„Kinderwunsch“ und „Designerbaby“: Peter Dabrock beklagt zu wenig Differenzierung

Chef des Deutschen Ethikrats kritisiert „Woche für das Leben“

Der Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, Peter Dabrock, hat die diesjährige „Woche für das Leben“ der Kirchen kritisiert. Er finde es schwierig, die Begriffe „Kinderwunsch“, „Wunschkinder“ und „Designerbaby“ in eine Reihe zu bringen.

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Der Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, Peter Dabrock, hat Motto und Informationsmaterial der diesjährigen „Woche für das Leben“ der Kirchen kritisiert. Er finde es schwierig, die Begriffe „Kinderwunsch“, „Wunschkinder“ und „Designerbaby“ in eine Reihe zu bringen, sagte der evangelische Sozialethiker dem Evangelischen Pressedienst (epd).

„Das hinterlässt ein schales Gefühl: Kinderwunsch sei okay, bei Wunschkindern werde es bedenklich, und der Weg zum Designerbaby sei dann nicht mehr weit“, sagte er. Unter dem Motto „Kinderwunsch – Wunschkinder – Designerbaby“ stellen die Kirchen von Samstag an ethische Fragen rund um Zeugung, Schwangerschaft und Geburt in den Mittelpunkt.

 

Ernsthafte Verantwortungskonflikte

 

Zwischen „Kinderwunsch“ und dem Schritt zum „Wunschkind“ würden sich ganz ernsthafte Verantwortungskonflikte verbergen, „die nicht einfach mit Selektionsambitionen identifiziert werden sollten, wie dies in der Broschüre zur 'Woche für das Leben' anklingt“, sagte Dabrock.

Für viele Paare sei beispielweise die natürliche Familienplanung gar keine Alternative, die sie wählen könnten. „Für solche Paare erwarte ich mehr Verständnis, als ihnen zu sagen, dass nicht jeder ein Recht auf ein biologisch eigenes Kind hat“, sagte Dabrock, der an der Universität Erlangen-Nürnberg Theologie lehrt.

 

„Ich erwarte mehr Sensibilität“

 

„Auch erwarte ich mehr Sensibilität gegenüber Menschen, die sich der Präimplantationsdiagnostik unterziehen, nicht weil sie ein 'Designerbaby' wollen, sondern weil sie nicht die dritte Totgeburt miterleben wollen“, erklärte Dabrock. „Ihnen von der hohen moralischen Warte anzuempfehlen, auf ein biologisch eigenes Kind zu verzichten, ist zwar nicht falsch, aber moralisch weidlich unsensibel“, ergänzte er.

Ethische Konfliktsensibilität für solche Fälle und nicht nur pastorale Begleitung sei ein Markenzeichen evangelischer Theologie. Die ethische Betrachtung des Lebensanfangs müsse eine hohe Sensibilität für die damit zusammenhängenden Konflikte, Erwartungen, Leidensdrücke und Hoffnungen haben. „Wo das nicht der Fall ist, besteht die Gefahr, gegen das im Markusevangelium formulierte Ethos von Geboten zu verstoßen“, erklärte Dabrock. Dort heißt es einschränkend zur Einhaltung des gebotenen Feiertags: „Der Sabbat ist um des Menschen willen gemacht und nicht der Mensch um des Sabbats willen.“

„Woche für das Leben“
Die jährliche „Woche für das Leben“ ist eine gemeinsame Initiative der katholischen und der evangelischen Kirche in Deutschland. Mit ihr wollen die Kirchen zur Bewusstseinsbildung für den Wert und die Würde menschlichen Lebens beitragen.
Die Aktion wurde 1991 von der Deutschen Bischofskonferenz und vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) begründet. 1994 schloss sich die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) an. Frühere Themen waren etwa der Schutz des ungeborenen Lebens, das Leben im Alter, die Situation von Familien, Kinderfreundlichkeit und menschenwürdige Pflege. Jedes Jahr wird ein anderer Schwerpunkt behandelt.
An der Aktion beteiligen sich bundesweit Hunderte von evangelischen und katholischen Gemeinden, Einrichtungen und Verbände.
Die diesjährige „Woche für das Leben“ beschäftigt sich vom 29. April bis zum 6. Mai mit dem Thema „Kinderwunsch - Wunschkind - Designerbaby“. | K+L
www.woche-fuer-das-leben.de

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