Beispiele aus Münster, Recklinghausen und Oldenburg

Corona-Impfung für Obdachlose – wie kirchliche Häuser mithelfen

  • Wer auf der Straße lebt, ist auch für Corona besonders anfällig.
  • Kirchliche Stellen helfen, Wohnungslose zu schützen.
  • In Münster, Recklinghausen und Oldenburg machen sie unter anderem Impfangebote.

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Wer mitten im kalten Winter auf der Straße lebt, ist besonders krankheitsanfällig – auch ohne Pandemie. Corona macht nun einen zusätzlichen Schutz auch für Wohnungslose notwendig. Dabei helfen die Kirchen mit, zum Beispiel in Münster, Recklinghausen und Oldenburg. Mit Erfolg.

„97 Prozent der Menschen, die derzeit bei uns sind, sind doppelt geimpft“, sagt Thomas Mühlbauer, Leiter des „Hauses der Wohnungslosenhilfe“ (HdW) in Münster, zu „Kirche-und-Leben.de“. Die Notunterkunft der katholischen Bischof-Hermann-Stiftung hat Platz für 80 Männer. Um Abstände einhalten zu können, ist die Kapazität in Corona-Zeiten auf 65 Betten reduziert, für die anderen Plätze wurde ein Ausweichstandort gefunden.

Booster-Termin in der Notunterkunft

Wem der Impfschutz noch fehlt, der kann ihn unter anderem im HdW bekommen. „Im Januar ist der nächste Termin geplant“, so Mühlbauer.

Schwieriger zu erreichen als die Männer in seiner Einrichtung sind jene, die „Platte machen“, also auf der Straße leben und keine Notunterkünfte aufsuchen. Mühlbauer schätzt ihre Zahl in Münster auf 50: „Wir kennen zum Beispiel jemanden, der am Aasee in einem Zelt lebt.“

Mobiler Dienst sucht Wohnungslose auf

Bei diesen Menschen schaut die Ärztin Sabine Pöppelmann mit dem Mobilen Dienst vorbei und wirbt fürs Impfen. Oft mit Erfolg, sagt Mühlbauer: „Wer sich einmal hat impfen lassen, der ist auch offen, wenn weitere Termine nötig sind.“

Noch im Frühjahr hatte es Hoffnung gegeben, zwei Impfdosen könnten ausreichen – oder sogar eine wie bei dem Impfstoff von Johnson & Johnson. Deshalb hatte die Caritas in der Stadt Münster Ende April in einem Pfarrheim dieses Vakzin verimpft.

Doch auch nach Johnson & Johnson muss geboostert werden: „Anfang Dezember haben wir zuletzt im Pfarrer-Eltrop-Heim einen Termin angeboten“, berichtet Norbert Porada vom Fachbereich Wohnen der Stadt-Caritas. Den hätten vor allem Klienten des ambulant betreuten Wohnens wahrgenommen.

Gasthaus und Gastkirche helfen in Recklinghausen

In Recklinghausen kümmern sich von katholischer Seite vor allem Gastkirche und Gasthaus in der Altstadt um Wohnungslose. Auch in dieser Einrichtung wurde im Mai zunächst Johnson & Johnson verimpft. „Am 27. November hat es dann einen Booster-Termin gegeben“, sagt Gastkirchen-Pfarrer Ludger Ernsting zu „Kirche-und-Leben.de“.

Ein Arzt halte regelmäßig Sprechzeiten im Gasthaus, beschreibt der Pfarrer. Weitere Wohnungslose seien erreicht worden, weil sie nach Drogensucht Methadon erhalten und daher Kontakt zu Medizinern hätten.

Diakonie betreut Wohnungslose in Oldenburg

In Oldenburg haben die katholische Caritas und das evangelische Diakonische Werk entschieden, die Wohnungslosenhilfe der Diakonie zu überlassen. Reinhild Hagedorn leitet den „Tagesaufenthalt für Menschen in Wohnungsnot“. Dort wurde im Frühjahr bereits mit Biontech erst- und zweitgeimpft, berichtet sie gegenüber „Kirche-und-Leben.de“.

Inzwischen hätten mehrere Träger wie das städtische Sozialamt und die Bahnhofsmission Booster-Termine angeboten. „Im Januar ist auch bei uns noch einer vorgesehen“, so Hagedorn.

„Wir haben ein ganz gutes Netz“, findet sie. Auch in der Diakonie-Einrichtung biete ein Hausarzt regelmäßig Sprechstunden an. Zudem sorgten Einrichtungen wie die Malteser-Sprechstunde für Menschen ohne Krankenversicherung – die es auch in Münster gibt – dafür, dass die Menschen auf der Straße nicht aus dem Blick geraten.

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