Schwester Ines über ihre Zeit im Krankenhaus und Preußen Münster

Clemensschwestern schließen Konvent am Clemenshospital in Münster

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Die Clemensschwestern haben ihren Konvent am Clemenshospital in Münster aufgegeben. 21 Jahre lang hat Schwester Ines im Konvent gelebt und als Krankenschwester unzählige Patienten versorgt. Die 72-jährige Ordensfrau kommt noch regelmäßig in das Hospital, wo die Clemensschwestern einst 1820 mit der Krankenpflege begannen. Hier erzählt sie von ihrer Arbeit und warum sie von Fußball und dem Karneval begeistert ist.

„So ist es nun mal, wenn man älter wird und der Nachwuchs fehlt.“ Mit einem Satz erklärt Schwester Ines die Auflösung des Konvents der Clemensschwestern am Clemenshospital in Münster. Eher still und leise vollzog sich der Umzug der letzten zehn Schwestern in den vergangenen Wochen in verschiedene Einrichtungen der Ordensgemeinschaft.

Mit ihren 72 Jahren ist Schwester Ines eine der Jüngsten im Konvent gewesen. Einige Mitschwestern leben jetzt in Pflegeeinrichtungen. „Früher haben wir viele Menschen betreut, jetzt betreuen uns andere oder wir betreuen uns gegenseitig“, sagt die Ordensfrau, die augenzwinkernd sagt: „Nun bin ich auch in Rente.“

Immer für einen Plausch zu haben

So ganz stimmt es aber nicht: Fast täglich fährt sie mit dem Bus vom Mutterhaus in Münsters Innenstadt an der Raphaelsklinik zum Clemenshospital am Düesbergweg. Sie macht dann einige Botengänge und hält hier und da einen Plausch mit den Mitarbeitenden und Patienten. „Man kennt sich. Einige sind auch froh, wenn sie mal wieder eine Ordensschwester mit Tracht sehen. Um 13 Uhr geht es wieder zurück mit dem Bus“, sagt sie.

Traurig über die Entwicklung der in Münster vor 214 Jahren gegründeten Ordensgemeinschaft ist sie schon ein wenig, aber die Schließung von Niederlassungen kommt nicht überraschend. „Als ich 1982 in die Gemeinschaft eintrat, hatten wir 2.000 Schwestern, heute sind es 200 – die meisten davon im höheren Alter“, sagt sie über die Gemeinschaft, die einst die Krankenpflege in weiten Teilen des Bistums Münster aufbaute und in vielen Krankenhäusern Dienst tat.

Beginn der Krankenpflege im Jahr 1820

Im Clemenshospital übernahmen 1820 die Barmherzigen Schwestern die Pflege der Patienten. Im Volksmund wurden sie bald als Clemensschwestern bezeichnet.

Im Konvent am Clemenshospital, der zuletzt von Schwester Marita Kemper geleitet wurde, waren die Schwestern in verschiedenen Aufgabenbereichen tätig: als Sakristanin, als Bibliothekarin in der Patientenbücherei, im Servicedienst auf den Stationen, in der Durchführung von Betreuungsangeboten in der Kurzzeitpflege, in der Pflegedienstleitung und in der Pflege auf der Pflegestation St. Barbara. Zudem übernahmen die Schwestern viele liturgische Dienste.

Personalmangel im Hospital

„Es werden derzeit dringend Krankenschwestern und Pfleger gesucht. Das Problem hatten wir früher gar nicht so sehr“, bemerkt Schwester Ines.

Die aus dem Landkreis Altenkirchen im Westerwald stammende Schwester mit Namen Annegret Bähner hatte sich für die Krankenpflegeausbildung entschieden, machte in Aachen die Ausbildung und lernte Jahre später im Krankenhaus in Arnsberg die Clemensschwestern kennen. Mit Mitte 20 begann sie das Noviziat in Münster. „Eingetreten bin ich dann mit 30. Ich habe mir Zeit gelassen“, sagt sie wiederum augenzwinkernd.

Schicksale berühren die Schwester

Gearbeitet hat sie in vielen Hospitälern: in Warendorf, in Recklinghausen, Duisburg-Hamborn, Bocholt und Meschede. „Man erlebt viel. Die Schicksale der Menschen berühren mich. Es ist unser christlicher Dienst, den Kranken zu helfen“, sagt sie.

In Erinnerung geblieben ist ihr zum Beispiel ein tragischer Fall, als ein junger Mann aus Eritrea, fast noch ein Kind, mit schwersten Verbrennungen in Duisburg über mehrere Monate behandelt wurde. „Wir verstanden ihn nicht wegen der Sprache. Er bekam einen regelrechten Krankenhaus-Koller. Erst als eine Familie ihn aufnahm, besserte sich sein Zustand“, erinnert sie sich.

Erfülltes Ordensleben

Tausenden von Patienten ist Schwester Ines begegnet. „Die Arbeit kostet Kraft, aber sie erfüllt auch. Ich würde wieder Krankenschwester werden und auch wieder in die Ordensgemeinschaft eintreten“, sagt sie rückblickend.

2001 kam sie ins Clemenshospital und entdeckte dort sofort die Liebe zum SC Preußen Münster. Seit nunmehr 21 Jahren hat sie eine Dauerkarte auf der Haupttribüne und guckt im Block B häufig in Ordenstracht alle Heimspiele an.

Geschenk von Preußen Münster

Als sie das Silberne Ordensjubiläum feierte, brachte ihr der damalige Sportmanager von Preußen Münster, Carsten Gockel, nicht nur einen Blumenstrauß vorbei, sondern auch ein Trikot mit den Unterschriften aller Spieler. „Das war eine tolle Sache“, sagt sie.

Vom Clemenshospital sei sie immer zu Fuß ins Stadion an die Hammer Straße gegangen. Seit ihrem Umzug ins Mutterhaus vor einigen Wochen nimmt sie den Bus am Hauptbahnhof, um zum Spielort zu gelangen. „So eine Busfahrt hat ja auch etwas. Da kommt man schon mit den Fans ins Gespräch“, sagt die Ordensfrau, die um einen flotten Spruch nicht verlegen ist.

Vom Karneval begeistert 

Die aus dem Westerwald stammende und in Münster heimisch gewordene Schwester Ines ist eine rheinische Frohnatur. Das kommt zum Beispiel in der Karnevalszeit zum Ausdruck. Viele Lieder von den „Bläck Fööss“ und der Band „Die Höhner“ kann sie mitsingen.

„Fußball und Karneval sind ein guter Ausgleich zum Arbeitsleben“, sagt sie. Und in den Karnevalsliedern gebe es viel Hintergründiges, wie auch im Kölschen Grundgesetz, in dem es zum Beispiel heißt: „Et kütt wie et kütt“ (Es kommt, wie es kommt). „Das heißt so viel wie: Man braucht keine Angst vor der Zukunft zu haben. Das ist doch ein schöner Satz“, meint die Ordensfrau.

Mitschwester bleibt Seelsorgerin im Clemens

Unabhängig von der Schließung des Konvents bleibt ihre Mitschwester Lucia Dießel als Krankenhaus-Seelsorgerin Ansprechpartnerin für die Patienten des großen und kürzlich für 50 Millionen Euro mit einem Anbau erweiterten Clemenshospitals.
 

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