Eine fahrbare Kaffeetafel ist unterwegs in der St.-Viktor-Pfarrei

Dammer Seelsorger laden jetzt zum Plausch am „Pfarrrad“ ein

  • Die Seelsorger der St.-Viktor-Pfarrei in Damme (Kreis Vechta) werden künftig mit einem fahrbaren Kaffeetisch in der Gemeinde unterwegs sein.
  • Das umgebaute E-Lastenrad war erstmals bei der Gräbersegnung an Allerheiligen im Einsatz.
  • Das Team will nicht mehr warten, bis Menschen zu ihnen kommen, sondern sich selbst auf den Weg machen.

 

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„Was ist das denn?“ „So etwas habe ich ja noch nie gesehen!“ So reagieren Fußgänger auf dem Kirchplatz im oldenburgischen Damme auf das Gefährt, das Pastoralreferent Florian Rolfes vorm Portal der St.-Viktor-Kirche geparkt hat: ein um eine aufmontierte Tischplatte ergänztes Lastenfahrrad mit der Aufschrift „Pfarrrad“ auf dem Transportbehälter. Gedeckt mit Tassen und einer Thermoskanne.

„Kommen Sie ruhig näher heran! Möchten Sie vielleicht einen Kaffee?“, ermuntert Dammes leitender Pfarrer Heiner Zumdohme staunende Passanten. „Er kostet auch nichts.“ Eine freundlich lächelnde Frau ist immer noch sprachlos, sagt nur „aber bitte mit Milch und Zucker“ und beginnt spontan zu erzählen: von ihrer Kindheit und wie wichtig ihren Eltern eine katholische Erziehung gewesen sei.

„Pfarrrad“ ist eine Idee des Seelsorgeteams

Das Pfarrrad vor der Dammer Kirche.
Das Pfarrrad vor der Dammer Kirche. | Foto: Michael Rottmann

So oder ähnlich könnten in nächster Zeit noch mehr Begegnungen in der oldenburgischen Pfarrei im Landkreis Vechta ablaufen. Wenn sich das neue Gefährt, das die St.-Viktor-Gemeinde „Kirche-und-Leben.de“ jetzt offiziell vorgestellt hat, erst einmal so richtig etabliert hat. Bei der Gräbersegnung war es bereits kurz auf dem Friedhof im Einsatz. Ab dem Frühjahr, wenn wärmeres Wetter Radfahren wieder angenehmer macht, soll es weitergehen.

Florian Rolfes ist Namensgeber des neuen fahrbaren Kaffeetischs. „Wir haben im Seelsorgeteam überlegt, wie wir noch besser mit Menschen ins Gespräch kommen können, dabei ist die Idee mit dem ,Pfarrrad‘ entstanden“, erklärt der Pastoralreferent der St.-Viktor-Pfarrei.

Gefährt kostet alles in allem rund 4000 Euro

„Zuerst haben wir über eine Lösung mit einer umgebauten Vespa überlegt. Das hätte aber allein für das Fahrzeug fast 20.000 Euro gekostet und war uns viel zu teuer.“ So habe in der Region im Umland des Dümmer als Alternative die Fahrrad-Idee nahegelegen.

Der Listenpreis für das Lasten-E-Bike ohne Umbau habe bei rund 2.700 Euro gelegen, inklusive Um- und Anbauten komme man auf 4.000 Euro, rechnet der leitende Pfarrer Heiner Zumdohme vor. Das meiste davon habe die Gemeinde mit größeren Spenden finanzieren könne.

Premiere an Allerheiligen auf dem Friedhof

Mechthild Imwalle
Mechthild Imwalle ist ehrenamtlich in der St.-Viktor-Pfarrei aktiv und begeistert vom neuen „Pfarrrad“. | Foto: Michael Rottmann

Mechthild Imwalle hat die fahrbare Kaffeetafel schon erlebt, bei der Friedhofsaktion an Allerheiligen. Die Ehrenamtliche aus St. Viktor ist begeistert. „Wir haben auf dem Friedhof mit den Angehörigen gesprochen. Dabei haben wir gemerkt, wie das Angebot die Kontaktaufnahme zu den Menschen erleichtert hat. Sie haben gesehen: Kirche ist da! An einem Ort, an dem man sonst meist nur zu Beerdigungen ist.“

Sie findet auch die Tassen mit der Aufschrift „Schön, dass es dich gibt!“ und „Wir wünschen dir einen gesegneten Tag!“ gelungen. Die Tassen zählen genauso zur Ausrüstung des Pfarrrades wie zwei Werbe-Fahnen, ein Sonnenschirm, eine Bank, Thermoskannen oder Schalen für Naschzeug. Alles lässt sich im Transportkasten des E-Bikes verstauen.

Seelsorger wollen damit mittendrin sein

Florian Rolfes
Florian Rolfes hat dem Pfarrrad seinen Namen gegeben. Er ist seit vier Jahren Pastoralreferent in Damme. | Foto: Michael Rottmann

„Im Sommer soll das ,Pfarrrad‘ regelmäßig in der Pfarrei unterwegs sein“, sagt Florian Rolfes. Jeweils zu zweit sollen Seelsorger sich damit auf den Weg zu den Menschen machen. „Sie könnten sich zum Beispiel am Dümmer aufstellen oder auf dem Wochenmarkt oder bei Kindergarten- oder Schulfesten. Mittendrin eben.“

„Das ist nicht mehr die Seelsorge, die darauf wartet, dass die Leute kommen“, ergänzt Pfarrer Zumdohme. Ihm ist außerdem wichtig: „Wir als Seelsorgeteam wollen das selbst als unsere Aufgabe übernehmen und nicht darauf setzen, dass Ehrenamtliche das nun übernehmen und das ,Pfarrrad‘ nach vorne bringen müssen.“

Unterwegs in allen Gemeindeteilen

Großartige Pflege ist für das neue Gefährt übrigens nicht notwendig. Auch das ist ein Vorteil gegenüber einer Vespa-Lösung. Untergestellt werden kann es in der Garage des Pfarrheims. Und wenn es unterwegs ist, dann auch in den Weiten der oldenburgischen Pfarrei mit ihren vier Gemeindeteilen Damme, Osterfeine, Rüschendorf und Neuenkirchen. Für lockere Gespräche über Gott und die Welt, vielleicht auch über eigene Fragen, Sorgen und Nöte. „Das ist in lockerer Atmosphäre deutlich einfacher, als wenn sie dafür am Pfarrhaus klingeln müssen“, sagt Florian Rolfes.

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