Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa warnt vor den Folgen hoher Energiepreise für die ambulante Pflege. Stiegen die Spritpreise weiter, sei die Versorgung auf dem Land „ernsthaft gefährdet“, sagte Welskop-Deffaa der Verlagsgruppe Bistumspresse.
Schon jetzt nähmen private Pflegeanbieter nicht-lukrative Touren mit langen Strecken über die Dörfer nicht mehr an. Die Versorgung hänge nun an den gemeinnützigen Diensten, die stellenweise draufzahlten.
„Wild zusammengewürfelte“ Entlastungsmaßnahmen
Kritik übte die Präsidentin des Deutschen Caritasverbands an der Bundesregierung. Die in Aussicht gestellten zinsgünstigen Kredite „helfen uns kein bisschen“. Denn auch sie müssten irgendwann zurückgezahlt werden.
Zudem habe der Bund „etliche Maßnahmen“ wie den Einmalbonus zum Kindergeld, den Heizkostenzuschuss für Wohngeldbeziehende und die Energiepauschale „wild zusammengewürfelt“. Für viele Menschen seien die Maßnahmen verwirrend.
Mehr Haushalte rutschen unter Armutsgrenze
Fraglich sei auch, ob die befristeten Zuschüsse einkommensschwache Menschen ausreichend unterstützen. „Eine Konzentration auf weniger Maßnahmen, die dann aber langfristiger angelegt sind, wäre sinnvoller gewesen“, so die Präsidentin des katholischen Sozialverbands.
Wegen der deutlich gestiegenen Energiepreise drohen bundesweit zudem 600.000 weitere Haushalte unter die Armutsgrenze zu rutschen. Laut Studie der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen werden Einkommensschwache durch die derzeitigen Preissteigerungen am stärksten belastet. Gemäß EU-Definition liegt die Armutsgrenze in einem Staat bei 60 Prozent des mittleren Haushalts-Einkommens.
Wie viel teurer es wird – ein Beispiel
Laut Studie verzeichnen alle Haushaltsgruppen eine deutliche Mehrbelastung. Ein durchschnittlicher Vier-Personen-Haushalt, der mit Gas heizt, müsse aktuell im Vergleich zu Anfang 2020 mit Mehrausgaben von 1.624 Euro auf ein Jahr kalkulieren. Davon entfallen 10,6 Prozent auf Strom, 46,4 Prozent auf Erdgas und 43 Prozent auf Benzin und Diesel.