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KLJB-Delegierte Josefa Reineke berichtet Kirche+Leben über zähe Klimaverhandlungen in Baku und ernüchternde Ergebnisse.
Wie war Ihr erster Eindruck von Baku?
Die ersten Erfahrungen waren krass. Wir sind dort in der Nacht angekommen, aber es war sehr viel los, als ob es nicht Nacht wäre. Am Flughafen, überall waren Menschen. In der Stadt hat man gesehen, dass Aserbaidschan ein rohstoffreiches Land ist. Oder sie haben zumindest für diese Weltklimakonferenz viel aufgefahren. Hell beleuchtete Häuser, großartige Fassaden: Uns wurde deutlich, dass dieses Land von seinen Bodenschätzen gut lebt.
Was hat die KLJB-Delegation auf der Weltklimakonferenz gemacht?
Vor allem sollten wir die unterschiedlichen Verhandlungen verfolgen. Ich war zum Beispiel für Emissionsminderung zuständig. Wir haben uns allerdings auch mit unterschiedlichen zivilgesellschaftlichen Akteuren, anderen europäischen Jugendlichen und mit der katholischen Bubble auf der Weltklimakonferenz vernetzt. Konkret bedeutete das zum Beispiel, dass wir gemeinsam Verhandlungspapiere gelesen und Anmerkungen zusammengetragen haben. Damit sind wir auf die Verhandler zugegangen, um sie in unserem Sinne zu beeinflussen. Darüber hinaus haben wir auch kleinere Demonstrationen für unsere Anliegen organisiert.
Josefa Reineke (23) stammt aus Warburg-Nörde im Erzbistum Paderborn. Sie ist im Ortsgruppenvorstand der Katholischen Landjugendbewegung (KLJB) aktiv und hat an der Universität Bamberg Kommunikationswissenschaft studiert. Um Teil der Delegation zur Weltklimakonferenz in Baku sein zu können, hat sich Reineke auf eine Ausschreibung der KLJB beworben. (ber)
Wie wurden diese Proteste in einem autoritären Regime wie Aserbaidschan aufgenommen?
Wir konnten nur innerhalb des Konferenzgeländes demonstrieren. Oder besser gesagt in der sogenannten „Blue Zone“, in der UN-Recht gilt. Aber auch dort nur mit Anmeldung und unter genauer Beachtung der Regeln. Es gab eine große Demonstration, bei der wir nichts sagen durften und still über das Gelände gehen mussten. Außerhalb der „Blue Zone“, so wurde uns gesagt, sollten wir uns nicht einmal mit einem Schild blicken lassen. Also zum Beispiel kein Schild mit „1,5 Grad“ in der U-Bahn dabeihaben.
Die KLJB hat im Vorfeld der Weltklimakonferenz konkrete Forderungen zur gerechten Verteilung der Kosten des Klimawandels und zur Emissionsminderung formuliert. Wie sieht es damit aus?
Bisher sind wir nicht zufrieden. Die Länder des globalen Nordens leisten immer noch zu wenig. Die EU und Deutschland haben zwar Zugeständnisse gemacht, aber vor allem der Emissionshandel bereitet uns Sorgen. Die reicheren Länder können sich von den Klimazielen freikaufen. Über Emissionsminderung, mein Thema, wurde dagegen einfach nicht geredet. Nachdem im vergangenen Jahr ein drastischer Ausbau der erneuerbaren Energien beschlossen wurde, waren wir der Überzeugung, dass darüber nochmal gesprochen werden würde. Dann diskutierten die Unterhändler aber nur über Institutionen und nicht über Ziele oder konkrete Maßnahmen. Letztlich wurde das Problem vertagt.
Welchen Gesamteindruck haben Sie von den Verhandlungen?
Ich will nicht von Stillstand oder gar von einem großen Desaster sprechen. Jeder kleine Erfolg, jede noch so kleine Reduktion sollte gefeiert werden. Allerdings sehe ich derzeit nur solche Minimalerfolge. Ich weiß nicht, was der große Erfolg dieser Weltklimakonferenz sein wird, hoffe aber darauf. Die Verhandlungen selbst haben mich sehr berührt. Die ganze Welt sitzt zusammen und berät sich. Das ist schon eine große Errungenschaft. Allerdings kam mir das Ganze immer etwas ineffizient vor. Ich weiß nicht, ob das in den kommenden Jahren so weitergehen kann. Die Veranstaltung wirkte auf mich manchmal wie ein Planspiel in der Schule: Leute bekommen zwei Argumente an die Hand und diskutieren drei Stunden lang im Kreis über diese zwei Argumente - aber ohne jede Konsequenz für die Wirklichkeit.
Wie will die KLJB-Delegation die Erfahrungen aus Baku nach Deutschland tragen?
Das war ein wichtiger Grund für unsere Reise. Auf jeden Fall wollen wir das Klimathema wieder in den Vordergrund rücken. Gefühlt spricht in Deutschland niemand mehr über das Klima, was angesichts der bevorstehenden Katastrophe verwunderlich ist. Wir geben Interviews, machen Öffentlichkeitsarbeit auf unseren Social-Media-Kanälen und der Bundesverband führt immer wieder Gespräche mit Politikern. Besonders denen wollen wir unsere Erfahrungen mitteilen.