Heimbach-Steins und Arslan diskutierten auf Burg Dinklage

Christentum und Islam: Verstehen, was dem anderen heilig ist

Volle Moscheen und leeren Kirchen? Der Islam gelangt in Deutschland immer mehr in die Öffentlichkeit. Wie sollen Christen dem begegnen? Antworten gaben in Dinklage Theologen beider Religionen.

Anzeige

Der Christlich-Islamische Dialog war Thema auf der Burg Dinklage. „In unserer Gesellschaft werden religiöse Inhalte immer mehr in den privaten Bereich gedrängt“, stellte Hans Eveslage fest, Vorsitzender der veranstaltenden Kardinal von Galen Stiftung. Der Islam hingegen werde sich in Deutschland weiter verbreiten und in seiner Bedeutung zunehmen. Das zeige sich auch an vollen Moscheen und leeren Kirchen. „Wir haben uns zu fragen: Wie stellen wir uns auf Augenhöhe und im gegenseitigen Respekt der Begegnung und der geistigen Auseinandersetzung mit dem Islam?“

Antworten gaben auf dem Podium Marianne Heimbach-Steins, Professorin der Universität Münster für Christliche Sozialwissenschaften, und Hakki Arslan vom Institut für Islamische Theologie der Universität Osnabrück. Die Diskussion fand in der Reihe „Mut zum Kreuz“ statt.

 

Jesus im Koran

 

Mit Ausnahme der Freitagsgebete seien Moscheen in Deutschland ähnlich leer wie Kirchen, entgegnete Arslan auf Eveslages Eingangsvergleich. Der Koran basiere auf jüdischen und christlichen Wurzeln, verstehe sich aber als eine Weiterführung und Korrektur von Fehlentwicklungen, erklärte er. Jesus komme in Koran 81 Mal vor, werde dort aber nicht als Sohn Gottes, sondern als Sohn Marias und der Gesandte Gottes gesehen.

Der Islam kenne die Idee der Menschenwürde und sei im Kern eine friedliche Religion, stellte Arslan klar, der für ein friedliches Zusammenleben der Religionen warb. „Es stellt sich die Frage, warum es nicht möglich sein sollte, von der eigenen Wahrheit restlos überzeugt zu sein und dennoch denen, die einer anderen oder gar keiner Religion angehören, mit Respekt und Liebe begegnen zu können.“

 

Arslan: Meinung nicht aus den Medien bilden

 

Was Theologen aus dem Islam machten, sei jedoch oft Interpretationssache, erklärte Arslan. Es gebe nicht den einen Islam und keine zentrale Lehrmeinung. Viele aktuelle Probleme zwischen dem Islam und Christentum seien nicht religiös begründbar, sondern politisch motoviert. „Bilden Sie sich Ihre Meinung vom Islam aber nicht aus den Medien, sondern durch das persönlich Gespräch mit Moslems“, forderte Arslan die Zuhörer auf.

„Religiöse Wahrheitsansprüche dürfen nicht mit Mittel der Politik durchgesetzt werden“, sagte auch Heimbach-Steins. „Wir müssen verstehen, was dem anderen wichtig ist und heilig und was uns verbindet und trennt. Dann können wir miteinander umgehen.“

Anzeige