Kreuzwegprozessionen und Gottesdienste in ganz Deutschland

Christen nehmen am Karfreitag Krieg und Klimawandel in den Blick

  • Christen in ganz Deutschland haben den Karfreitag mit Prozessionen und Gottesdiensten begangen.
  • Sie nahmen dabei die Erdbebenopfer in der Türkei, die Kriegsopfer in der Ukraine, die Opfer des Klimawandels sowie die verfolgten Frauen im Iran in den Blick.
  • Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, rief dazu auf, in einer Welt voll Lärm, Reden und Werbung die Stille des Karfreitags auszuhalten.

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Mit Kreuzwegprozessionen und Gottesdiensten haben die Christen in Deutschland den Karfreitag begangen. An diesem Tag gedenken sie der Kreuzigung und des Todes Jesu. Im Zentrum vieler Gebete standen in diesem Jahr die Erdbebenopfer in der Türkei, die Kriegsopfer in der Ukraine, die Opfer des Klimawandels sowie die verfolgten Frauen im Iran.

Die Gottesdienste des Karfreitags, die bundesweit zur vermuteten Todesstunde Jesu um 15 Uhr stattfanden, haben einige Besonderheiten, die es so nur einmal im Jahr gibt. Die Glocken in den Kirchen schweigen, der Tabernakel, in dem die geweihten Hostien aufbewahrt werden, ist leer, ebenso der Altar.

Viele ökumenische Angebote

Auch in großen Städten wie München und Berlin zogen Kreuzwegprozessionen mit mehreren hundert Teilnehmern durch die Innenstädte. Vielfach luden beide großen Kirchen gemeinsam ein. In Berlin schulterten der katholische Erzbischof Heiner Koch, der evangelische Landesbischof Christian Stäblein und der griechisch-orthodoxe Bischof Emanuel von Christopoulis ein übergroßes Kreuz. Erstmals trugen auch Vertreter der Klimaschutzorganisation "Last Generation" das Kreuz und sprachen ein Gebet.

In Lübeck beteiligten sich rund 600 Menschen an dem Kreuzweg, der als der älteste seiner Art in Deutschland gilt. In Essen beteten Christen den Kreuzweg auf der Halde Haniel, einem aus Abraum des Steinkohle-Bergbaus entstandenen Berg. Dort gibt es seit 1995 einen rund 1.200 Meter langen Stationengang, der die enge Verbundenheit zwischen Kirche und Bergbau verdeutlichen soll. Auf 15 Kupfertafeln ist die Geschichte von Leiden und Tod Jesu mit Elementen der Bergbauwelt dargestellt.

Bätzing: Stille aushalten!

In seiner Predigt warb der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Bischof Georg Bätzing, für das Aushalten von Stille. Das sei wichtig in einer Welt, in der die Menschen durch Lärm, Reden und Werbung bedrängt würden, denen man sich nur schwer entziehen könne.

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx erklärte, in der Ukraine finde "durch den Angriffskrieg in der Verantwortung von Präsident Putin ein furchtbarer Kreuzweg statt". Die Verteidigung gegen einen Angreifer sei gerechtfertigt und deswegen auch die Unterstützung derer, die angegriffen werden. Dennoch darf laut dem Kardinal "nicht hingenommen werden, dass sich ein Krieg über Jahre hinzieht, ohne dass auch nur sichtbar wird, wie das enden soll". Die Rhetorik von Sieg und Niederlage führe in eine falsche Richtung.

Militärbischof Overbeck fordert „widerstandsfähige Menschlichkeit“

Auch der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck erinnerte an das Leid der Menschen in der Ukraine. "Die Ströme von Blut, die fließen, und das Leid so unsäglich vieler gemarterter Menschen, schreien zum Himmel", betonte er. Wo die Menschenwürde mit Füßen getreten werde, brauche es neben Achtsamkeit und Nächstenliebe auch eine "widerständige Menschlichkeit", so der Militärbischof der DBK.

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