Eröffnung abgesagt - Wallfahrtsdirektor baut auf kleine Pilgergruppen

Corona-Krise: Was wird aus der Telgter Wallfahrt?

Traditionell beginnt die Telgter Wallfahrts-Saison am Samstag vor dem 1. Mai. Doch die Eröffnung ist wegen Corona abgesagt - und das trotz 650-Jahrfeier des Telgter Gnadenbilds. Bislang gebe es auch noch keinen Ersatztermin., sagt Propst Michael Langenfeld.

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Traditionell beginnt die Telgter Wallfahrts-Saison am Samstag vor dem 1. Mai und endet im Oktober. Am 25. April wollte Bischof Felix Genn der feierlichen Eröffnung in der Propstei- und Wallfahrtskirche St. Clemens vorstehen. Der Propsteichor sollte den Festakt musikalisch begleiten, im Anschluss an den Gottesdienst wollten die Menschen mit der Lichterprozession ein leuchtendes Zeichen um den Kapellenplatz setzten. Das alles ist wegen Corona abgesagt.

„Und es gibt auch noch keinen Ausweichtermin“, sagt Propst Michael Langenfeld. „Wir wissen nicht genau, wie es weitergehen wird“, so der Wallfahrtsdirektor. „Wir warten auf die staatlichen und kirchlichen Weisungen dazu. Was dann für die normalen Gottesdienste gilt, wird auch für die Pilger gültig sein.“ Die Saison 2020 unter dem Leitwort „Ich bin da, wo du bist“ werde eher von Einzelpilgern als von großen Wallfahrts-Ereignisse geprägt werden, erklärt der Propst.

 

Viele Termine bereits abgesagt

 

Plakat der diesjährigen Telgter Wallfahrt zum Jubiläum 650 Jahre Telgter Gnadenbild.
Plakat der diesjährigen Telgter Wallfahrt zum Jubiläum 650 Jahre Telgter Gnadenbild.

Bereits gecancelt ist die Wallfahrt der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften am 3. Mai. Die Kutschenwallfahrt am 21. Mai sei noch nicht offiziell abgesagt, ihre Durchführung jedoch fraglich. „Nach den Vorgaben der Bundesregierung dürfen bis zum 31. August keine Großveranstaltungen stattfinden. Das betrifft sicher auch die Osnabrücker Wallfahrt im Juli“, sagt der Propst. Sie gehört mit 10.000 bis 12.000 Gläubigen zu den größten Fußwallfahrten in Deutschland.

Natürlich habe man über Alternativen nachgedacht. „Wir haben in den letzten Jahren einen Zuwachs von Einzelpilgern und Menschen, die zu zweit oder in kleinen Gruppen kommen.“ Langenfeld geht davon aus, dass zu den traditionellen Terminen genau dieser Pilgerkreis verstärkt nach Telgte kommen wird. „Für viele gehört die Wallfahrt zu ihrem religiösen Leben. Wir müssen dann sehen, wie wir diese Pilger in die normalen Gottesdienste integrieren.“

 

Telgter Gnadenbild wird 650 Jahre alt

 

„Die Wallfahrtsplakate sind ausgehängt, die Pilgergebete in Druck. Wir haben alle Vorbereitungen für eine normale Wallfahrt getroffen.“ Die Kapelle mit der Muttergottes sei für Besucher ohnehin offen. Die Organisatoren überlegen auch, vor der Kapelle Bankreihen aufzustellen, damit die Menschen in gebührendem Abstand voneinander beten können.

„In den vielen Jahrhunderten der Telgter Wallfahrt hat es auch Zeiten gegeben, in denen die großen Wallfahrten verboten waren, etwa während des Kulturkampfes und der Nazizeit“, sagt der Wallfahrtsdirektor.  In diesem Jahr sei das aber besonders schade, weil das Telgter Gnadenbild 650 Jahre alt wird. Nun hofft Langenfeld darauf, „dass der September ein guter Wallfahrtsmonat wird“.

Der Ursprung der Telgter Wallfahrt geht auf den münsterschen Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen zurück. Er setzte 1651 eine Prozession von Münster und Warendorf nach Telgte ein. Jährlich kommen mehr als 100.000 Menschen in den Pilgerort, um die etwa 1370 entstandene und aus Papelholz geschnitzte Pieta mit dem von Kreuz genommenen Jesus zu verehren.

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