Michael Heyer aus Emstek übernimmt besonderen Standort

City-Seelsorge in Oldenburg bekommt einen neuen Pfarrer

Der Landpfarrer Michael Heyer hat es gewagt: von der Arbeit als Seelsorger in Emstek in eine neue Aufgabe im Forum St. Peter Oldenburg, in die Cityseelsorge. Warum er diesen Schritt macht und warum er Emstek so vermissen wird.

 

 

 

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Er wechselt vom Standbein zum Spielbein der Kirche. So beschreibt es Michael Heyer, der am 21. Mai eingeführt wird als Pfarrer im Forum St. Peter in Oldenburg. Pfarrer in einem Projekt der City-Seelsorge in einer Großstadt, nachdem er ein Dutzend Jahre Pfarrer auf dem Land war, in der Gemeinde St. Margaretha in Emstek. Dort habe er „das Standbein der Kirche“ erlebt: Gemeindeseelsorge, Sakramente spenden, in einem Ort, in dem sechs von zehn Menschen katholisch sind, wo die Kirche noch zum Dorf gehört.

Seelsorge in der Gemeinde – „absolut wichtig und notwendig“, betont Heyer. Eine Aufgabe, die ihn auch erfüllt habe. „Ich kann gut Pastor sein mitten unter den Menschen.“ Er glaubt: „In Emstek haben die Menschen gemerkt, dass ich sie mag. Als Pastor braucht man auch keine andere Fähigkeit, als die Menschen zu lieben. Es ist nicht schlecht, ein guter Theologe zu sein – aber nicht entscheidend."

 

Die Großstadt wartet – mit wenigen Christen

 

Und dieser begeisterte Pastor auf dem Land will in die Großstadt Oldenburg? Wo die Hälfte der Menschen nicht getauft ist  und nur einer von zehn katholisch?

Gerade deshalb, betont Heyer. Denn das Forum St. Peter sei ein besonderes Projekt der City-Seelsorge. Und die sei so etwas wie „das Spielbein der Kirche“. Was für ihn bedeute: „Hier geht es um di besonderen Angebote, die Möglichkeiten, mit denen man Menschen ansprechen kann.“

 

Die Menschen erwarten etwas – völlig zu Recht

 

In der Pfarrgemeinde gebe es immer „feste Erwartungen – und die sind auch völlig berechtigt“. Wenn ein Paar heiraten möchte – der Pfarrer steht zur Verfügung. Wenn ein Kind getauft werden soll – der Pfarrer steht zur Verfügung. „Oder die Menschen erwarten völlig zu Recht, dass der Pfarrer für ein Trauergespräch zur Verfügung steht.“

Seit 2008 arbeitet das Forum St. Peter in Oldenburg. Rechts die ehemalige Pfarrkirche St. Peter, die als geistliches Zentrum dient. | Foto: Franz Josef Scheeben
Seit 2010 arbeitet das Forum St. Peter in Oldenburg. Rechts die ehemalige Pfarrkirche St. Peter, die als geistliches Zentrum dient. | Foto: Franz Josef Scheeben

Ganz anders im Forum St. Peter in Oldenburg, das weiß Heyer schon. „Man kann zu uns kommen, zu unseren Gesprächen und Veranstaltungen – aber man braucht uns nicht.“ Für den neuen Seelsorger „eine ganz andere Art von Kirche“. Wichtig, weil sie sich so für Menschen öffne, „die mal eine Pause vom Glauben brauchen und einen anderen Blickwinkel suchen“.

 

Wo Fremde auch fremd bleiben dürfen

 

Heyer sieht das Forum als Ort, „wo Fremde fremd bleiben dürfen und es doch besondere geistliche Begegnungen geben kann“; gerade deshalb sei auch ein Priester dort wichtig. Ist all das unmöglich in einer Pfarrgemeinde? Dort sei die Hemmschwelle für diese Menschen oft zu groß, meint Heyer. „Viele empfinden das als zu eng – da kann die Gemeinde nichts für und der Pfarrer auch nicht.“ Eine Pfarrei sei eben „stark mit dem Begriff Kirche besetzt“. Das Forum biete in der unübersichtlichen Atmosphäre einer Großstadt einen Ort, wo solche Menschen „mehr Freiheit“ spüren könnten.

 

Das Land verlässt er mit schwerem Herzen

 

Heyer verlässt Emstek nicht leichten Herzens. Für ihn sei aber klar gewesen: Noch 25 Jahre bis zum Ruhestand dort Pfarrer sein – kaum sinnvoll. „Eine Gemeinde braucht auch einmal einen neuen Anstoß – wie der Pfarrer."

Eine Überlegung, die der 53-Jährige mit dem Kopf getroffen hat. Aber sein Herz blutet bei dem Wechsel, so kann man ihn verstehen. „Ich bin so sehr verwachsen mit dieser Gemeinde, ich reiße mich da nur schwer los.“

 

Trauernde zu begleiten wird er vermissen

 

Besonders werde er die Begleitung trauernder Menschen vermissen („in Emstek habe ich in all den Jahren bestimmt 600 Beerdigungen begleitet“). Aus dieser Erfahrung weiß er: „Angehörige stecken da in der schlimmsten Lage ihres Lebens – es ist eine große Ehre, als Pastor da gefragt zu sein“. Das werde ihm in Oldenburg im Forum St. Peter bestimmt fehlen.

Cityseelsorge im Bistum Münster
Das Forum St. Peter in Oldenburg arbeitet seit Oktober 2010 und gehört zu einem Netzwerk von bundesweit 116 Projekten der katholischen Cityseelsorge. Im Bistum Münster gibt es neben dem Forum mit ähnlichem Ansatz noch das Kirchenfoyer in Münster und das Gasthaus in Recklinghausen. Ein wesentlicher Unterschied: Das Forum St. Peter liegt nicht an einer Haupt-Einkaufsstraße in der Innenstadt, sondern eher am Rand dieses Bereichs. Das Forum wirbt deshalb mit einen eigenen offenen Begegnungs- und Bildungsprogramm gezielt um Besucher. Das Forum verfügt mit der ehemaligen Pfarrkirche St. Peter anders als das Kirchenfoyer Münster über ein eigenes geistliches Zentrum mit einem eigenen Pfarrer. Das Gasthaus in Recklinghausen setzt im Vergleich einen sehr starken Akzent beim sozialen Einsatz. Im Gebäude des Forums arbeiten auch kirchliche Beratungsstellen für Schwangere und für Ehepaare sowie der Caritasverband für die Stadt Oldenburg.

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