Interreligiöse Veranstaltungen schon zum 20. Mal

Christen, Juden und Muslime feiern Abrahamsfest im Kreis Recklinghausen

  • Juden, Christen und Muslime laden zu 20 Veranstaltungen ein.
  • Jugendliche erklären ihre jeweiligen Gotteshäuser.
  • Gastmahl im Rathaussaal an runden Tischen geplant.

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Interkulturell und interreligiös gestaltet sind die mehr als 20 Veranstaltungen des 20. Abrahamsfestes im Kreis Recklinghausen. „Wir werden auch in diesem Jahr unseren Dialog vertiefen, auch wenn einige Veranstaltungen wegen der Corona-Bestimmungen nur im kleineren Rahmen durchgeführt werden können“, sagt Beatrix Ries von der Christlich-Islamisch-Jüdischen Arbeitsgemeinschaft in Marl.

Seit 1984 ist die Arbeitsgemeinschaft im Kreis Recklinghausen aktiv und unter dem Kürzel CIAG bekannt. Im April erweiterte der Vorstand den Namen CIAG Marl zu dem neuen, gewissermaßen „abrahamitisch inklusiven“ Namen CIJ-AG Marl. So sollen mit den drei großen Buchstaben C, I  und J vor dem Kürzel AG die in den Jahren gewachsene Zusammenarbeit als Christlich-Islamisch-Jüdische Arbeitsgemeinschaft im Kreis Recklinghausen dokumentiert werden.

 

Bereicherung durch kulturelle Vielfalt

 

„Uns ist das gemeinsame Gespräch und gegenseitige Kennenlernen wichtig“, sagt Beatrix Ries. Die pensionierte katholische Religionslehrerin arbeitet als katholische Vertreterin im Vorstand der CIJ-AG mit, die getragen wird von den Kirchen und Moscheen-Gemeinden in Marl sowie der Jüdischen Kultusgemeinde im Kreis Recklinghausen.

Ries, im Marienwallfahrtsort Kevelaer aufgewachsen, empfindet das Kennenlernen anderer Religionen und Kulturen als bereichernd. „Gerade im Ruhrgebiet leben viele Muslime. Sie sind Teil unserer Gesellschaft. Wir dürfen uns nicht gegenseitig abkapseln. Wir müssen miteinander etwas tun“, sagt die 64-Jährige.

 

Religionen tragen zur Verständigung bei

 

Auch Pastoralreferent Günter Tewes, der aus dem Marienwallfahrtsort Telgte stammt und seit 25 Jahren in der Gemeinde St. Michael beziehungsweise in der Pfarrei Heilige Edith Stein arbeitet, schätzt den kulturellen Austausch: „Das hat in Marl eine gute Tradition.“ Dass in den letzten Jahren verstärkt gemeinsame Aktivitäten mit der Jüdischen Kultusgemeinde auf den Weg gebracht werden konnten, sieht es als positives Zeichen, dass Religionen zu einer Verständigung unter den Menschen und zum friedvollen Miteinander beitragen können.

Ries und Tewes kennen aber auch die Vorurteile untereinander, die nicht verschwiegen werden, etwa wenn es um den Konflikt Israel-Palästina oder die Politik der türkischen Regierung geht. „Gerade deshalb sind die Kontakte unter Jugendlichen so wichtig, die wir fördern möchten“, sagt Tewes.

 

Konzert mit dem syrischen Pianisten Aeham Ahamad

 

Deutlich wird dies am diesjährigen Motto des Abrahamsfestes „Jugend – zwischen den Stühlen – aktiv!“. Passend dazu wird es am 30. Oktober ab 18 Uhr in der Aula der Scharounschule ein Konzert mit dem Schrimherrn Aeham Ahmad geben, den „Pianisten in  den Trümmern“. Ahmad ist ein palästinensisch-syrischer Musiker. Internationale Bekanntheit erlangte er 2015 durch seine öffentlichen Auftritte im Flüchtlingslager Jarmuk – als „Pianist in den Trümmern“ während des Bürgerkriegs in Syrien. Inzwischen lebt Ahmad in Westfalen. Schülerinnen und Schüler werden an dem Abend interkulturelle Projekte vorstellen.

An wechselnden Orten gibt es einen Jugendaustausch unter dem Titel „Film, Pizza und Gespräche“, unter anderem am 15. November im Agada, einem jüdischen Jugendclub in Recklinghausen. In mehreren Rundreisen erklären ältere Jugendliche Jüngeren ihr Gotteshaus. Beteiligt sind daran die Willy-Brandt-Gesamtschule und das Albert-Schweitzer/Geschwister-Scholl Gymnasium. Besucht werden eine Kirche, eine Moschee und die Synagoge in Recklinghausen.

 

Workshop für Mitarbeiter der Jugendarbeit

 

Mitarbeiter der Jugendarbeit sind zu einem Workshop eingeladen über das Thema „Interreligiöses Reden unter Verantwortlichen in der Jugendarbeit“. Im Rahmen eines Filmprojekts werden Jugendliche ältere Menschen vorstellen, die über das interkulturelle Miteinander in Marl in den letzten Jahrzehnten berichten.

Den Abschluss des Abrahamsfestes bildet das Gastmahl im Rathaussaal am 8. Dezember. Einlass ist nur nach Voranmeldung angesichts begrenzter Plätze unter den Corona-Schutzregeln. Geplant ist ein gemeinsames Mahl an runden Tischen.

 

Mitmachausstellung im Abrahamhaus

 

Nach Anmeldungen zugänglich ist das Abrahamhaus in Nähe der St.-Josef-Kirche. Das Projekt Abrahamhaus bietet in einer interreligiösen Mitmachausstellung Einblicke in die drei monotheistischen Religionen und die Chance, ihre Besonderheiten zu erkennen und Gemeinsamkeiten zu entdecken.

Neben der Information über Grundlagen, Rituale und Aussagen des Judentums, des Christentums und des Islam können Kinder und Jugendliche in Workshops beispielsweise Kerzen gießen, Gebetsketten auffädeln oder Gewürzdosen fertigen. Die Mitmachausstellung befindet sich derzeit in den Räumen des Kolpinghauses Marl-Drewer.

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