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Bischöfe und weitere Intellektuelle warnen vor einer Verschwörung geheimer Mächte, die durch Covid-19 angeblich nach der Weltherrschaft trachten. Unterstützer ist Kardinal Gerhard Ludwig Müller - und zunächst auch Kardinal Robert Sarah.
Der deutsche Kurienkardinal Gerhard Ludwig Müller ist mit weiteren konservativen Geistlichen und Intellektuellen Unterzeichner eines "Aufrufs für die Kirche und für die Welt", der die Ansteckungsgefahr von Covid-19 anzweifelt. Sie sehen eine Verschwörung geheimer Kräfte, welche die "Schaffung einer Weltregierung" anstrebten. Belege für die Thesen gibt es in dem Dokument nicht. Müller war bis 2017 Präfekt der Glaubenskongregation im Vatikan.
Den Aufruf haben zwölf Kardinäle, Bischöfe und Weihbischöfe sowie einige Dutzend internationale Journalisten, Ärzte, Juristen und Organisationen unterzeichnet - darunter der vom Vatikan gemaßregelte frühere Vatikandiplomat Carlo Maria Vigano und der Salzburger Weihbischof Andreas Laun. Zunächst stand auch Kardinal Robert Sarah, amtierender Präfekt der Gottesdienst-Kongregation im Vatikan, auf der Liste. Seit heute Morgen ist sein Name verschwunden.
"Ungerechtfertigter Alarmismus"
Zunächst stand auch Kardinal Robert Sarah, Präfekt der Gottesdienste-Kongregation im Vatikan, auf der Liste der Unterzeichner. Am Morgen des 8. Mai 2020 war sein Name verschwunden.
In dem Dokument beklagen die Unterzeichner, dass "unter dem Vorwand der Covid-19-Epidemie in vielen Fällen unveräußerliche Rechte der Bürger verletzt und ihre Grundfreiheiten unverhältnismäßig und ungerechtfertigt eingeschränkt wurden, einschließlich des Rechts auf Religionsfreiheit". Die öffentliche Gesundheit dürfe "kein Alibi werden, um die Rechte von Millionen von Menschen auf der ganzen Welt zu verletzen".
Die Rede ist zudem von einem ungerechtfertigten "Alarmismus seitens der Medien" und von einer "Einmischung von fremden Mächten". Ohne genauere Angaben oder Belege warnen die Unterzeichner Katholiken mit Blick auf die Corona-Krise davor, "sich mit Impfstoffen behandeln zu lassen, zu deren Herstellung Material von abgetriebenen Föten verwendet" werde.
"Kampf gegen einen unsichtbaren Feind"
Mit Nachdruck betont das Dokument die völlige Autonomie der Kirche gegenüber staatlichen Behörden in Fragen der Religionsausübung. "Diese Autonomie und Freiheit der Kirche ist ein Grundrecht, das der Herr Jesus Christus ihr gegeben hat." Daher habe der Staat keinerlei Recht, "sich aus irgendeinem Grund in die Souveränität der Kirche einzumischen" - etwa durch Verbote oder Einschränkungen des öffentlichen Gottesdienstes und der Seelsorge: "Gottes Rechte und die seiner Gläubigen sind das oberste Gesetz der Kirche."
Die Unterzeichner rufen zu einem "Kampf gegen einen unsichtbaren Feind" auf: "Wir lassen nicht zu, dass Jahrhunderte christlicher Zivilisation unter dem Vorwand eines Virus ausgelöscht werden, um eine hasserfüllte, technokratische Tyrannei zu begründen."