Sozialmanager prägte 40 Jahre lang Caritasarbeit im Kreis Warendorf

Caritasmann Josef Hörnemann hört nach 38 Jahren auf

­Josef Hörnemann ist ein Urgestein. Er hat die Caritasarbeit im Kreis Warendorf in den letzten vier Jahrzehnten maßgeblich mit geprägt. Unzähligen Menschen hat er während der Zeit in Krisen geholfen. Ende des Jahres geht er in Rente.

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Er ist ein Urgestein der Caritasarbeit im Kreis Warendorf. 38 Jahre hat Josef Hörnemann an den Fundamenten und Gebäuden der katholischen sozialen Arbeit mitgebaut – inhaltlich, strukturell und real. Lange stand er als Verantwortlicher für Sozialmanagement und Öffentlichkeitsarbeit mit an der Spitze des Caritasverbands im Kreisdekanat Warendorf (KCV). Doch er ist nicht der Typ, der sich gern in den Vordergrund drängelt. Lieber ist er Teamplayer und Sozialarbeiter für Menschen mit Behinderungen und am Rand der Gesellschaft.

„Die Ader des Kümmerns hat mir meine Mutter in die Wiege gelegt“, sagt er. Das hat ihn zeitweise den Spitznamen „Caritas-Josef“ eingetragen. Zum Ende des Jahres geht der 65-Jährige in den Ruhestand. 

 

Die Eltern wollten, dass er Priester wird

 

Hörnemann wuchs auf einem Bauernhof in Gescher in eine tief religiöse Familie hinein. Ein Mädchen der acht Kinder sollte Ordensfrau, ein Sohn Priester werden. „Meine Eltern hatten das mit dem Pfarrer abgesprochen.“ So kam der Junge ins Internat auf die Loburg nach Ostbevern. In der Unterprima lernte er jedoch seine spätere Frau kennen. Das mit dem Priestersein habe doch fast geklappt, sagt der Vater von drei Kindern: „Heute ist der Bischof auch mein oberster Dienstherr.“

Nach dem Abitur studierte Hörnemann Landwirtschaft in Bonn. Er hatte das Vordiplom gerade abgeschlossen, als sein Vater starb. Also brach er die Zelte ab, half auf dem heimischen Hof aus und entschied sich, doch lieber Sozialarbeit an der katholischen Fachhochschule in Münster zu studieren.

 

Er arbeitete mit Suchtkranken und Jugendlichen

 

Studienbegleitende Praktika führten ihn in eine Behinderteneinrichtung, ins Gefängnis und zum Sozialdienst katholischer Männer (SKM) in Warendorf. Letzterer holte den inzwischen verheirateten Vater mit Kind nach dem Studienabschluss 1982 erneut nach Warendorf. „Das war ein Phänomen bei mir“, sagt Hörnemann dazu, dass er stets auf die nächste berufliche Aufgabe persönlich angesprochen wurde. „Ich habe nie in meinem Leben ein Bewerbungsschreiben verfasst.“ Wie das? „Ich kann mich gut unterordnen“, sagt er. Vor allem aber ging es ihm wohl eher um die Menschen und die Sache und weniger um sich selbst.

Zehn Jahre sollte Hörnemann beim SKM bleiben, 1988 wurde er stellvertretender Geschäftsführer des Verbands. „Ich habe unzählige Menschen in der Suchtberatung begleitet.“ Viele ehemalige Klienten sprächen ihn noch heute auf der Straße an.

 

Er führte soziale Trainingskurse für straffällige Jugendliche ein

 

Sein zweites Standbein war die Jugendgerichtshilfe. Der Sozialarbeiter unterstützte junge Männer, die wegen Drogenkonsums straffällig geworden waren. Häufig besuchte er sie im Gefängnis. Zudem führte er „soziale Trainingskurse“ ein. „Das war damals ganz neu. Die Jugendlichen konnten in der Gruppe über sich und ihre Probleme ins Gespräch kommen.“

Warendorf wurde Hörnemanns neue Heimat. „Meine Frau stammt von hier.“ Er selbst habe sich bewusst in das kirchliche Leben integriert. 1991 bat ihn der damalige Kreisdechant, zum örtlichen Caritasverband zu wechseln: den Caritasverband des Dekanats (DeCV) Warendorf. 1992 wurde er dort Geschäftsführer.

 

Die Politik wollte einen Ansprechpartner haben

 

Hörnemann kennt sich im lokalen und regionalen Labyrinth der Caritasarbeit und ihren verzweigten Verbandstrukturen bestens aus. Und die haben sich in den vergangenen vier Jahrzehnten ständig verändert. 1976 haben die DeCVs von Ahlen, Beckum und Warendorf den Caritasverband für den Kreis Warendorf (KCV) gegründet. „Weil die Politik in der Behindertenarbeit nur einen Ansprechpartner haben wollte“, erklärt er.

Der KCV sei immer größer geworden. Er bündelte die Aufgaben der 1974 gegründeten Freckenhorster Werkstätten für Menschen mit Behinderungen, auf ihn gingen der damals einzige Behinderten-Kindergarten über, er übernahm ein Altenheim in Telgte. Zudem war der KCV 1997 gemeinsam mit dem Bistum Münster, dem DeCV Warendorf und der Kirchengemeinde Freckenhorst an der Gründung der Caritas-Seniorenheime Betriebsführungs- und Trägergesellschaft beteiligt. Deren Aufgabe: die stationäre Altenpflege in der Region zu sichern.

 

Die Caritas im Kreis Warendorf wächst zusammen

 

Der Grund für die voranschreitende Zentralisierung war, „dass mehr soziale Aufgaben auf die Kirche und ihre Verbände zukamen und sich die Kirche auf die Caritas verlassen wollte“. Hörnemann war bei allen Prozessen mittendrin. 2003 arbeitete er vormittags beim DeCV in Warendorf und nachmittags beim KCV in Freckenhorst, weil beide Verbände eine Verwaltungsgemeinschaft gebildet hatten. Schon damals war er für Sozialmanagement zuständig: „die Leitung und Entwicklung innerverbandlicher und externer Komponenten einer Organisation“. Konkret ging es um Formen der Zusammenarbeit, Fragen der Kommunikation und die Darstellung des christlichen Menschenbilds in der Caritasarbeit.

2006 verschmolzen die örtlichen Caritasverbände von Warendorf, Beckum und der KCV durch Fusion.  Der neue Name: Caritasverband im Kreisdekanat Warendorf (mit wieder dem Kürzel KCV). Hier ist auf die Feinheit „im“ zu achten, so Hörnemann, der jetzt im KCV für Sozialmanagement und Öffentlichkeitsarbeit zuständig war: „Denn der DeCV Ahlen blieb eigenständig und ist es bis heute, obgleich es viele Formen der Kooperation gibt“.

 

Er war elf Jahre Kommunalpolitiker

 

Heute trage der KCV mit 800 Mitarbeitern große personelle Verantwortung. Zusammen mit den Freckenhorster Werkstätten und der Caritas-Ambulante-Dienste-GmbH umfasse er rund 1800 Mitarbeiter. An den beiden Letzteren sind noch andere Verbände beteiligt. Die Werkstätten liegen Hörnemann am Herzen. „Sie sind ein bedeutender Arbeitgeber für Menschen mit geistigen, psychischen und mehrfachen Behinderungen und an zehn Standorten im Kreis vertreten.“ Vor allem der Bedarf für psychisch Erkrankte wachse, die sonst auf dem ersten Arbeitsplatz keine Chance hätten.

„Die Caritas will zudem in der Sozialpolitik des Kreises Warendorf mitreden“, sagt Hörnemann. Das hat er selbst für die CDU elf Jahre getan: im Kreistag und in der Landschaftsversammlung – dem Parlament des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe. „Bis mir die Ärzte es verboten haben.“

 

Christliches Profil der Caritasarbeit soll erhalten bleiben

 

Nach 38 Jahren Caritasarbeit in den Ruhestand zu gehen, fällt Josef Hörnemann nach eigenem Bekunden nicht schwer. „Ich kann gut Freizeit.“ Zum Beispiel alte Möbel in seiner Holzwerkstatt im Keller restaurieren. Schon während der Studienzeit sei ihm eingetrichtert worden, nie die Arbeit mental mit nach Hause zu nehmen. „Ich wollte nicht zum hilflosen Helfer werden.“

Dennoch ist Hörnemann die Zukunft der Caritas wichtig. Er wünscht sich, „dass sie christlich bleibt und dass die Motivation der Mitarbeiter vom diesem Menschenbild geprägt ist“. Aktuelle Kirchenthemen wie Missbrauch, Frauenfragen, Gewaltenteilung wirkten auf die Mitarbeiter zurück. „Deswegen wird ein intensiver Austausch mit Pfarreien, Bistum und Politk immer wichtiger“, sagt er.

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